Die ländlichen Gebiete der Lozère, Ardèche und Haute-Loire liegen in den Bergen im Zentrum von Frankreich; sie sind traditionell bekannt für ihre Landwirtschaft. Heute jedoch werden die vormals von Familien betriebenen Bauernhöfe in dieser Region infolge von Verordnungen der Europäischen Union zunehmend in luxuriöse Landsitze umgewandelt. Die landwirtschaftliche Industrie wurde inzwischen überwiegend monopolisiert und liegt in den Händen weniger Großkonzerne. Mit dem Aussterben der Agrikultur hat sich Depardon schon vor zehn Jahren in einem Bildband befasst. Damals vermutete er, dass eine Epoche zu Ende gehen würde. Für Profils paysans: Le quotidien ist er nun in die Gegend seiner Jugend zurückgekehrt, und tatsächlich hat sich an dem Debakel wenig geändert: Ohne neue Pächter ist es mit der französischen Landwirtschaft vorbei. Entsprechend beginnt der Film wie ein Requiem. Zur Beerdigung eines alten Bauern versammelt sich ein Häufchen aus Übriggebliebenen. Der Pfarrer sagt ein paar lobende Worte über den Verstorbenen, die anderen Alten hören starr und in sich gekehrt zu. In den folgenden achtzig Minuten wird Depardon versuchen, sie zum Sprechen zu bewegen, aber das Misstrauen ist groß. Manchmal bricht die Verstocktheit auf. Dann erzählt ein Hirte, wie viel ihm das Land bedeutet und wie schwer es fällt, an die Zukunft zu denken, in der kein Nachwuchs sich um seine Ziegen kümmern wird. Depardon achtet bewusst auf solche Momente, in denen private Wünsche in den Biografien der scheuen Landbevölkerung durchschimmern. «Warum filmen Sie mich?», fragt eine argwöhnische Nachbarin, die zufällig ins Bild gerät; und eine andere Frau antwortet ihr: «Weil Sie da sind.» (Harald Fricke) (Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Raymond Depardon
- Kamera
- Raymond Depardon
- Author
- Raymond Depardon
- Musik
- Gabriel Fauré