Predator: Blutige Alien-Action mit einem kindlichen Schuss ins Knie
Predator ist das englische Wort für Raubtier. Dieses spezielle außerirdische Raubtier ist erstmals 1987 unter der Regie von John McTiernan auf eine US-Spezialeinheit getroffen. Überlebt hat den Erstkontakt nur einer, der Anführer der Truppe, Major Dutch Schaefer (Arnold Schwarzenegger). Der Erste, der damals dem Raubtier zum Opfer gefallen ist, war Shane Black, der den US-Soldaten Hawkins spielte.
Mehr als 30 Jahre später trifft Black wieder auf den . Diesmal sitzt er im Regiestuhl und hat gemeinsam mit dem B-Movie-Veteranen Fred Dekker ("Die Nacht der Creeps") das Drehbuch geschrieben.
Mit der Wiederbelebung des "Predator"-Franchise hat er keine leichte Aufgabe übernommen. Denn der erste Film "Predator" (1987) ist ein wahrer Action-Kultfilm, aber was danach folgte, hat zwar eingefleischte Fans halbwegs zufriedengestellt, jedoch (im Kino) nie solche Höhen erreicht wie die vergleichbaren Franchises "Alien" und " Terminator". Dennoch ist "The Predator" (2018), so der schlichte Originaltitel, schon die dritte Fortsetzung nach "Predator 2" (1990) und "Predators" (2010). Sogar die fünfte, wenn man die beiden Crossover-Filme "Alien vs. Predator" (2004) und "Alien vs. Predator 2" (2007) mitzählt.
Die spannende Frage ist also: Macht es Black mit "Predator – Upgrade" diesmal richtig?
Blutige Action in bester B-Movie-Tradition
Jedenfalls vergeudet Black keine Zeit. Mit der blutigen Alien-Action geht es schon nach Minuten los. Dabei geizt Black nicht mit detailverliebten Reminiszenzen an das Original. Während einer Mission des US-Soldaten Quinn McKenna (Boyd Holbrook) in Mexiko fällt dem Scharfschützen der US-Army ein Predator-Raumschiff (beinahe) auf den Kopf. Im Handumdrehen ist seine Einheit tot. McKenna schafft es mit viel Glück zu entkommen. Mit dabei hat er eine erbeutete Predator-Maske und eine futuristische Kampfmanschette, die alle Stücke spielt. Wieder zurück in der Heimat, wird er zu dem Vorfall im mexikanischen Urwald verhört.
Und ab hier wird der Plot immer verrückter. Aber in einer durchaus guten B-Movie-Tradition! Filme wie "Predator" sind schließlich keine Übung in Logik. Black schafft es sehr gut, die logischen Unstimmigkeiten mit temporeicher Action, leicht überzeichneten Charakteren und seinem typischen Buddy-Schmäh zu überspielen.
Einer dieser Charaktere ist Traeger (Sterling K. Brown), Chef einer geheimen Alien-Einheit der US-Regierung. In seinem Hauptquartier hat er einige Predator-Fundstücke gesammelt. Und jetzt hat er auch einen lebenden Predator gefangen. Das kann ja nicht gut ausgehen.
Traeger behandelt McKenna wie einen Deserteur, weshalb dieser in einem Gefangenenbus landet – gemeinsam mit einigen recht seltsamen menschlichen Exemplaren aus den Altbeständen der US-Army. Die Logik von Traeger muss man nicht weiter verstehen. Sie dient vor allem dazu, dass diesmal nicht die US-Army der offizielle Held des Films ist. Die Heldenrolle hat diesmal eine durchgeknallte Truppe ausgemusterter Ex-Soldaten. Die US-Army macht alles nur schlimmer. Das kann man auch als Zeichen der Zeit sehen.
Gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Casey Bracket (Olivia Munn) jagen McKenna und seine neue "Einheit" schließlich dem Predator nach, der inzwischen das Hauptquartier aufgemischt hat und geflohen ist. Er ist auf dem Weg zu McKennas zwölfjährigem Sohn Rory.
Schuss ins eigene Knie
Bis hierher hat Black eigentlich fast alles richtig gemacht. Aber dann will er einfach zu viel in einen Film packen. Mit McKennas Sohn Rory bekommt der Film einen Hauch von Steven Spielberg. Und das passt gar nicht zur durchwegs blutigen Inszenierung. Die Atmosphäre der tödlichen Bedrohung ist bei "The Predator" plötzlich dahin – ein wenig auch durch den Buddy-Humor der durchgeknallten Truppe, der aber besser zu einem Erwachsenenfilm passt. Aber auch der versaute Erwachsenenhumor leidet unter der Anwesenheit eines Kindes.
Es war schon in "Iron Man 3" nicht unbedingt förderlich für den Sarkasmus von Tony Stark, dass ihm Black einen kindlichen Sidekick zur Seite gestellt hat. Aber hier ist es ein echter Schuss ins eigene Knie. Die coolen Sprüche von Papa McKenna kommen in Anwesenheit seines Sohnes dann doch irgendwie nicht mehr so cool rüber. Sogar einen Predator-Hund, der zutraulich wird und Bälle apportiert, kann sich Black nicht verkneifen. Wozu? Um mehr CGI-Effekte im Film unterzubringen? Zur Handlung trägt das Tierchen jedenfalls nichts bei.
Am Ende bleibt – trotz unterhaltender Alien-Action – der bittere Nachgeschmack, dass Shane Black paradoxerweise dem Predator-Fanchise endgültig den Todesstoß versetzt haben könnte, indem er es "disneyfiziert" hat.
Erwin Schotzger