Fern kündigt sich der Rationalisierungswahn des Neoliberalismus an. Anfang der 1980er-Jahre wird die Papierfabrik Schlöglmühl abgewirtschaftet, stillgelegt, zugesperrt. 269 Arbeitnehmer bleiben zurück. Ihre Proteste finden keinen Widerhall, ein ganzer Ort wird um seine soziale und ökonomische Existenz gebracht. Wut, Verzweiflung, Depression sind die Folge. Der Dokumentarfilmer Egon Humer, ein verlässlicher Seismograf von (gesellschafts-)politisch schwierigen Themen, lässt in POSTADRESSE: 2640 SCHLÖGLMÜHL die Betroffenen ausführlich zu Wort kommen, gibt den »Schlöglmühlern« ihre Stimmen zurück. Das Gefühl der anhaltenden Ausweglosigkeit, welches von ihren Gesichtern deutlich abzulesen ist, spiegelt sich auch in den präzis gestalteten, die Interviewpassagen umrahmenden Bildkompositionen wider: Suggestive Kamerafahrten entlang der maroden Fabriksgebäude, behutsame Aufnahmen von desolaten Arbeiterwohnungen, langsame Schwenks über das verwitterte Betriebsgelände - Schlöglmühl wirkt wie eine Geisterstadt, an der in regelmäßigen Abständen der Zug des Lebens vorüberfährt. (Lukas Maurer)
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Details
- Regie
- Egon Humer
- Kamera
- Peter Freiss
- Author
- Egon Humer