Parque vía, der erste Spielfilm des gebürigen Spaniers Enrique Rivero, ist ein Film von minutiös komponierter Einfachheit, der sich zunächst ganz auf die Repräsentanz von Alltäglichkeiten beschränkt: Beto, ein alter Indio, wohnt ganz alleine in einem leer stehenden Haus in Mexiko City. Er arbeitet als Wächter in einer luxuriösen Villa, die verkauft werden soll. Seine einzigen Kontakte zur Außenwelt sind die Besuche der alten Besitzerin, der er drei Jahrzehnte als Butler gedient hat, gelegentliche Kaufinteressenten und die wöchentliche Aufwartung einer abgetakelten Prostituierten. Niemand kann sich vorstellen, wie es nach dem Verkauf des Hauses weitergeht. Die Rituale geben keinen Halt mehr, und jede so oft ausgeführte Handlung könnte die letzte sein. Enrique Rivero inszeniert sein Langfilmdebüt - basierend auf der Lebensgeschichte von Nolberto Coria, der selbst die Rolle Betos spielt - in einer atemberaubenden Verbindung aus Dokumentation und Fiktion. Gedreht im 16mm-Format, jenem des «klassischen» Dokumentarfilms, ist dennoch jedes Bild perfekt komponiert, so als blicke man dem göttlichen Auge über die Schulter. Das Einzige, was man diesem makellosen Film vorwerfen könnte, ist seine Nähe zum Werk des Mexikaners Carlos Reygadas (Japón, Batalla en el cielo). Dessen radikaler Minimalismus hat offensichtlich Schule gemacht, aber in eine bessere Filmschule könnte man kaum gehen. (Daniel Kothenschulte)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Enrique Rivero
- Kamera
- Arnau Valls Colomer
- Author
- Enrique Rivero
- Musik
- Alejandro de Icaza