"Life of Pi" auf Disney+-Star: Pack den Tiger in das Boot

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Star-Regisseur Ang Lee hat zwei unfreiwillige Reisegenossen in einem Rettungsboot untergebracht und lehrt uns das Staunen.

Mit einem Tiger ein Rettungsboot zu teilen, kann einige unschöne Nebeneffekte ergeben und man müsste schon ein sehr großer Tierfreund sein, um sich mit seiner Rolle als Frischfleisch abzufinden.

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Unfreiwillige Seereise

Der Inder mit dem exzentrischen Namen Piscine Molitor Patel, kurz Pi genannt, ist Sohn eines Zoobesitzers und kennt sich mit wilden Tieren bestens aus; nur um den bengalischen Tiger, der Richard Parker gerufen wird, machte er, vom Vater gewarnt, bisher einen großen Bogen.

Dummerweise lässt sich diese Distanz spätestens dann nicht mehr aufrecht erhalten, als der 17-jährige Junge mitsamt seiner Familie auf dem Seeweg ins kanadische Exil Schiffbruch erleidet, bei dem bis auf ihn und Richard Parker alle anderen Mitreisenden den Tod finden. Allein auf den Weiten des Ozeans müssen Mensch und Tiger unter Überwindung von Furcht und Raubtierinstinkten kooperieren – immerhin haben sie eine über 200-tägige unfreiwillige Seereise vor sich.

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Ungewöhnliche Glaubensprüfung

Der Film entstand nach dem gleichnamigen Roman von Yann Martel und deshalb ist es nur folgerichtig, wenn in einer Rahmenhandlung der wesentlich ältere Pi einem Autor seine Geschichte erzählt. Dabei holt er wirklich weit aus und berichtet zuerst von seinem geistigen Werdegang: Intellektueller Heißhunger machte ihn nicht nur zum Bücherverschlinger, sondern ließ ihn gleich mehrere Religionen nebeneinander praktizieren. Daher kommt ihm sein tragisches Abenteuer dann auch als eine Art außergewöhnliche Glaubensprüfung oder ausgefallenes religiöses Exerzitium vor.

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Unsichere Geschichte

Zuletzt können wir gar nicht mehr sicher sein, ob sich wirklich alles so zugetragen hat (inklusive dem Landgang auf einer von Erdmännchen bewohnten fleischfressenden Insel) oder nicht doch eine durch Pi gelieferte realistischere Zweitversion der Geschehnisse die größere Glaubwürdigkeit auf ihrer Seite hat. Welcher Fassung wir gefühlsmäßig den Vorzug geben, ist allerdings eine andere Frage, bei der unser wilder Richard Parker eindeutig wieder besser abschneidet. Pi-Darsteller Suraj Sharma konnte übrigens vor Beginn der Dreharbeiten nicht schwimmen – wäre es in dieser Beziehung nicht lernwillig gewesen, hätte er ihr Ende vermutlich gar nicht mehr erlebt.

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Unglaubliches 3D

Ang Lees erste Erfahrung mit der Welt des 3D-Kinos lässt ihn gleich zum wahren Meister dieser Technologie werden: bereits der Vorspann führt uns bei einem Zoobesuch die fantastischen Möglichkeiten einer wirklich sinnvoll genutzten dritten Dimension der Filmbilder vor; bald folgt dem die Wunderwelt des Meeres. Man kann sich gar nicht sattsehen an so viel Prachtentfaltung bei einer – freilich digital meist kräftig nachgebesserten  Flora und Fauna.

Der Schiffbruch selbst wird zum absoluten visuellen Höhepunkt: wer sich hier nicht völlig von Salzwasser durchnässt auf seinem Kinosessel wiederfindet, hat eindeutig einen anderen Film gesehen oder zumindest die 3D-Brille falsch aufgesetzt. Und vielleicht wünschen sich nun viele Kinder einen virtuellen Tiger als neues Haustier.

Dem Film sind jedenfalls eine Menge realer Zuschauer zu wünschen und er hat sich die Höchstwertung verdient: 5 von 5 Überlebensrationen für abenteuerlustige Seereisende.

"Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger" ist ab 3. Dezember auf Disney+-Star verfügbar.