Die Ahnung eines Horrorfilms, lauernde Gefahr: Ein Haus, nachts, im Blick der Kamera leicht verkippt, taucht irrlichternd aus tiefem Schwarz auf und darin wieder ab. Eine junge Frau setzt sich langsam in Bewegung, auf das Gebäude zu, betritt es, die Schnittstellen des Films knacksen, die Tonspur knarrt, gedämpft, erstickt. Gefundenes Material, Hollywood, ist die Basis dieses Films. Die Gestalt, die durch die Bilder schleicht, geschleudert wird und gegen sie schlägt, heißt Barbara Hershey. Tscherkasskys dramatisches Recycling, die Neuabtastung und Umbelichtung des Materials, Kader für Kader, schiebt die Bilder und die Räume ineinander, entzieht dem Betrachter jeden Boden und spaltet die Gesichter, wie im bösen Traum. Aus dem Off, dem outer space, dringt Wesensfremdes in die Bilder, und die Montage wird darüber panisch. Die Außengrenzen des Filmbildes, die leere Perforation und die Skelette der Lichttonspur proben die Invasion: Sie durchlöchern die ohnehin unterminierte action des Films, das Kino zerreißt sich selbst, getrieben von der Aussicht auf eine letzte Ekstase. Glaswände bersten, Möbel kippen. Tscherkassky bedrängt seine Heldin, treibt sie zum Äußersten: Immer wieder, so scheint es, schlägt sie gegen die Kinomaschine, bis die Bilder zu stottern beginnen, aus der Fassung geraten. Outer Space, ein Schocker filmischer Fehlfunktionen, ein hellraiser des Avantgarde-Kinos, beschwört ein Inferno herauf, das seine Vernichtung (der Erzählung, der Illusion) mit ungeahnter Schönheit betreibt. (Stefan Grissemann)
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Details
- Regie
- Peter Tscherkassky
- Author
- Peter Tscherkassky