"Das Jahr 1914, in der Einöde des zaristischen Rußland." Die großen Ereignisse aus der Perspektive der kleinen Leute, in diesem Fall: der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und seine Auswirkungen auf einen kleinen Vorort. Ein Thema für Boris Barnet, einen fast vergessenen Meister des russischen Kinos. An Okraina kann man seinen ganzen Erfindungsreichtum ablesen: Selbst eine schreckliche Familientragödie und das aufrichtige Pathos einer schwierigen Romanze zwischen einem Deutschen und einer Russin müssen der visuellen Energieproduktion weichen, die ihren Überdruck ständig in Form von Gags abbaut. Die Montage erweckt den Eindruck, daß Pferde sprechen können, die unvollständige Tonspur - mehr elastisch als plastisch - führt immer wieder zu aberwitzigen Ellipsen, und der Humanismus des Films scheint sich ganz aus seinem verzauberten Blick auf die Menschen vor der Kamera zu speisen. Barnet steht seinen berühmteren Zeitgenossen im revolutionären Kino an geometrischer und metrischer Meisterschaft um nichts nach, aber seine tragikomischen Impressionen folgen keinem formalistischen Ordnungsprinzip, sondern einer Spontaneität, die jede Sekunde von Okraina aussehen läßt, als wäre sie der unmittelbaren Eingebung des Augenblicks entsprungen.
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Details
- Schauspieler
- Alexander Chistyakow, Sergej Komarow, Yelena Kuzmina, Nikolaj Bogoljubow
- Regie
- Boris Barnet
- Kamera
- Michail Kirillow, A. Spiridonow
- Author
- Boris Barnet, Konstantin Finn
- Musik
- Sergej Vasilenko