Der aus Liverpool stammende Terence Davies, der sich schon durch andere zumeist autobiografische Filme, die jenseits aller etablierten Genres stehen, einen Namen gemacht hat, entwirft in Of Time and the City ein poetisches Porträt seiner Heimatstadt und zugleich eine Chronik seiner Jugend, von Träumen und Hoffnungen. Auf eine ganz einzigartige Weise kombiniert Davies seine dokumentarischen Aufnahmen mit gefundenem Material ganz verschiedener Herkunft, mit Musikzitaten aus Pop und Klassik und einem eigenen poetischen Text - und erzeugt auf diese Weise ein Fluidum und eine Faszination, die einen nicht mehr loslässt. (Ulrich Gregor) Formal ein Dokumentarfilm, ist Of Time and the City ein überaus subjektiver Essay, und, mehr als das, ein Stück mit den Mitteln des Kinos praktizierte Geschichtsphilosophie. Und es ist wunderbares Kino. Davies montiert alte Dokumentaraufnahmen, welche für die Geschichte Liverpools im 20. Jahrhundert stehen, mit wenigen neuen Bildern. Dazu exzellent gewählte, meist klassische Musik. Und aus dem Off die Erzählstimme des Regisseurs, abwechselnd aus Texten - Joyce, Elliot, Engels, Tschechow - zitierend, und dann wieder mit eigenen, wohlformulierten Gedanken. Die Bilder sammeln und bündeln Gesten, die in Vergessenheit gerieten: das Anzünden eines Kohleherds, das Stellen der Milchflaschen vor die Tür, Kinderspiele an längst verschwundenen Gerüsten und Karussellen. Of Time and the City verfolgt Erinnerungsspuren, findet im Subjektiven das Objektive. Das Resultat ist bitter: Denn eigentlich ist dies ein Klagelied vom Untergang, vom Ende der Stadt Liverpool in der Verdammnis, von Sünde ohne Sühne, von Seichtheit und Infantilismus der Gegenwart - und dabei doch nüchtern und klar in der Beobachtung. (Rüdiger Suchsland)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Terence Davies
- Kamera
- Tim Pollard
- Author
- Terence Davies
- Musik
- Ian Neil