Patricia Hoffmann ist Hundetherapeutin in einem Altersheim für Demenzkranke in Zürich. Ihre Beaglehündin Hedda hat sie aus einer Tierversuchsklinik gerettet. Einmal in der Woche therapiert Hedda auch einen Blinden in der Reha-Klinik in Bellikon. Steven Mack, 20 Jahre alt, verspürt mit Freunden das Schweizer Bedürfnis, ins Schweben zu geraten. Die Ganterbrücke im Wallis ist nicht nur ein bekannter Treffpunkt für Selbstmörder, die futuristisch gebaute Brücke dient auch Steven und seinen Freunden, den ultimativen Kick des Falls zu fühlen: 150 Meter geht es in die Tiefe, und jeder Sprung fordert den Tod heraus. Steven springt mit einem gebräuchlichen Kletterseil in die Tiefe (ähnlich dem Bungeejumping) und schwingt sich in eine Waagrechte. Danach klettert er am Seil wieder hoch. Demenzkranke, erzählt die Leiterin des Altersheims, hätten ein «besonders ausgeprägtes Gefühl». Die Krankheit hat drei Phasen. Die erste Phase ist das Vergessen, in der zweiten Phase verspürt der Kranke einen besonderen Drang, vorwärts zu kommen. In der dritten Phase entwickelt sich der Alzheimerkranke zurück in die Welt eines Kindes. Das Verlangen nach Liebe und Spiel sowie der Umgang mit Tieren führen den Kranken in das ewige Tal des Todes. (...) Durch die Einbeziehung ihres Hundes Hedda lernte Patricia, dass der Hund mehr Zuneigung bekam als der Mensch. Der Mensch - meist nicht fähig, andere Menschen zu streicheln - kann dies aber unwidersprochen mit dem Tier tun. So einfach ist Hundetherapie. Der Hund gibt dem Menschen Schutz und Liebe. Der Mensch macht sich diese Liebe untertan. Steven erzählt von der Gebirgswand als «Gefängnis seiner Seele» und von seinem tragischen Unfall auf der Ganterbrücke. Als er in die Tiefe sprang, jauchzte er noch vor Freude - wie eine Live-Aufnahme des Unglücksprungs zeigt -, aber dann riss das Seil. Steven fiel 150 Meter in die Tiefe, auf einen Baum, und er blieb bewusstlos auf einem Nadelholzboden liegen. Steven ist erblindet und hat unzählige Brüche erlitten. Doch findet er den Unfall einen «guten» Unfall, der seine realen Augen zwar geschlossen, aber zwei neue «Augen geöffnet» hat. (Peter Kern)
(Text: Viennale 2007)
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Details
- Regie
- Peter Kern
- Kamera
- Gabriel Sandru
- Author
- Peter Kern