"Ôshima Tadashi, 32 Jahre, Vertreter. Kein Lebenszeichen seit 12. April 1966." Polizeinotizen wie diese standen Mitte der 60er Jahre auf der Tagesordnung. Täglich verschwanden Menschen plötzlich und ohne eine Spur zu hinterlassen. Meist gab es keinen Hinweis auf ein Verbrechen; um von der Arbeit, der Familie, von Schulden oder sonstigen Sorgen loszukommen, machten sich viele einfach aus dem Staub und «verdampften» (jôhatsu), wie die Sprachregelung in der japanischen Presse lautete. Ôshimas Verlobte wird auf ihrer Suche nach ihm von einem Filmteam von Imamura Shôhei begleitet. Sie suchen Ôshimas Arbeitgeber auf, sprechen mit Kunden, Freunden und Nachbarn, und immer mehr Details aus dem Privatleben des Vertreters kommen ans Tageslicht. Nach einem Besuch bei einer Wahrsagerin beginnt die junge Frau, die von allen "Nezumi" (Maus bzw. Ratte) genannt wird, ihre Schwester zu verdächtigen, ein Verhältnis mit ihrem Verlobten gehabt zu haben. Während sich der Konflikt zwischen den beiden Frauen zuspitzt und bald auch Vermutungen im Raum stehen, die Schwester könnte Ôshima getötet haben, wird immer offenkundiger, dass sich Nezumi in ihren Begleiter vom Filmteam verliebt hat. Am Ende kommt es zu einer dramatischen Konfrontation der beiden Frauen, in der Nezumi die Schwester drängt, endlich die Wahrheit zu sagen. Doch was ist die Wahrheit? Auf ein Signal Imamuras fallen die Wände, und wir sehen, dass die beiden Frauen nicht zu Hause, sondern mitten in einem Filmstudio sitzen. Der Film ist zu Ende, sagt Imamura, aber die Realität geht weiter. Kein anderer Film löste 1967 so heftige Kontroversen aus wie Ningen jôhatsu, Imamuras experimentellster und originellster Film.
(Text: Viennale 2007)
Kaufen & Leihen
Leider konnten wir keine Streaming-Angebote für A Man Vanishes finden.
Details
- Schauspieler
- Hayakawa Yoshie, Tsuyuguchi Shigeru, Hayakawa Sayo, Imamura Shôhei
- Regie
- Imamura Shôhei
- Kamera
- Ishiguro Kenji
- Author
- Imamura Shôhei, Urayama Kirirô
- Musik
- Mayuzumi Toshiro