Ningún lugar en ninguna parte (No Place Nowhere)

Chile , 2004

Min. 70
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Gleich mit seinen ersten Bildern hinterfragt Ningún lugar en ninguna parte die traditionell postulierte Dichotomie des Kinos zwischen Fiktion und Realität: Die Einfahrt des Zuges bei den Brüdern Lumière, mit der noch heute in den meisten Lehrbüchern die Geschichte des Kinos beginnt, ist in Wahrheit weder Spiel- noch Dokumentarfilm, sondern höchstens ein Anfang eines folgenden Bilderstroms. Gefilmt in Valparaiso im Zeitraum eines Jahres, versammelt Ningún lugar en ninguna parte buchstäblich Momentaufnahmen aus einem imaginären oder tatsächlichen unendlichen Fluss der Bilder, und obwohl sich der Filmemacher gegen ein theoretisches Postulat verwehrt, liegt man mit freien Assoziationen zwischen Dziga Vertov und Giordano Bruno sicher nicht falsch: Momentaufnahmen des Geschehens an einem ausgewählten Ort dieser Welt, Ausschnitte aus einem ständigen Sich-weiter-Bewegen: ein Kirchgang, eine politische Demonstration, welche die Polizei mit Wasserwerfern auflöst, eine Autofahrt durch eine nebelumhüllte Landschaft wie auf einem Gemälde aus dem 19. Jahrhundert und doch mit modernem Straßenlärm im Hintergrund. Und so wie die Bilder einer Art Ausgangsstadium unterworfen sind, so reflektiert die Tonebene das Spiel der Möglichkeiten: Zwei junge Frauen proben mit Geige und Violoncello ein Musikstück, doch immer wieder erfährt ihr Spiel eine abrupte Unterbrechung, wenn sie an einzelnen Passagen neu ansetzen, Noten diskutieren oder ihre Musik plötzlich in ein Pizzikato wechselt. In einer Kirche schließlich entdeckt man einen leeren Bilderrahmen. Darunter steht zu lesen: «Imagen Extraviada». Ein verlorenes Bild, doch die Vorstellung aller Bilder, die darin Platz finden könnten, ist unendlich. (Michael Pekler) (José Luis Torres Leiva)

(Text: Viennale 2005)

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