Viennale Tag 2: Gefangen im System

Viennale Tag 2:  Gefangen im System
Das erste Viennale-Wochenende zeigt die große Bandbreite des internationalen Kinos.

 Vom europäischen Kriegsdrama und US-Western bis hin zu taiwanesischem Experimental- und österreichischem Dokumentarfilm war an diesem Samstag alles dabei. Trotz all der unterschiedlichen Zugänge, stand die Isolation des Menschen im Mittelpunkt. Egal ob im Bosnienkrieg, in taiwanesischen Metropolen oder in Oregon zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Reibungsfläche zwischen Individuum und Gesellschaft bietet viel Stoff für Geschichten. Die Viennale hingegen bietet die Möglichkeit, in diese Geschichten einzutauchen und die Pandemie für einige Stunden zu vergessen.

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Never Rarely Sometimes Always

Ein 17jähriges Mädchen aus Pennsylvania ist ungewollt schwanger. Um eine Abtreibung vornehmen zu lassen, fährt sie mit ihrer Freundin nach New York und verliert sich im Dschungel der Großstadt. Eliza Hittman wirft einen einfühlsamen Blick auf  ein sogar heute noch polarisierendes Thema. Ihr gelingt es glaubhaft, das Leiden ihrer Hauptfigur zu zeigen, ohne sie dabei als naives Kind zu porträtieren. „Never Rarely Sometimes Always“ ist großes US-Kino abseits von Superhelden-Sequels und Actionblockbustern.

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Rizi

Tsai Ming Liang zeigt den unaufgeregten Alltag von zwei taiwanesischen Männern, die scheinbar ziellos in der Großstadt herumirren. Einer von ihnen ist krank und versucht sich mittels Akupunktur von seinen Schmerzen zu befreien, der andere verbringt seine Zeit damit, Salat zu waschen und das Feuer für die Zubereitung seines Essens am kochen zu halten. Ein Low-Budget Experiment, das leider nicht an die bisherigen Werke von Liang rankommt. Ein zähes Kinoerlebniss, dass höchstens für eingefleischte Fans des Regisseurs unterhaltsam sein dürfte.

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Quo Vadis Aida

Dass ein Massaker wie das von Srebrenica im Europa der 90er Jahre möglich war, wollte lange niemand wahrhaben. Als Antwort darauf stellt Jasmila Žbanić die Vorgeschichte in voller Unmittelbarkeit nach. Ihre Protagonistin ist eine ideale Heldin, um die Zuschauer zwischen Entscheidungsträgern und Betroffenen hin- und herzuführen: Die ehemalige Englisch-Lehrerin Aida arbeitet als Übersetzerin für die UN-Friedenstruppen, die in der Nähe von Srebrenica in einer alten Fabrik Station machen. Aida will ihren Mann und ihre Söhne retten und muss dabei zwangsläufig beobachten, wie Fehler, Feigheit, Überforderung und willentliches Wegsehen Stück für Stück in die Katastrophe führen. 

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First Cow

Die US amerikanische Regisseurin Kelly Reichardt liefert hier ihre ganz eigene Version eines Westerns ab. Im Oregon der 1820er lernen sich ein Koch und ein chinesischer Immigrant kennen, die beide ein Auge auf die Milch der ersten importierten Kuh in der Region geworfen haben. Reichardt erzählt mit ruhigen Bildern im 4:3 Format eine berührende Geschichte über Freundschaft und die Tücken des Kapitalismus. "First Cow“ ging auf der heurigen Berlinale zwar leer aus, aber hätte sich definitiv den Goldenen Bären verdient gehabt.

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Davos

Die Macht des Geldes und dessen Einfluss auf das gesellschaftliche Gefüge stehen auch in "Davos“ im Vordergrund. In ruhigen Bildern wird das Leben in der titelgebenden Schweizer Stadt festgehalten und dabei immer im Kontext zum Weltwirtschaftsforum gesetzt, das diese Stadt weltberühmt gemacht hat. Ein Ort wie jeder andere, der einmal im Jahr in den Ausnahmezustand gerät.