Viennale Programm: Jung und Politisch
Es ist wieder soweit, in knapp einer Woche bringt die Viennale internationale Filmhighlights in die österreichischen Kinos. Wir geben Euch einen kleinen Überblick über das facettenreiche Programm von der zweiten Viennale unter der Leitung von Eva Sangiorgi.
Big Player
Im Rahmen der Viennale feiern zahlreiche internationale Kinohighlights ihre Österreich-Premiere. Darunter finden sich Cannespreisträger wie Kleber Mendoca Filihos „Bacurau“ und der kontrovers diskutierte „Le jeune Ahmed“ von den Dardenne Brüdern. Luc Dardenne wird den Film persönlich vorstellen und nach der Vorführung im Gartenbaukino Fragen des Publikums beantworten. Auch die Franz Jägerstätter-Biografie von Terrence Malick wird am 25.10 das erste Mal in Österreich zu sehen sein. In den Hauptrollen brillieren hier Valerie Pachner und August Diehl.
Newcomer
Die zwei spannendsten Neuentdeckungen des Jahres dürfen bei diesem hochkarätigen Line-Up natürlich nicht fehlen. Mati Diop wird mit ihrem Erstlingswerk „Atlantique“ in Wien zu Gast sein. Ihr fulminanter Erfolg auf den Filmfestspielen in Cannes machte sie heuer zu einem der Hoffnungsträger des französischen Kinos. Der erst 28jährige Russe Kantemir Balagov sorgte bereits mit seinem ersten Film „Tesnota“ für Furore. Für seinen zweiten Film hatte der ehemalige Schüler von Aleksandar Sokurov Produzenten-Schwergewicht Alexander Rodnyanski hinter sich. „Beanpole“ gilt als einer der spannendsten Geheimtipps des Festivaljahres.
Österreichische Filme
Auch zahlreiche österreichische Filme sind diesmal im Programm zu finden. In „Robolove“ zeigt Maria Arlamovsky die Herstellung von irritierend menschenähnlichen sozialen Robotern und stellt philosophische Fragen nach dem Wert und der Würde des Humanen. Sabine Derflinger erinnert in „Die Dohnal“ an die wertvolle feministische Arbeit von Johanna Dohnal. Der große Exportschlager „Little Joe“ von Jessica Hausner fehlt hier natürlich nicht im Programm.
Monografien
Unter dem Schwerpunkt "Monografien" werden die Arbeiten von vier Filmschaffenden vorgestellt, die vielen nicht auf den ersten Blick bekannt sein dürften, deren Arbeit jedoch auf jeden Fall einen Besuch auf der Viennale wert sind. Die deutsche Regisseurin Angela Schanelec erhielt auf der diesjährigen Berlinale für ihren neusten Film „Ich war zuhause, aber…“ den Preis für die beste Regisseurin und zeigte wiedereinmal, warum sie als einer der Mitbegründerinnen der Berlinaler Schule eine Filmemacherin von internationaler Klasse ist. Ebenfalls in dieser Schiene vertreten sind die Arbeiten des tunesischen Regisseurs Ala Eddine Slim. Seine Werke bewegen sich vom Dokumentar- und fiktionalen Langfilm bis hin zur Videokunst. Der außergewöhnlichste Regisseur in dieser Sektion ist Pierre Creton. Er ist Filmemacher und Poet, doch hauptberuflich Ackerbauer und Viehzüchter. Ein Filmkünstler, der die feinen Bewegungen der Seele und die Zartheit menschlicher Beziehungen mit der Kamera wahrnimmt und auf die Leinwand projiziert. Im Gegensatz dazu erkundet die Portugiesin Silvia Das Fadas mit ihren dokumentarisch-essayistischen Arbeiten auf 16mm Filmmaterial Legenden und Volkskulturen. Alle vier Filmschaffenden sind bei den Vorführungen ihrer Filme anwesend.
Kinematografien
In „Kinematografien“ liegt der Fokus auf politischen Filmen. In „Der weibliche Blick“ werden die vergessenen Filme von Louise Kolm-Fleck geehrt. Die 1950 verstorbene Pionieren des österreichischen Films legte während des Stummfilms eine steile Karriere hin, aber verschwand nach 1945 vollkommen aus dem Gedächtnis des österreichischen Kinos. Nun sind ihre Filme wieder auf der Leinwand zu sehen. In einem weiteren Schwerpunkt dieser Programmschiene wird das brasilianische Kino der letzten 20 Jahre beleuchtet. Dabei bleiben Parallelen zur heutigen politischen Lage unvermeidlich.
Eine Viennale, die auf jeden Fall für jeden etwas zu bieten hat. Wir stellen Euch in den nächsten Tagen Filmperlen aus dem Programm vor. Hier findet ihr das gesamte Programm online.