61. Viennale: Ein Rückblick auf das diesjährige Filmfestival
Die 61. Viennale geht am Dienstagabend mit einer höheren Auslastung als im Vorjahr zu Ende. Insgesamt 75.300 Menschen besuchten im Verlauf der 13 Festivaltage die zahlreichen Filmvorstellungen. Das entspricht einer Auslastung von 76 Prozent, hieß es in einer Aussendung. Im Vorjahr verbuchte Österreichs größtes Filmfestival bei seiner Jubiläumsausgabe 73.700 Gäste bei einer Auslastung von 71 Prozent. Der Ausklang findet traditionell im Gartenbaukino samt Preisverleihung statt.
Dabei wird der Wiener Filmpreis für einen aktuellen österreichischen Langfilm an den Dokumentarfilm "Signs of War" von Regisseur Juri Rechinsky und Fotograf Pierre Crom vergeben. Die ukrainisch-österreichische Koproduktion sei von "bedrückender Aktualität" und besteche durch "zeitliche und politische Relevanz", hielt die dreiköpfige Jury fest. Der Film, der nahezu ohne bewegte Bilder auskommt, zeigt fast ausschließlich Fotos von Crom, der 2014 im ukrainisch-russischen Grenzgebiet den Aufmarsch auf beiden Seiten in Bildern festhielt. Der Film war bereits vor mehreren Monaten im Kino zu sehen.
Der Spezialpreis der Jury ging indes an Sudabeh Mortezais "Europa". Der Film konfrontiere "uns Mitteleuropäerinnen und -europäer zurecht auf schmerzvolle und schonungslose Art und Weise mit unseren Privilegien", meinte die Jury, die auch die schauspielerische Leistung von Lilith Stangenberg hervorstrich. Der Streifen, der eine deutsche Managerin nach Albanien führt, um Land aufzukaufen, läuft ab Donnerstag in den Kinos.
Den Viennale-Preis der "Standard"-Leserinnen und -Leser an ein Werk noch ohne Verleih in Österreich sicherte sich "Hokage" des japanischen Regisseurs Tsukamoto Shinya. Der Film erinnere mit "roher Erzählweise" und "beklemmender Atmosphäre" daran, dass Kriege "auch dann nicht zu Ende sind, wenn die Schlachten an den Fronten längst geschlagen wurden".
Der internationale Verband der Filmkritiker:innen entschied sich, den Fipresci-Preis heuer an "Savvusanna sõsarad" (Smoke Sauna Sisterhood) von Anna Hints zu vergeben. Der Dokumentarfilm, der Frauen bei traditionellen Rauchsauna-Treffen in Estland beobachtet und zuhört, besteche durch "außergewöhnliche Kameraarbeit und eine in Filmen selten erreichte Intimität".
Nicht zuletzt wurde auch wieder der Erste Bank Filmpreis, der einen Aufenthalt in New York City samt Werkpräsentation im Anthology Film Archive ermöglicht, verliehen. Er ging heuer an zwei Filme: Martha Mechows experimentellen Roadtrip "Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin" und Adrian Goigingers Musikerfilm "Rickerl" mit Voodoo Jürgens in der Hauptrolle.
"Wer die Aktivitäten der Viennale besuchte, konnte Zeuge außergewöhnlich hoher und begeisterter Beteiligung des Publikums werden. Dies ist unser Ort des Friedens und der Reflexion, zu dem ich am Eröffnungstag aufgerufen habe - ein kleiner, durchaus verantwortungsvoller Beitrag in der heutigen Zeit", wurde Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi zitiert.
War der Auftakt mit dem ungarischen Gesellschaftsdrama "Magyarázat Mindenre" (Explanation for Everything) von Gábor Reisz dezidiert politisch angelegt, lässt Sangiorgi im Anschluss an die Abschlussgala das Filmfestival mit humorvoller Kost zu Ende gehen. Zu sehen ist "Yannick" von Quentin Dupieux, in welchem ein Theaterbesucher seinem Unmut über das Dargebotene lautstark Luft macht.