Vienna Shorts: "Zeigen, wie ein Ausbruch funktionieren kann"

Vienna Shorts: "Zeigen, wie ein Ausbruch funktionieren kann"
Das Vienna Shorts Festival bringt die besten internationalen Kurzfilme nach Wien und bietet auch heuer ein Online-Programm an.

Mit dem Ende des Lockdowns dürfen sich Filmfans in Wien auch auf die ersten Filmfestivals freuen. Das diesjährige Vienna Shorts Kurzfilmfestival findet von 27.5 bis 1.6 statt und präsentiert knapp 300 Kurzfilme. Aufgrund der Corona-Pandemie gestaltete sich die Planung des diesjährigen Festivals schwieriger als in den Jahren zuvor. Wir haben mit den LeiterInnen Daniel Ebner und Doris Bauer gesprochen, um mehr über das diesjährige Programm und den Ablauf eines Festivals in Zeiten von Corona zu erfahren.

Vienna Shorts: "Zeigen, wie ein Ausbruch funktionieren kann"

Wird das Vienna Shorts dieses Jahr online oder im Kino stattfinden?

Daniel Ebner: Es wird ein hybrides Festival. Der Großteil wird online stattfinden, aber es werden rund 20 Veranstaltungen im Kino oder als Open Air abgehalten. Ein Programmpunkt findet sogar in einem Club statt.

Wie kann man sich den Ablauf der Open-Air-Veranstaltungen vorstellen? Wo werden die Filme gezeigt?

Daniel Ebner: Die Open-Air-Veranstaltungen werden am Karmelitermarkt in Kooperation mit dem VOLXkino stattfinden. Es wird drei Open-Air-Events geben: Das Eröffnungsprogramm wird am Donnerstag (27.5), ein weiteres Programm am Freitag (28.5) und die Preisverleihung am Dienstag (1.6.) jeweils um 21 Uhr gezeigt – und jeweils in einer aufgrund der Sperrstunde auf eine Stunde gekürzten Fassung. Das gesamte Programm gibt es parallel auch ungekürzt online.

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Letztes Jahr fand das Vienna Shorts aufgrund der Corona-Pandemie erstmals online statt. Wie hat Ihre Arbeit in der Vorbereitung für die heurige Ausgabe ausgesehen?

Doris Bauer: Wir sind eigentlich von Anfang an von einer hybriden Version des Festivals ausgegangen. Es war für uns klar, dass wir ein Online-Angebot haben werden, weil wir damit letztes Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Wir haben letzten Sommer jedoch damit gerechnet, dass wir 2021 wieder in den Kinos sein würden und die Online-Version nur eine Ergänzung werden würde – das war jedenfalls ein Irrtum. Die Vorbereitungen waren dieses Jahr dann auch viel schwieriger, weil ja bis zuletzt nicht sicher war, ob wir ins Kino dürfen oder nicht. Das viele Hin und Her hat ordentlich an den Nerven gezehrt.

Hatte die Corona-Pandemie auch Einfluss auf die eingereichten Filme?

Doris Bauer: Wir waren unsicher, ob wir genügend Einreichungen bekommen würden, weil wir davon ausgegangen sind, dass auch im Kurzfilmbereich weniger produziert wurde. Die Einreichzahlen der letzten Jahre konnten jedoch gehalten werden und wir waren mit den eingereichten Filmen sehr zufrieden. Ich programmiere gemeinsam mit Marija (Milovanovic) den internationalen Wettbewerb und über den kann ich sagen, dass die Filme so vielfältig wie in den Jahren zuvor sind. Es gab keinen großen Einschnitt bei den Zugängen oder Haltungen der Filmschaffenden. Es gab natürlich viele Filme über die Pandemie, aber wie bei allen Themen, gibt es auch hier gelungenere und weniger gelungene Zugänge.

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Dieses Jahr gibt es auch einen Programmschwerpunkt, der sich mit der Corona-Pandemie auseinandersetzt. Was war die Idee dahinter?

Daniel Ebner: Natürlich kommt man in diesem Jahr nicht an dem Thema vorbei. Für uns war es daher wichtig, uns den Zugang sehr genau zu überlegen: Welche Aspekte interessieren uns bei dem Thema abseits von der reinen Berichterstattung? Die programmierten Filme stellen nun Fragen über gesellschaftlichen Zusammenhalt und über die Neugier auf Dinge, die während eines Lockdowns fehlen. Es gibt Filme, in denen sich Filmschaffende auf eine Forschungsreise durch ihren eigenen Garten begeben, aber wir haben auch ein Reiseprogramm zusammengestellt, um die Sehnsucht nach der Ferne zu spiegeln. Um das Verhältnis von Drinnen und Draußen wird es dann auch beim Eröffnungsprogramm gehen.

Doris Bauer: Ich glaube, das Wichtigste für uns war es, zu zeigen, wie ein Ausbruch funktionieren kann. Auch wenn es nur auf der großen Leinwand ist, wollten wir, dass das Publikum alles, was es in den letzten Monaten verpasst hat, spüren und erleben kann.

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Zusammen mit dem Short Waves Festival, dem Go Short Filmfestival und den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen haben Sie die Kurzfilm-Plattform "This is Short" ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

Daniel Ebner: Die Idee für dieses Festivalnetzwerk entstand schon im Jahr 2018, weil wir Inhalte für Mitglieder aus der Branche besser aufbereiten wollten – da stand das Publikum noch nicht so im Vordergrund. Dass daraus nun "This is Short" entstanden ist, hängt mit den guten Erfahrungen zusammen, die wir vergangenes Jahr online gemacht haben. Und die Grundüberlegung war eigentlich recht pragmatisch: Wenn jetzt alle Festivals aufgrund der Pandemie anfangen, ihre eigenen Online-Plattformen aufzuziehen, wird die Landschaft schnell unübersichtlich. Warum also nicht eine Seite bauen, über die man gleich auf mehrere Festivals zugreifen kann? Wir wollten somit keine klassische Streamingplattform aufziehen, sondern die Struktur und den Ablauf sehr stark an einem Festival orientieren. Es gibt auch kein Pay-per-View oder Abo-System, sondern einen Festivalpass mit Zugang zu allen Inhalten.

Doris Bauer: Die Plattform "This is Short" ist für drei Monate aktiv, noch bis Ende Juni – und in diesem Zeitraum finden auch alle beteiligten Festivals statt. Bisher haben wir ja alle nur für unsere eigenen Festivals programmiert, die einen kurzen Zeitraum umfasst haben und in einer bestimmten Stadt angesiedelt waren. Es war spannend, sich mit den Partnerfestivals nun die Frage zu stellen, wie man zusammen ein Programm kuratieren kann, das dann über drei Monate verfügbar sein wird.

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Werden heuer internationale Gäste nach Wien kommen?

Doris Bauer: Wir werden leider keine internationalen Gäste einladen, weil es in der kurzen Zeit nicht organisierbar gewesen wäre. Die Reise- und Quarantänebestimmungen sind noch zu undurchschaubar. Leider wird es also keine Publikumsgespräche, Partys oder Empfänge geben. Der Fokus liegt heuer auf den Filmvorführungen. Wir freuen uns jedoch, wenn die österreichischen Filmschaffenden bei den Vorführungen ihrer Filme dabei sind und sich mit dem Publikum austauschen.

Dieses Jahr bieten Sie auch ein Programm für Kinder an. Wie ist das zustande gekommen?

Daniel Ebner: Es war ein lang gehegter Wunsch, einem Kinderprogramm mehr Platz und Zeit einzuräumen. Wir hatten in den letzten Jahren bereits Kooperationen mit dem Filmmuseum und sixpackfilm, bei denen Kinder und Jugendliche Programme kuratieren und an Workshops teilnehmen konnten. Im letzten Jahr gab es dann viele Anfragen, ob wir auch ein Angebot für Kinder auf unserer Plattform haben. Dieses Jahr haben wir ein rundes Programm auf die Beine gestellt, das in Sektionen für Kinder von 4 bis 10 Jahren und von 10 bis 14 Jahren aufgeteilt ist. Wir haben dabei sehr stark auf Animationsfilme gesetzt.

Auch im Jazzclub Porgy & Bess kommt Vienna Shorts heuer unter.

Gibt es Programmpunkte, die Ihnen besonders am Herzen liegen und die Sie empfehlen möchten?

Doris Bauer: Ich habe das Programm "Die Komfortzone ist ein seltsamer Ort" zusammengestellt. Es sind sieben Filme, die sich mit seltsamen Orten, wie einer Wohnung in einer Kuckucksuhr oder einem Planeten, auf den man reist, auseinandersetzen. Es sind Filme mit einem skurrilen Zugang zu ungewöhnlichen Orten.

Daniel Ebner: Abgesehen von den Wettbewerbsfilmen, die im Stadtkino zu sehen sein werden, freue ich mich sehr, einige Programmpunkte mit unseren Partnern auch physisch umsetzen zu können. Der Fokus auf die Arbeit von Paul Wenninger im Filmmuseum ist einer davon. Ich freue mich, seine Filme, die im Wechselspiel zwischen Animation, Tanz und Performance angesiedelt sind, auf der großen Leinwand sehen zu dürfen.

Auf der anderen Seite ist der der Österreichische Musikvideopreis im Porgy & Bess für uns eine große Sache. Das Event findet im Club statt, die 16 nominierten Videos werden gezeigt, anschließend gibt es ein Live-Konzert von EsRAP und zum Schluss vergibt die Jury den Preis für das beste österreichische Musikvideo. Es ist die neunte Ausgabe des österreichischen Musikvideopreises – und wer den Wettbewerb über die Jahre mitverfolgt hat, weiß, wie sehr sich die Qualität gesteigert hat.

 

Neben den Vorführungen im Kino ist das gesamte Programm des Vienna Shorts Filmfestivals auch online abrufbar. Alle Filme sind untertitelt, knapp ein Drittel davon auch auf Deutsch. Weitere Infos zum Festival findet ihr hier.