"Verschwunden: Der Fall Lucie Blackman": Wer hat sie getötet?
Die Netflix-Doku "Verschwunden: Der Fall Lucie Blackman" erzählt von der 21-jährigen Britin Lucie Blackman, die in Tokio im Jahr 2000 scheinbar spurlos verschwindet. Hier erfahrt ihr, wie der Vermisstenfall der jungen Britin ausgegangen ist und beantworten euch die wichtigsten Fragen.
Worum geht's in der Netflix-Doku?
Als die Lucie Blackman London den Rücken kehrte, um ein Jahr in Tokio zu verbringen, hätten sich ihre Eltern und Freunde niemals vorstellen können, dass sie drei Wochen später spurlos verschwinden würde. Es folgten komplizierte internationale Ermittlungen unter der Leitung der japanischen Polizei.
Die fesselnde True-Crime-Dokumentation gewährt Einblicke in die Untersuchungen und erzählt zugleich die emotionale Geschichte aus der Sicht von Lucies Vater, der die Hoffnung, seine Tochter lebend zu finden, nie aufgegeben hatte. Die Ermittlungen wurden zum Rennen gegen die Zeit, das durch die düstere Unterwelt Japans führte und schließlich mit der Wahrheit über den brutalen Mord durch einen der berüchtigtsten Sexualstraftäter Japans endete.
Wer ist Lucie Blackman?
Lucie Blackman war eine 21-jährige Britin, die als Stewardess für British Airways arbeitete. Sie beschloss ein Jahr in Tokio zu leben, um dort sich selbst besser kennenzulernen. Dort arbeitete sie in einem Nachtclub, in dem sie mit Kunden vor ihrem Besuch in dem Etablissement auf ein Date ging.
Was ist mit Lucie Blackman passiert?
Die ersten drei Wochen verliefen für die junge Britin einwandfrei, doch dann kehrte sie am 1. Juli 2000 nicht von einem Date mit einem Kunden zurück. Bei diesem Date rief sie mehrmals Louise Phillips an – eine Freundin aus der Heimat, die sie nach Japan begleitet hat.
Lucies Freundin erhielt nach dem Date einen Anruf von einem Fremden, der ihr sagte, dass Lucie nun Teil einer Sekte wäre und sie sich nie wiedersehen würden. Daraufhin informierte Louise Phillips die Familie von Lucie über den beunruhigenden Anruf, woraufhin diese sofort nach Japan geflogen kam. Lucies Familie, angeführt von ihrem Vater Tim, startete eine riesige Medienkampagne, die schließlich zu einem Treffen von Tony Blair, dem damaligen Ministerpräsidenten von Großbritannien, und dem japanischen Premierminister beim G8-Gipfel führte.
Wurde ihre Leiche je gefunden?
Sieben Monate nach dem Verschwinden von Lucie Blackman wurde am 9. Februar 2001 ihr Leichnam gefunden: Die 21-Jährige wurde in einer Höhle in der Nähe eines Strandes 50 Kilometer südlich von Tokio begraben.
Ihr Körper war stark verwest, sodass die Todesursache zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgestellt werden konnte.
Wer ist Joji Obara?
Nach monatelangen Ermittlungen fiel der Verdacht auf Joji Obara, ein wohlhabender Bauunternehmer, der beschuldigt wurde, mehrere andere Frauen unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben.
Nach der Verhaftung führte die Polizei eine Razzia in mehreren seiner Häuser in Tokio durch und beschlagnahmte über 400 selbst aufgenommene Videobänder, auf denen zu sehen ist, wie Joji Obara sich an bewusstlosen Frauen vergreift, die er zuvor in sein Haus gelockt hatte und mit Chloroform betäubte.
Hat Joji Obara Lucie Blackman getötet?
Im April 2001 wurde der japanische Bauunternehmer wegen des Mordes an Lucie Blackman festgenommen. Dabei gestand er, dass er an besagtem Abend mit ihr auf einem Date gewesen sei. An ihrem Tod soll er jedoch nicht beteiligt gewesen sein – und das, obwohl ihre Leiche in der Nähe einer seiner Residenzen gefunden wurde.
Im Oktober 2002 wurde Obara wegen Entführung, Vergewaltigung mit Todesfolge und Beseitigung der Leiche von Lucie Blackman angeklagt.
Außerdem wurde er der Vergewaltigung von acht weiteren Frauen und des Totschlags an dem australischen Model Carita Ridgway angeklagt, einer weiteren Hostess, die tragischerweise starb, nachdem sie 1992 von Obara unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden war.
Nach einem fünfjährigen Prozess wurde Joji Obara im Jahr 2007 wegen "unzureichender Beweise" von der Vergewaltigung und Ermordung von Lucie freigesprochen, da es nicht genügend Beweise geben würde, dass Obara den Mord (alleine) begangen haben soll. In allen weiteren Punkten wurde er jedoch schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.
Zum Schluss nahm der Fall um Lucie Blackman sogar noch eine "gute" Wendung: Nach einem Berufungsverfahren im Jahr 2008 befand der Oberste Gerichtshof von Tokio Joji Obara für schuldig, Lucie Blackman entführt, zerstückelt und entsorgt zu haben. Obara sitzt bis heute für seine abscheulichen Verbrechen im Gefängnis – und wird bei Lebzeiten dieses auch nicht mehr verlassen.
Quellen: "Radio Times", "Digital Spy", "Esquire", "Screenrant"