"True Detective": Das Ende der mysteriösen 4. Staffel erklärt
Sechs Folgen lang haben Zuschauer:innen zusammen mit Jodie Foster mitgerätselt, wer Annie K. ermordet hat und was mit den Männern auf dem Eis geschehen ist. Das Staffelfinale von "True Detective: Night Country" beantwortet die meisten Fragen, Schöpferin Issa López im Interview mit "Variety" die restlichen. Wir erklären euch das Ende.
Wie waren Tsalal und Sky Mining miteinander verbunden?
Für eine kleine Stadt mitten im Nirgendwo ist Ennis zufällig die Heimat von zwei großen Institutionen: dem Tsalal-Forschungszentrum und Silver Sky Mining. Bereits während den Ermittlungen fand Danvers heraus, dass Sky Mining die Gehaltschecks der Arbeitgeber von Tsalal bezahlt. Dass eine Forschungsstation, die Schadstoffwerte veröffentlicht, von einer Mine bezahlt wird, schreit ja schon nach Korruption, doch Raymond Clark hat erklärt, was genau dahinter steckt.
Tsalals Mission, einen Mikroorganismus zu finden, der den Zellverfall aufhalten kann, war tatsächlich erfolgreich. Im Grunde bedeutet das, dass sie ein Heilmittel gegen den Tod gefunden haben, das sicher unter Alaskas Erde verborgen ist.
Den Wissenschaftern wurde jedoch schnell klar, dass sie den Permafrostboden nur deshalb durchbrechen konnten, ohne die darin befindlichen Zellen zu zerstören, weil die Umweltverschmutzung durch Silver Sky Mining die Erde aufgeweicht hatte. Mehr giftige Abfälle im Wasser bedeuteten mehr Abfälle im Boden, was wiederum einen weicheren Permafrost für den Abbau bedeutete.
Tsalal drängte Silver Sky dazu, mehr Schadstoffe zu produzieren, weil sie der Meinung waren, dass die Vergiftung einer ganzen Stadt (die zumeist aus Ureinwohner:innen bestand) ein guter Ausgleich für diesen wissenschaftlichen Durchbruch war.
Wer hat Annie umgebracht?
Genau das fand Annie K. heraus und musste dafür mit ihrem Leben bezahlen.
In ihrer berechtigten Wut zerstörte Annie die Forschungsergebnisse in dem geheimen Labor unter der Tsalal-Station. Als die Männer sie erwischten, stachen sie auf sie ein und schlugen sie (scheinbar) zu Tode. Als ihr Freund, der Wissenschaftler Raymond Clark, ihre Leiche betrauern wollte und Annie Lebenszeichen von sich gab, erstickte er sie mit seinem T-Shirt.
Das brachte den Stein ins Rollen und hatte letztlich den Tod der Wissenschaftler zur Folge.
Was ist mit den Männern im Eis passiert?
Die Antwort ist leider weniger mysteriös, als es der Rest der Staffel vermuten lässt. Tatsächlich sind Menschen und die Natur für den Tod der Wissenschafter verantwortlich gewesen – auch wenn Raymond Clark sich sicher ist, dass Annies Geist an ihnen Rache ausgeübt hat.
In Ennis gibt es eine Gruppe von indigenen "Frauen, die alles wissen". Während deren Anführerin die Forschungsstation gesäubert hat, findet sie das Labor, das sich unter der Erde befindet und rechnet Eins und Eins zusammen. Hier wurde vor sechs Jahren ihre Freundin Annie umgebracht.
Diese Frauenbande tat sich dann zusammen, um die Tsalal-Wissenschafter zu entführen, stürmte mit Gewehren herein und zwang sie in einen Lastwagen. Nachdem sie sie gezwungen hatten, sich auszuziehen und auf das Eis zu gehen, überließ Bee deren Schicksal der Natur. Auf dem Eis sind die Männer natürlich erfroren.
Die offizielle Todesursache lautet übrigens, dass eine Schneelawine die Wissenschafter umgebracht hätte.
Was ist mit Clark passiert?
Aus Angst, als Nächster zu sterben, versteckte sich Raymond Clark in den Eishöhlen, die sich unter Ennis und der Forschungsstation befanden. Nach einer Woche kam er nach oben, um etwas zu essen, was erklärt, warum man ihn in Tsalal gesehen hat.
Als Danvers und Navarro in eine der Eishöhlen einbrechen, stoßen sie auf den verschollenen Wissenschafter und befragen ihn zu den Geschehnissen. Abgesehen davon, dass er verschweigt, dass er Annie K. letztendlich umgebracht hat, erzählt er den Ermittlerinnen die Wahrheit. Danach nimmt er ein Video auf, auf dem er auf die illegalen Aktivitäten von Tsalal und Sky Mining hinweist, die zu einer erhöhten Sterberate geführt haben.
Anschließend begibt sich Raymond Clark in den Schneesturm, um dort zu sterben.
Wie geht es Navarro im Staffelfinale?
Im Interview mit "Variety" erklärt Issa López, Creatorin der Krimiserie, das Ende von "Night Country". Darin spricht sie auch über Navarros Gemütszustand im Staffelfinale: "Sie hat definitiv ihren Frieden gefunden." Dank der Stimmen, die sie in der Staffel immer öfter gehört hat, trägt sie eine Klarheit in sich, die sie aufs Eis hinauslaufen lässt. Ist Navarro also gestorben?
Dagegen spricht die letzte Szene von Navarro und Danvers, in der sie zusammen an einem Haus am See abhängen. López weist jedoch darauf hin, dass es sich bei dieser Navarro auch sehr gut nur um "einen Geist in Frieden" handeln könnte und Navarro, so wie ihre Schwester, freiwillig auf dem Eis gestorben ist.
Wie geht es Danvers Seele?
Zu Beginn von "Night Country" ist Danvers laut López "eine Person, die sich selbst absolut eingefroren, versteinert und abgehärtet hat. [...] Sie war schon immer unmöglich, aber sie wurde danach [nach dem Tod ihres Sohnes] viel härter, bitterer und wütender."
"Am Ende der Geschichte ist sie unfähig, die Tatsache zu leugnen, dass es Stimmen gibt, die ihr etwas sagen wollen, wenn sie zuhört – und das erlaubt ihr, zusammenzubrechen und über ihren Verlust zu weinen. Und in den Armen eines anderen zu weinen, der den Verlust ebenfalls versteht, und nachzugeben, anstatt sich zu wehren."
Im Staffelfinale hat Danvers also mit ihrem Verlust Frieden geschlossen. Sie kann an ihr verstorbenes Kind denken und gleichzeitig Zeit mit ihrem anderen Kind genießen.
Was ist mit Annies Zunge geschehen?
Als man Annie K. vor sechs Jahren tot auffand, fehlte ihre Zunge. Diese tauchte in der Tsalal-Forschungsstation wieder auf. Doch warum? Was ist genau damit passiert?
Issa López präsentiert zwei mögliche Versionen der Ereignisse:
Die rationale Variante: Nachdem die Tsalal-Wissenschafter die Aktivistin Annie K. getötet haben, geraten sie in Panik und rufen die Mine an. Diese wiederum schickt Hank, der sich um die Leiche kümmern soll. (Das würde auch sein Gespräch mit der Leiterin von Sky Mining im Auto erklären.) Er legt den Leichnam in der Nähe der Mine ab und schneidet ihr die Zunge heraus, um die Botschaft zu verbreiten, dass man den Aktivismus gegen die Mine einstellen soll. Man soll schweigen.
Die indigenen Dorfbewohner:innen finden die Zunge und bewahren sie erst mal auf, bis sie sie als Beweis des Mordes an Annie K. in der Tsalal-Station zurücklassen. Die Zunge bedeutet auch, dass die Zeit des Geschichtenerzählens gekommen ist.
Die übernatürliche Variante: Die Zunge löst sich in Luft auf. Als die Frauen zur Tsalal-Station kommen, ist auch Annie bei ihnen und lässt dort ihre eigene Zunge zurück, weil sie weiß, dass es so anfängt – dass sie endlich ihre Geschichte erzählen kann.
Dazu López: "Es liegt an dir, dich zu entscheiden".
Wie ist "Night Country" mit Staffel 1 verbunden?
Die vierte und die erste Staffel sind auf vier Arten miteinander verbunden.
- Während des Verhörs sagt Raymond Clark: "Die Zeit ist ein flacher Kreis" und zitiert damit Matthew McConaugheys Cohle aus Staffel 1.
- Die Mine wird von einer Firma, die in Staffel 1 vorkommt, finanziert.
- Der "Kreis", der in Staffel 1 auf den Leichen gefunden wurde, befindet sich in Staffel 4 auf den Leichen, in der Eishöhle und auf Zetteln.
- Rose hatte eine Affäre mit Cohles Vater.
Das ist die Erklärung von López dazu: "Ich denke, es ist sehr wichtig zu sagen, dass es im selben Universum spielt. In derselben Realität, in der die Ereignisse von "Night Country" stattfanden, geschahen auch diese schrecklichen Morde in Louisiana. Jedes Mal, wenn es sich natürlich anfühlte, habe ich sie miteinander verbunden, einfach um ein gemeinsames Universum zu schaffen – um zu sagen: "Es ist derselbe Ort."
Und wenn man in der ersten Staffel ein böses Unternehmen hat, bei dem Politiker und mächtige Leute mit der Regierung zusammenarbeiten, ist es dann nicht interessant, dass sie in das Unternehmen investiert haben, das die Mine in dieser Stadt gründet? Das bedeutet nicht, dass sie überall schlechte Dinge tun. Es ist nur schlechtes Geld, und schlechtes Geld bringt schlechte Dinge hervor."
Das Ende von "True Detective"-Staffel 4 nochmals zusammengefasst
Im Laufe der Staffel sind Annie K., die Wissenschafter, Hank, Raymond Clark, Navarros Schwester und wahrscheinlich auch Navarro gestorben. Danvers und Navarro gelingt es, den Mordfall zu lösen, doch sie verhaften die Mörderinnen nicht, da sie mit den indigenen Frauen sympathisieren. Diese haben die Wissenschafter aus Rache für den Mord an Annie raus aufs Eis geschickt und erfrieren lassen.