Die wahre Geschichte hinter dem Tinder-Schwindler Simon Leviev

Die wahre Geschichte hinter dem Tinder-Schwindler Simon Leviev
Was macht der Betrüger heute? Und wie konnte der Tinder-Schwindler so viele Frauen um den Finger wickeln?

Online-Dating kann Gefahren mit sich bringen, das ist nichts Neues. Die Netflix-Doku "Der Tinder-Schwindler" beleuchtet einen speziellen Fall von Betrug, der 2019 um die Welt ging und zahlreiche Frauen als Opfer zurückließ. Auch wenn die Dokumentation zu einer Dramatisierung der Ereignisse neigt, ist die Geschichte dahinter vollkommen wahr.

Simon Leviev, bekannt als der Tinder-Schwindler, hinterging zehn Frauen und stahl ihnen Geld im Wert von mehreren Millionen. Aber wie konnte es dazu kommen?

Wie die Betrogenen in der Doku und in einem "Spiegel"-Report berichten, hätte sich Leviev als wohlhabender Sohn des Milliardärs Lev Leviev auf Tinder ausgegeben haben. Lev Leviev gibt es wirklich, Simon Leviev war allerdings eine erfundene Identität eines Mannes Ende Zwanzig: Shimon Hayut.

Er sei ein wahrer Gentleman gewesen, hätte die Frauen bei Dates in Luxus-Restaurants und -Hotels ausgeführt und somit den Schein des Reichtums gekonnt aufrecht erhalten. Was die Frauen nicht wussten: Der Mann aus Israel bezahlte den Luxus mit Geld, das er zuvor anderen Frauen gestohlen hatte. Seine Masche: Er müsse während des Datings dringend auf eine Geschäftsreise oder zu seiner Familie nach Tel Aviv, wofür er sich Geld der Frauen lieh.

Laut dem Report folgten im Anschluss auffällige Abbuchungen bei Designermarken wie Louis Vuitton oder in glamourösen Hotels. Auf Nachfrage schickte der Betrüger den Frauen dann gefälschte Rücküberweisungen – und ließ sie mit den hohen Rechnungen zurück.

2019 folgt Levievs Verhaftung

2018 wurde der norwegische Journalist Ofte Arntsen darauf aufmerksam und veröffentlichte im Februar 2019 eine Reportage mit Interviews des Opfers Cecilie Fjellhöy. Der Tinder-Schwindler flüchtete daraufhin und wurde vier Monate später am Flughafen in Athen als Simon Leviev von der Polizei gefasst.

Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war: Shimon Hayut wurde bereits seit Jahren von Interpol und der israelischen Polizei gesucht, womit gleich "zwei" gesuchte Verbrecher gefasst wurden. Im selben Jahr musste sich Hayut vor Gericht verantworten, allerdings standen dabei nicht die Fälle der ausgebeuteten Frauen, sondern seine Straftaten in Israel in den Jahren 2010 und 2011. Wie "Times of Isreal" berichtete, wurde der Mann zu 15 Monaten Haft verurteilt und nach fünf Monaten wegen guter Führung entlassen.

Was macht Simon Leviev heute?

Nach seiner Entlassung soll der Mann laut Berichten der britischen Zeitung "Mirror" in Israel sesshaft geworden und eine Beziehung mit Model Kate Konlin. Diese erklärte aber bereits, dass sie inzwischen getrennt seien – nicht aufgrund der Straftaten, sondern weil die beiden zu häufig wegen Geschäftsreisen getrennt waren. Über seine beruflichen Tätigkeiten sind keine weiteren Details bekannt. Er hätte kurzzeitig als Unternehmensberater gearbeitet, seine Website dazu ist aber nicht mehr auffindbar. 

Am Ende der Netflix-Doku "Der Tinder-Schwindler" wird festgehalten, dass Hayut wieder auf der Dating-Plattform sein Unwesen treibe. "Wir haben interne Untersuchungen durchgeführt und können bestätigen, dass Simon Leviev unter keinem seiner bekannten Decknamen mehr auf Tinder aktiv ist", klärte Tinder in einem Statement gegenüber "NewsWeek" inzwischen aber auf. 

Tinder-Schwindler-Opfer: Wie geht es den Frauen heute?

Cecilie Schrøder Fjellhøy, Pernilla Sjoholm und Ayleen Charlotte meldeten sich in der Doku zu Wort. Während Ayleen am Ende einige Kleidungsstücke von Hayut verkaufte, um zumindest ein bisschen Geld zurückzuerhalten, kämpft Cecilie vor Gericht noch immer wegen den Krediten, wie sie "Elle" erklärte. "Du erlebst krasse Angstzustände und Panikattacken wenn du deine E-Mails liest oder Briefe öffnest, weil du nie in so einer Situation sein wolltest und jetzt Angst vor Schuldeneintreibenden hast", so Cecilie.

Um sich von den Schulden befreien zu können, haben die drei Frauen zusammen eine "GoFundMe"-Kampagne gestartet, bei denen sie ihre Mitmenschen um Geldspenden bitten. Das Ziel davon sind 600.000 Dollar, bis jetzt (Stand 9.2.) haben sie knapp 50.000 Dollar erhalten. Pernilla und Cecilie setzen sich außerdem heutzutage für Opfer von Betrug ein und haben die Nonprofit-Organisation "Action: Reaction" dafür gegründet, wie "GQ" berichtet.