"The People's Joker": Queere DC-Parodie nach Premiere verboten!
Zwar kann man nicht abstreiten, dass sich unter Batman-Fans und Comic-LiebhaberInnen (sowie KinogängerInnen im Allgemeinen) eine gewisse Joker-Müdigkeit breitgemacht hat, weil der irre Verbrecher-Clown in den vergangenen Jahren einfach zu oft in den Fokus sämtlicher düsterer DC-(Film-)Abenteuer gezerrt wurde. Doch auf diese Joker-Story hätten wir uns durchaus gefreut. Aber wir werden ihn wohl nie zu Gesicht bekommen.
"The People's Joker" feierte seine Weltpremiere am TIFF, dem renommierten Toronto International Film Festival. Regisseurin ist die Transgender-Person Vera Drew. Hier erstmal der Trailer:
Low-Budget-Film mit queerem Fokus
Wie der Trailer erkennen lässt, handelt es sich bei "The People's Joker" um einen Independent-Low-Budget-Film mit dramaturgischem Fokus auf eine Coming-of-Age-Story. Es geht um einen kleinen Jungen mit einer harten Kindheit, denn er kämpft mit seiner Geschlechteridentität: Ihm wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen, doch eigentlich ist er eine Frau. In Gotham City versucht sie, als Komikerin berühmt zu werden, doch Batman hat jede Art von öffentlichem Humor gesetzlich verboten.
Der Ansatz ist erfrischend: Nicht nur, dass Drew der Joker-Origin einen queeren und somit vollkommen neuen Anstrich verleiht, der Film versteht sich auch als Parodie auf das Batman-Universum sowie auch auf frühere Joker-Interpretationen (beispielsweise von Jared Leto und Joaquin Phoenix), was dem durchaus zuletzt arg gebeutelten DCEU einen frechen ironischen Spiegel vorhält.
Rechtsverletzung?
Lust auf den Film bekommen? Leider müssen wir euch enttäuschen – denn direkt nach seiner Weltpremiere musste Drew den Film zurückziehen, weitere Vorführungen wurden ihr untersagt, berichtet "Filmstarts". Der Grund: Rechtsfragen, nähere Details sind aber nicht bekannt.
Man kann es sich denken, welcher Grund dahinter steckt: Schon im Trailer weist Drew darauf hin, dass es sich bei dem Film um einen inoffiziellen DC-Streifen handelt, eine Autorisierung von DC beziehungsweise dessen Mutter-Konzern Warner Bros. Discovery liegt nicht vor. Es wird daher vermutet, dass sich Warner nach der Premiere also eingeschaltet und klar ein Verbot ausgesprochen haben könnte – aufgrund von Rechtsverletzung in Bezug auf die hauseigenen Marken. Ein Statement von Warner Bros. oder Drew gibt es bislang nicht.
Fair-Use-Doktrin
Gedreht werden konnte der Film aufgrund der Fair-Use-Doktrin, wie "Filmstarts" erklärt: "Diese besagt, dass urheberrechtlich geschütztes Material in einem gewissen Rahmen zum Zwecke der Kritik, der Stellungnahme, der Berichterstattung, der Bildung oder der Wissenschaft genutzt werden darf." Auch sich am Original orientierende Parodien fallen hier darunter.
Ein Schlupfloch also, das trotzdem dem/der FilmemacherIn nicht komplette Freiheit gewährt. Das hat auch bereits Drew geahnt, denn vor der Weltpremiere verlieh sie ihren Sorgen auf Twitter Ausdruck:
Bob Odenkirk ist auch dabei
Sogar "Better Call Saul"-Star Bob Odenkirk ist in einer kleinen Rolle im Film zu sehen. Dass ein großer Hollywood-Star in einem Low-Budget-Film mitspielt, ist mehr als ungewöhnlich. Doch in einem Gespräch mit "Collider" erklärt Drew die Hintergründe – und nennt signifikanterweise ihren Film selbst "illegal":
"(...) Ich hatte ein Telefonat mit Bob und es war buchstäblich ein halbstündiges Telefonat, in dem wir über die Rolle gesprochen haben, und das war wirklich cool. Er hörte mir zu, wie ich über all meine hochtrabenden Ideen zu diesem illegalen Film schwatzte, und seine einzige Bitte war: 'Ich mache es. Ich will es tun. Ich finde es toll. Ich finde dich großartig, aber lass mich irgendwie beschissen aussehen. Gib mir eine große Narbe, irgendetwas. Denn ich möchte nicht, dass die Leute denken: 'Oh, es ist cool, Bob ist dabei, bla, bla, bla.'"