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Serienkritik

„The Last Dance“: Mehr als nur eine Basketball-Doku auf Netflix

Die zehnteilige Doku-Serie über Michael Jordan begeistert durch spannende Charaktere nicht nur Basketballfans.

von Oezguer Anil

05/05/2020, 11:33 AM

Trotz der großen Beliebtheit hat es der Basketballsport in Europa nie in den Mainstream geschafft. In den USA entstand eine ganze Industrie rund um den Court und kein anderer Spieler prägte den Sport so sehr wie Michael Jordan. Die Netflix Doku „The Last Dance“ wirft einen Blick auf seinen Werdegang und den Erfolg der Chicago Bulls in den 90er Jahren. Am 19. April erschienen die ersten beiden Teile der Serie. Im Wochentakt werden zwei weitere Folgen veröffentlicht, wobei man jetzt sechs der insgesamt zehn Episoden streamen kann. Das Finale erscheint am 18. Mai.

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„The Last Dance“ ist Nostalgie pur.  Durch sorgfälltig ausgewählte Archivaufnahmen holen die Macher die 90er Jahre zurück auf den Bildschirm. Eine Zeit, die neben zahlreichen geopolitischen Konflikten, auch von dem kulturellen Einfluss der USA, die nach dem Zerfall der UdSSR einzige verbleibende Weltmacht war, geprägt wurde. Eine große Rolle spielten dabei Filme, Fast-Food Konzerne, Mode und Sportevents – alles Branchen in denen Michael Jordan neue Maßstäbe setzte. Mit Millionen Deals trat er als Werbeträger für erfolgreiche Konzerne auf und wurde einer der wichtigsten Repräsentanten einer ganzen Nation. “The Last Dance“ schafft es, all diese unterschiedlichen Facetten der Zeitgeschichte in eine spannende Erzählung zu packen, ohne dabei den Fokus zu verlieren.

Erfolgsdruck

In der Geschichte des Basketballs gab es drei Spieler, die zum Markenzeichen für den Sport wurden. Larry Bird, Magic Johnson und Michael Jordan. Bis 1990 konnten die ersten Beiden mehrmals die Basketball-Championship gewinnen, weshalb die frühe Karriere von Jordan vor allem durch seinen Drang über seine Konkurrenten hinauszuwachsen geprägt war. In Zeitsprüngen werden die Jugendjahre und der spätere Erfolg Jordans gegenübergestellt, wodurch man einen guten Überblick über die zahlreichen Episoden im Leben des Ausnahmesportlers behält. Man spürt sofort die Besessenheit von der Jordan getrieben ist und die ihn dazu motiviert, alles für den Erfolg zu tun, wodurch er aber auch Einfühlsamkeit und Empathie gegenüber seinen Mitmenschen vermissen lässt.

Persönlichkeiten

Die zehnteilige Doku beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Biografie von Jordan, sondern beschäftigt sich auch mit seinen Mitspielern, die ihn zu dem Superstar gemacht haben, der er heute ist. Scott Pippen und Dennis Rodman waren ebenfalls ein zentraler Bestandteil der Chicago Bulls und hatten ihre eigenen Höhen und Tiefen. Neben sportlichen Herausforderungen führten sie ihren härtesten Kampf abseits des Spielfelds. Die jungen Männer werden rund um die Uhr von Journalisten verfolgt, was einen geregelten Tagesablauf geschweige denn ein Privatleben so gut wie unmöglich macht. Neben den Archivaufnahmen bilden Interviews mit den Protagonisten, Journalisten, Freunden, Familienmitgliedern und sogar Ex-Staatschefs den zentralen Bestandteil von „The Last Dance“. Jeder erzählt seine eigene Version von der damaligen Zeit, wodurch man ein umfassendes Bild von den tatsächlichen Vorkommnissen bekommt.

Die Macht des Geldes

Neben dem sportlichen Aspekt spielt auch der wirtschaftliche Kontext in dem die Erzählung stattfindet eine wichtige Rolle. Das Schicksal der Chicago Bulls lag zu einem großen Teil in den Händen von Vereinspräsidenten und Geschäftsführern, für die langfristige Gewinne wichtiger waren, als jedes Spiel zu gewinnen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen brachten langanhaltende Konflikte zwischen den Spielern und der Führungsebene mit sich, die schließlich dazu führten, dass der Vertrag von Trainer Phil Jackson, einer der wichtigsten Förderer von Jordan, nicht mehr verlängert wurde.

90s Flair

„The Last Dance“ ist eine gut strukturierte Doku-Reihe, die durch den gekonnten Einsatz von Musik- und Montagesequenzen sein Publikum gut zu unterhalten weiß. Die einzelnen Handlungsstränge bieten eine Bandbreite an Emotionen, die man auf den ersten Blick nicht vermutet hätte. Der Basketballsport dient hier als ein Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Figuren, Themen und Zeiten weshalb ein Vorwissen über den Sport nicht erforderlich ist. Eine Serie für jeden, der nochmal in die 90er eintauchen und die Geschichten hinter einem der größten sportlichen Erfolge des letzten Jahrhunderts erleben möchte.

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