"Tatort: Blinder Fleck": Drei Fragen zum Schweiz-Krimi

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Gibt es zum Beispiel Verbrechen via Drohnen? Diese und andere Fragen zum aktuellen Schweiz-Krimi werden beantwortet.

Im "Tatort: Blinder Fleck" (24.9., Das Erste) mussten die Schweizer Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, 44) und Tessa Ott (Carol Schuler, 36) einen brutalen Dreifachmord aufklären. Ein Mädchen war die Hauptzeugin und eine Drohne die Mordwaffe. Das Motiv hängt mit dem Massaker von Ahmići zusammen.

Hier sind drei Fragen, die sich darauf ergeben.

1. Verbrechen via Drohne?

"Natürlich ist es für einen Krimi überaus spannend, neue Entwicklungen in der Drohnentechnologie zu thematisieren. Technologien, die sowohl zivil wie militärisch genutzt werden können - zum Nutzen oder zum Schaden von Menschen", sagt Regisseur Tobias Ineichen zur offenbar realistischen Mordwaffe. Dass es in dem Krimi außerdem um "lange zurückliegende Kriegsverbrechen und um Fragen von Vergangenheitsbewältigung" geht, ist für Ineichen "inmitten einer neutralen Schweiz [...] eine durchaus brisante Mischung für einen 'Tatort'".

Auch Carol Schuler mahnt im Interview mit dem Sender: "Kameradrohnen im Film sind ein tolles Stilmittel - in der echten Welt jedoch können sie ohne Kontrolle leicht zum Angriff auf die Privatsphäre werden. Sie bergen viel Missbrauchspotenzial. Ein Himmel voller Vögel ist mir da bedeutend lieber", sagt sie.

Mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine ergänzt sie beim Thema Drohnen: "Im militärischen Kontext gibt es sicherlich Pros und Kontras in der Debatte, aber im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass wir ein Stück weit von unserer Menschlichkeit verlieren, sobald wir uns hinter der Technik verstecken."

 

2. Bosnienkrieg: das Massaker von Ahmići am 16. April 1993

Ein lang zurückliegendes Kriegsverbrechen wird im Krimi zum Motiv. Das Massaker von Ahmići fand am 16. April 1993 während des Bosnienkrieges statt. Damals überfielen kroatische Soldaten das Dorf Ahmići in Zentralbosnien, steckten die Häuser von bosnischen Muslimen in Brand und töteten 116 Zivilisten, wie der "NDR" zum Jahrestag in Erinnerung rief. Das Verbrechen wurde vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aufgearbeitet.

3. Kinder am Filmset

Die kleine Maura Landert spielte eine wichtige Rolle im "Tatort: Blinder Fleck". Regisseur Tobias Ineichen schwärmt von der Zusammenarbeit: "Maura Landert hat neben ihrem großen schauspielerischen Talent ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht und unglaublich intensive Augen. Da sie in ihrer Rolle als traumatisiertes Opfer lange Zeit kein Wort spricht, ist ihr subtiles, nonverbales Spiel umso wichtiger für die Handlung."

Wie findet man eine solche Kinderdarstellerin und wie schafft man es, dass sie sich am Filmset wohlfühlt? "Dank sorgfältigem Casting, detaillierten Vorgesprächen mit Laura, ihren Eltern und der Produktion, der Anwesenheit von speziell geschulten Kinder-Coaches, kindgerechten Proben vor dem Dreh und schließlich auf wenige Stunden begrenzten Drehzeiten, verlief die Arbeit mit Maura absolut problemlos und hat ihr große Freude gemacht", erklärt der Filmemacher.

 Die Ernsthaftigkeit im Teamwork mit Kinder- und Jungdarstellern fördere deren Spielfreude enorm, weiß er und fügt hinzu: "Das Vertrauen in ihre schauspielerischen Fähigkeiten motiviert sie erst recht, einen ganz persönlichen Zugang zu ihrer Rolle zu finden."