"Shadow and Bone": So unterschiedlich sind Buch und Serie
Am 23. April feierte mit "Shadow and Bone" einer der imposantesten Fantasy-Serien der letzten Jahre auf Netflix ihre Premiere. Die Serie basiert auf der gleichnamigen Buchreihe von Leigh Bardugo, wobei sich die Serie in der Umsetzung durchaus einige Freiheiten nimmt.
Die Haupthandlung folgt wie in den Büchern Alina Starkova, die im Zuge eines Krieges ihre magischen Fähigkeiten entdeckt und dadurch zahlreiche KriegstreiberInnen auf sich aufmerksam macht. Auch wenn der Kern der Geschichte gleich ist, gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen Buch und Serie.
Die Dregs
Einer der größten Unterschiede zwischen der Serie und der Buchvorlage sind die Dregs. Die kriminelle Bande kommt nicht nur im ersten Buch nicht vor, sondern ist nicht einmal Teil der Grisha-Trilogie. Sie werden erst in den Büchern "Six Crows" und "Crooked Kingdom" vorgestellt, die zwar im gleichen Universum spielen, aber inhaltlich nicht mit der Geschichte von Alina Starkov verknüpft sind. Arken Visser wurde als zusätzliche Figur hinzugefügt und der gesamte Handlungsstrang eigens für die Serie geschrieben.
General Zlatan und der Bürgerkrieg
Sowohl der Bürgerkrieg als auch General Zlatan sind eigens für die Serie ins Leben gerufen worden. Der Bürgerkrieg hilft, die instabile Lage des Königreichs zu verdeutlichen, und macht das Dilemma von General Kirigan glaubwürdiger. Er kämpft an zwei Fronten und wird schließlich mit dem Verrat seiner Verbündeten konfrontiert. Seine erbarmungslosen Attacken und sein Verlangen nach Alina gewinnen dadurch an Ambivalenz.
Nina und Matthias
Genauso wie die Dregs werden Nina Zenik und Matthias Helvar auch erst in "Six Crows" vorgestellt. Im Gegensatz zu den Dregs hatte Nina jedoch schon in ihrer Vorgeschichte mit Rayka zu tun, weshalb ihr Handlungsstrang nicht völlig neu erfunden wurde, sondern auf jenem von "Six Crows" basiert.
Zwar werden die Ereignisse dort in Flashbacks erzählt, aber behalten mit der Serienadaption ihren zeitlichen Ablauf bei. Mit diesem Schritt gelingt es den MacherInnen, alle wichtigen Figuren bereits in der ersten Staffel einzuführen, ohne Alinas Geschichte dabei aus dem Fokus zu verlieren. In der zweiten Staffel dürfte Nina Teil der Dregs werden, wobei noch unklar ist, in welchen Coup sie sich genau verwickeln wird.
Alexei
Alexei ist sowohl in der Serie, als auch im Buch ein Kartograph und steht an der Seite von Alina. Seine Bedeutung für die Geschichte wurde in der Serie jedoch deutlich erhöht. Während er im Buch schon bei der ersten Überquerung des Schattenflurs getötet wird, überlebt er in der Serie als einer der wenigen die Attacke, aber wird später von den Dregs gefangen genommen. Nur durch ihn finden sie heraus, dass Alina die Sonnenkriegerin ist, womit die Jagd nach ihr eröffnet wird.
Alinas Herkunft
In den Büchern wird Alina als Weiße Frau mit unscheinbarer Frisur bezeichnet. Für die Netflix-Adaption entschieden sich die Macher jedoch, Jessie Mei Li zu besetzen und der Hauptfigur Migrationshintergrund zu geben. In der Serie wird sie als junge Frau mit Wurzeln aus Shu Han porträtiert, ein Land, das an die Mongolei und China angelehnt ist.
Ihre Herkunft sorgt dafür, dass die Bewohner von Rayka ihr nicht von Beginn an vertrauen und sie sich stets als Außenseiterin fühlt. Auch wenn das Thema Migration im Buch keine Rolle spielt, macht es die Figur von Alina komplexer und zieht eine Parallele zu zeitgenössischen Debatten.
Mal
Mal hat die größte Wandlung hinter sich: In der Vorlage ist er äußerst wortkarg und ständig sauer auf Alina. Er ärgert sich darüber, dass sie ihre Prinzipien verrät, und anstatt mit ihr darüber zu reden, lässt er sie genau dann im Stich, als sie ihn am meisten braucht. In der Serie ist seine toxische Männlichkeit ausgespart und er begegnet Alina auf Augenhöhe.
Mal liebt und beschützt sie, aber gibt ihr auch den nötigen Freiraum. Seine Veränderung wird am deutlichsten klar, als Alina ihm gesteht, dass sie mit General Kirigan ein Verhältnis hatte. Im Buch reagiert Mal mit dem Vorwurf, Kirigan würde sie besitzen, wobei die Szene in der Serie vollkommen anders aufgelöst wird. Mal gibt ihr dort zu verstehen, dass sie ihm keine Antwort schuldig ist und er sie einfach nur beschützen möchte. Eine weitrecheinde Änderung, die auf die Kritik der LeserInnen zurückzuführen ist.
General Kirigan
In der Buchvorlage ist die Vorgeschichte von General Kirigan sehr viel rudimänterer als in der Serie erzählt. Durch das Beleuchten seiner Biografie schafft es die Serie, dem Publikum seine Beweggründe näherzubringen und ihn dadurch sehr viel sympathischer zu machen. Er wird nicht als machthungriger Tyrann proträtiert, sondern als gebrochener Mann, dem alles genommen wurde und der sich nun dafür mit überzogenen Maßnahmen rächt.
Zoya
Zoyas Figur ist in der Serienadaption gleichgeblieben, doch ihre zeitliche Entwicklung ist eine ganz andere. In der Vorlage beschließt sie erst im zweiten Buch, sich Alina anzuschließen, und macht über fünf Teile hinweg eine Wandlung durch, die sie zur Heldin ihrer eigenen Geschichte macht. In der Serie ist dieser Prozess deutlich verkürzt, woduch sie schon sehr früh eine tragende Rolle in der Geschichte einnimmt.
Das Winterfest
Im Buch dient das Fest lediglich dazu, dass Alina sich als Sonnenkriegerin zu erkennen gibt und anschließend aus dem Palast flieht. In der Serie überschlagen sich in dieser Nacht jedoch die Ereignisse. Die Dregs infiltrieren die Feier und ermorden Marie, die in der Vorlage erst im zweiten Buch getötet wird. Ihr früher Tod dürfte jedoch keine große Auswirkung auf den Verlauf der Handlung haben.
Die zweite Staffel zu "Shadow and Bone" wurde zwar schon bestätigt, jedoch ist noch unklar, wann sie erscheinen wird.