"Sex Education": Das können wir von der Netflix-Serie lernen!
Ihr habt die Taschentücher sicherlich bereits gezückt (und in diesem Fall könnte das sogar zweideutig verstanden werden): Die aktuelle Staffel von "Sex Education" auf Netflix ist die allerletzte, danach ist Schluss mit den Hormonräuschen und Selbstfindungen von Otis, Maeve, Eric, Jean und Co.
Schön waren die vergangenen Jahren, viel haben wir gelacht, oft ist uns der Mund offen gestanden, geweint haben wir auch so manches mal – und vor allem haben wir viel gelernt über die schönste Nebensache der Welt. Denn "Sex Education" hat in vier Staffeln seinem Namen tatsächlich alle Ehre gemacht.
Zum Abschied stellen wir euch die besten sechs Sextipps fürs Leben aus "Sex Education" vor. Die Serie mag vielleicht zu Ende gegangen sein – aber unser Erkunden der menschlichen Sexualität noch lange nicht.
Jugendliche müssen sexuell aufgeklärt werden
Besonders in den USA kommt es immer wieder vor, dass "besorgte" Eltern Sexualkunde in der Schule verbieten wollen, da sie der Meinung sind, ihre Kids müssten von dem Thema ferngehalten werden, da sie sonst psychische Schäden davontragen würden. Falsch gedacht, genau das Gegenteil ist der Fall!
Werden Jugendliche nicht aufgeklärt, sind sie mit ihrer eigenen und der Sexualität von anderen (mit der sie früher oder später ohnehin in Berührung kommen) überfordert und machen unbewusst Fehler, die weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen können. Ein Verbot von Sexualunterricht vermittelt zudem, dass Sexualität und der eigene Körper etwas Verbotenes seien und etwas, für das man sich schämen musste. "Sex Education" ging ab der ersten Folge an gegen diese Vorurteile (unterhaltsam) vor und kämpfe dagegen an.
Sexuelle Belästigung hat viele Gesichter
Leider sind auch Jugendliche (oder gar Kinder) vor sexueller Belästigung nicht geschützt. Man hat bestimmte – schreckliche – Bilder im Kopf, wenn man an das Thema denkt, doch sexuelle Belästigung (oder sexuelle Übergriffe) haben viele Gesichter und sind mitunter als solche nicht zu erkennen.
So zum Beispiel können sehr aufdringliche Verehrer:innen ebenso eine sexuelle Belästigung darstellen wie Body- oder Slutshaming, unangebrachte Kommentare, aufdringliches Anstarren oder – natürlich – das Ignorieren eines "Neins!". Eine der wichtigsten Storylines in "Sex Education" war jene rund um Aimee: Im Schulbus ejakulierte ein Mann auf ihre Hose, was das junge Mädchen zuerst gar nicht als sexuelle Belästigung erkennt. Sie schämt sich dafür und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück. Erst durch Aufklärung von Therapeut:innen, Freund:innen und anderen Personen erkennt Aimee ihr Trauma.
Merkt euch: Sobald ihr euch unwohl fühlt, handelt es sich um sexuelle Belästigung und ihr habt alles Recht der Welt, euch Hilfe zu holen! Ihr habt nichts falsch gemacht!
Kommunizieren ist das A und O in einer Beziehung
Auch wenn wir jetzt ein wenig gegen uns selbst sprechen: Eine zwischenmenschliche, persönliche, vertrauensvolle und offene Kommunikation mit dem/der Partner:in ist das Allerwichtigste in einer Beziehung (jeder Art) und kann Informationen aus dem Internet niemals ersetzen! Redet mit eurem/eurer Liebsten über eure Unsicherheiten, Wünsche, Sehnsüchte, Ängste oder was euch auch sonst am Herzen liegt – und ihr werdet sehen, dass das alte Sprichwort nach wie vor gilt: Durchs Reden kommen die Leut' z'amm!
Sex ist mehr als Penetration
Besonders queere Menschen müssen sich immer wieder mit dem Vorurteil auseinandersetzen, dass es sich erst dann um Sex handelt, wenn eine Penetration stattfindet. Das ist nicht richtig! Sex ist (oder kann) jede Art von Zärtlichkeit (sein) und beinhaltet Küssen, Streicheln, Oralsex, Rimming und vieles mehr.
Lasst euch nicht von alten, heteronormativen und längst überholten Mythen rund um Sex verunsichern: Sex ist immer etwas ganz Persönliches und du allein bestimmst, was du machen willst oder was eben nicht. Es gibt viele Arten und Wege, dem/der Partner:in (und sich selbst) Lust zu bereiten.
Auch Menschen mit Behinderung haben sexuelle Bedürfnisse
Viel zu oft werden Menschen mit besonderen Bedürfnissen sexuelle Bedürfnisse aberkannt. Sex zwischen beziehungsweise mit "Behinderten"? Nach wie vor leider ein großes Tabuthema. Doch nur, weil der Körper dieser Menschen das eine oder andere Defizit hat oder anders funktioniert, als wir es aus dem Bilderbuch kennen, heißt das (logischerweise) nicht, dass sie sich nicht nach Zärtlichkeit, Nähe, Anerkennung oder schlicht Stressabbau sehnen.
Wichtig ist auch hier, auf das Bedürfnis des Gegenübers einzugehen und das eigene Schubladen-Denken aufzubrechen. Es mag am Anfang unangenehm sein, aber es ist für beide Seiten wichtig, auch hier offen zu kommunizieren, was (nicht) möglich ist und was (nicht) gefällt.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine höchst persönliche Entscheidung
Die Story rund um Maeves Abtreibung war eine kontroversesten Stories der Serie. Besonders in den USA wird ein Schwangerschaftsabbruch immer noch als Tabu gesehen und ist in manchen Staaten gar gesetzlich verboten. Das kann allerdings verheerende Auswirkungen für Mutter und Embryo haben. Es gibt sehr viele Gründe, wieso eine Frau sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet – und sie tut das in der Regel niemals leichtfertig! Verurteilungen sind hier absolut fehl am Platz, viel mehr sollte man mit Verständnis und Unterstützung reagieren.