Roland Düringer im Geburtstagsinterview: "Geschenke gibt's bei mir keine!"
Von "Muttertag" bis "Regenerationsabend 2.0" – diese beiden künstlerischen Eckpunkte rahmen Roland Düringers bisherige Karriere ein. Mit Franco Schedl von film.at hat er sich in der Nähe des "Kabarett Niedermair" in einem traditionellen Café zu einem Interview getroffen.
Am 31. Oktober 2023 wird er 60, obwohl man das nicht glaubt, wenn man ihm gegenübersteht. Er wirkt fit, drahtig, agil, hellwach, mit sich und der Welt offenbar in völligem Einklang und legt als echter Benzinbruder, der auf zwei motorisierten Rädern angereist gekommen ist, sofort ungebremst los.
film.at: Hat es Dein Leben geprägt, dass Du ausgerechnet zu Halloween geboren wurdest?
Roland Düringer: Nein, weil das war ja damals eigentlich der Weltspartag. Da hat's den Begriff "Halloween" bei uns noch gar nicht gegeben und ich war immer erstaunt, wenn die Banken mir zum Geburtstag gratulierten und mir was geschenkt haben. Die Banken sind doch die Guten – so naiv war man damals und hat das wirklich geglaubt.
Aber vielleicht hat Halloween einen rückwirkenden Effekt und Du bekommt jetzt Geburtstagsgeschenke, mit denen Dich die Leute erschrecken wollen: Springteufel oder essbare Knochen zum Beispiel.
Das glaub ich nicht, zumal es bei mir so ist, dass ich den Geburtstag nicht wirklich zelebriere. Der 31. Oktober ist in der Regel für mich ein Tag, an dem das Handy abgedreht wird.
Und Du weist Geschenke auch zurück?
Nein, es gibt keine Geschenke bei mir – vielleicht im innersten Kreis der Familie, aber in der Regel gibt es tatsächlich keine.
Hast Du dann wenigstens eine Vorliebe für Horrorfilme entwickelt, irgendwann einmal?
Für Horrorfilme direkt nicht, aber ich mag Filme, die spannend sind, durch Unvorhersehbarkeit. Bei einem echten Horrorfilm weiß man, jetzt spritzt gleich das Blut und dann wird es schon wieder langweilig. Ein Beispiel: "Angel Heart" ist für mich ein kein typischer Horror, aber ein sehr spannender Film.
Auch ein bisschen übersinnlich…
Genau, das ist für mich die Welt, in die ich gerne eintauche, weil es in etwa dem entspricht, was man in der Kindheit als Märchenwelt erkannt hat, wo alles passieren kann, alles passieren darf, und es ruhig auch ein bisschen grauslich werden soll.
Neue Folgen von "Weber & Breitfuß"
Aber zumindest bei der einen Folge von "Weber & Breitfuß", in der ihr den Gruselfilm in einer Burg dreht, hat Dich das Genre eingeholt. Du bist eine Art Zombie, dem die Haut im Gesicht herunterhängt.
Naja, wir spielen Statisten beim Film – also hätte es auch ein beliebiger anderer Film sein könne. Wir haben uns halt gedacht, es könnte recht lustig sein, wenn der eine ein Vampir ist und der andere ein Zombie.
Du bist auf jeden Fall sehr verändert. Sitzt Du gerne stundenlang in der Maske, um Dich verunstalten zu lassen?
Ist schon jemand stundenlang gerne in der Maske gesessen? Nein, das mag ich gar nicht – das ist so wie beim Zahnarzt. Nichts, was man sich unbedingt gerne antut.
Entwickelt Du womöglich einen Ehrgeiz, um dem zu entkommen, dass Du Dir dann selber die Breitfuß-Wampe hinausfutterst, um nicht ausgestopft zu werden?
Nein, weil da würde ich mir selber Schaden zufügen und das versuche ich tunlichst zu vermeiden.
"Muttertag" - Ka gmahte Wiesn
Du verkleidest Dich aber schon lange sehr gerne und hast bereits in frühen Jahren ältere Männer gespielt – da braucht man nur an den Opa in "Muttertag" zu denken. Würdest Du solche Rollen heute anders anlegen, nachdem Du zwangsläufig selber Alterserfahrung sammeln konntest?
Möglicherweise – wobei, jetzt könnte ich eigentlich schon den Opa spielen, aber es ist gut, dass ich es damals mit 30 gemacht habe und nicht jetzt, weil dadurch bekommt's ja erst den Witz, wenn ein junger kräftiger Mensch den alten Mann spielt.
Da müsste es jetzt fast umgekehrt sein, dass Du vermehrt junge Rollen angeboten bekommst.
Angeboten bekomme ich gar keine Rollen, so fängt's einmal an. Sowas funktioniert auch kaum – es war die große Ausnahme beim Film "Muttertag", dass da ein paar junge Schauspieler ganz viele Rollen spielen. Dieses Projekt jemandem zu erklären und durchzusetzen, damit es überhaupt stattfinden konnte, war nicht leicht. Ka gmahte Wiesn, der "Muttertag"! Das ist eben ein ganz spezieller Film gewesen – eher vergleichbar mit Monty Python.
Das war auch mein Eindruck und ich frage mich, ob ihr damals die Absicht hattet, so etwas wie Wiener Monty Python's zu werden?
Wir waren einfach Mitglieder einer Theatergruppe, die alle beim Herwig Seeböck Schauspiel gelernt haben und die spielen wollten. Die einzige Möglichkeit dazu war auf Kleinkunstbühnen. Wir waren Geschichtenerzähler und wollten immer über Menschen erzählen, haben uns ein Thema hergenommen, Figuren entwickelt und zum Improvisieren begonnen. Dann hatten wir auf einmal ein Stück und mit dem sind wir auf die Bühne gegangen.
Und dann war die Idee da: Warum machen wir nicht einen Film, denn das geht ja genauso. Wenn das Stück schon mal gut ist, und du weißt, wie viele Leute das gesehen haben, ist es naheliegend, dass es im Kino auch funktionieren könnte.
Ist da nicht eher die Gefahr, dass man sagen könnte, die Leute kennen's eh schon und wollen es nicht noch einmal in anderer Form sehen?
Das ist es eben nicht, denn es gibt in der Filmgeschichte viele Beispiele, wo Bühnenstücke erfolgreich in Filme verwandelt wurden. Ich sag jetzt nur ganz kurz: "Boeing, Boeing". Da haben sich trotz Bühnenerfolg alle auch den Film mit Tony Curtis und Jerry Lewis angeschaut. Umgekehrt ist es eher schwierig, glaub ich – aus einem Film ein Stück zu machen.
"Psychos sind die leichtesten Filmrollen"
In Deiner bisher letzten Filmrolle in "Operation White Christmas" spielst Du einen Gangster und zugleich Geschäftsmann – jedenfalls einen ziemlichen Psychopathen. Unter welchen Gesichtspunkten suchst Du Dir Rollen aus?
Damals war der Gesichtspunkt, dass ich nichts zu tun hatte, weil 2021 Lockdown war und man mich gefragt hat, ob ich einmal an einem Werkstattprojekt mitmache. Dann haben sie mir das Drehbuch geschickt und nachdem ich es durchgelesen hatte, hab ich gedacht: Okay, das schau ich mir jetzt an, wie daraus ein Film werden soll. Da will ich dabei sein – und dann war ich dabei.
Und warst Du zufrieden mit dem Ergebnis?
Es war ja so, dass sie meine Figur ganz anders geschrieben hatten, nämlich in diesem Synchronsprecher-Deutsch, was ja überhaupt nicht meine Welt ist. Darum hab ich zum Regisseur gesagt: "Bitte nicht bös' sein, aber da gibt's Leute, die klingen schon von vornherein wie Synchronsprecher. Ich bin und kann das nicht. Wenn du mir zugestehst, dass ich die Rolle ein bisschen anders gestalten darf, dann gerne." Dann hab ich sie ein bisschen umgeschrieben und so ist dieser Bob entstanden, wie er jetzt zu sehen ist.
Dir liegen aber solche hintergründigen Rollen von gebrochenen Charakteren, bei denen immer eine gewisse Bedrohung unter der Oberfläche lauert, oder einfach G‘fraster.
So einen Psycho zu spielen ist eigentlich das Leichteste, und man kann alles machen. Wenn jemand kommt und meint: "Das war jetzt aber unrealistisch!", sag ich darauf: "Was willst du? Das geht – Psycho eben.“ Nicht so wirklich eindeutige Figuren zu spielen ist ja auch eine schöne Aufgabe. Das Fadeste ist, wenn man in einer Fernsehserie einen Kommissar darstellen muss.
Das hast Du vermieden.
Das hat sich auch nie ergeben. Ich war höchstens in einer Tatort-Folge auf der anderen Seite. (überlegt) Doch, einmal in "Der Fall des Lemming" hab ich einen Polizisten gespielt, aber das war ja auch ein grauslicher.