"Oppenheimer": Das Leben des "Vaters der Atombombe"

Cillian Murphy als J. Robert Oppenheimer in "Oppenheimer"
So sah das Leben von Robert Oppenheimer vor, während und nach dem Manhattan Projekt und dem Abwurf der ersten Atombombe aus.

Robert Oppenheimer gilt als einer der berühmtesten und kontroversesten Wissenschaftler der Physik. Mit "Oppenheimer" widmet Star-Regisseur Christopher Nolan dem "Vater der Atombombe" ein großartiges Biopic mit Cillian Murphy in der Hauptrolle. Das nehmen wir als Anlass, einen Blick auf das Leben des jüdischen Physikers zu werfen. 

Wer war Robert Oppenheimer? Wie war er am Manhattan-Projekt beteiligt? Und wie hat er die weltweit erste Atombombe entwickelt? 

Wer war J. Robert Oppenheimer? 

Julius Robert Oppenheimer, auch J. Robert Oppenheimer genannt, wurde am 22. April 1904 als Sohn einer reichen jüdischen Einwandererfamilie in New York City geboren. Nach der Schule begann er sein Studium an der Harvard Universität, das er 1925 mit summa cum laude abschloss. Sein Hauptfach war nicht, wie viele annehmen würden, Physik – auf den Geschmack ist er erst im dritten Studienjahr durch Professor Percy Birdgman gekommen –, sondern Chemie. Er belegte jedoch auch Fächer in Griechisch, Architektur, Kunst und Literatur. 

Nach Harvard folgte die Cambridge Universität, wo er mit experimentellen Arbeiten tätig werden sollte. Doch die praktische Naturwissenschaft lag ihm jedoch weniger, weshalb er sich fortan der theoretischen Physik zuwendete. Danach zog es ihn nach Göttingen, dem damals weltweit führenden Zentrum der Atomphysik, wo er mit den großen Atom-Wissenschaftlern der Zeit, wie Werner Heisenberg, Niels Bohr und Edward Teller in Kontakt kam. Auch nach Leiden in den Niederlanden ging er, um sich weiterzubilden 

Da es in den USA noch kein etabliertes Feld der Quantenphysik gab, kehrte Oppenheimer nach seinen Studien in Europa in sein Heimatland zurück, um dort theoretische Physik zu unterrichten und wurde schnell zu einem der großen Wissenschaftler der Quantenmechanik. 

Was für ein hohes Ansehen der Physiker vor dem Start des Manhattan Projekts genoss, lässt sich daran erkennen, dass er in viele Akademien aufgenommen wurde: die American Academy of Arts and Sciences, die National Academy of Sciences und die American Philosophical Society. 

Oppenheimer war nicht nur Physiker, sondern auch Jude mit Ideologien und dem Kommunismus zugeneigt. Letzteres sollte ihm noch vor dem Einsatz der Atombombe, aber vor allem danach, zum Verhängnis werden. Er wurde später als "Vater der Atombombe" bekannt. 

Das Manhattan Projekt und die erste Atombombe 

Albert Einsteins Beteiligung am Manhattan-Projekt

Albert Einstein war zwar nicht an dem geheimen Projekt beteiligt, doch der deutsche Wissenschaftler machte US-Präsident Franklin D. Roosevelt 1939 mit einem Brief darauf aufmerksam, dass Nazi-Wissenschaftler:innen bei der Spaltung des Atoms und der Nutzung dieser Energie nennenswerte Fortschritte machen würden. Ein Einsatz dieser Energie im Zweiten Weltkrieg wäre natürlich denkbar, deshalb galt es nun den Nazis zuvorzukommen. Somit war Albert Einstein zwar nicht am Bau der Atombombe beteiligt, hat diesen aber ausgelöst. 

Das Manhattan-Projekt

Das 1941 ins Leben gerufene Manhattan-Projekt war der Codename für das Geheimprojekt der Vereinigten Staaten zum Bau einer Atombombe, bei dem J. Robert Oppenheimer als führender Wissenschaftler tätig war. Zunächst waren die zuständigen Wissenschaftler:innen auf die verschiedenen Teilgebiete und entsprechenden Universitäten im Land aufgeteilt, bis sie schließlich zum eigens für das Projekt errichtete Gelände in Los Altamos, New Mexico umzogen. Dort war man weit abgelegen von jeglicher Zivilisation, was zwei Vorteile barg: Zum einen bestand somit wenig Risiko für Spionage. Zum anderen verringerte es die Gefahr eines nuklearen Unfalls in einer amerikanischen Großstadt. 

Das Manhattan-Projekt hat in seiner vierjährigen Laufzeit von 1941 bis August 1945 zwei Milliarden US-Dollar gekostet, was heutzutage eine Kaufkraft von 25,8 Milliarden US-Dollar aufweisen würde. An dem Geheimprojekt waren circa 150.000 Wissenschaftler:innen, Techniker:innen und Arbeiter:innen in Los Alomos und Universitäten wie MIT beteiligt. 

Der Abwurf der weltweit ersten Atombombe

Obwohl die deutschen Truppen am 07. Mai 1945 kapitulierten, machten sich die US-Amerikaner:innen immer noch Sorgen um Japan. Deshalb wurde am 16. Juli 1945 der sogenannte Trinity-Test durchgeführt, bei dem eine Plutoniumbombe in Alamogordo, ungefähr 322 Kilometer von Los Alomos entfernt, getestet wurde. Da der Test erfolgreich war, wurde weniger als einen Monat später am 06. August 1945 eine Uranbombe, die nie getestet wurde, auf Hiroshima und am 09. August eine Plutoniumbombe über Nagasaki abgeworfen. Bei dem Atombombeneinsatz sind 100.000 Menschen sofort gestorben. An Folgeschäden starben bis Ende 1945 weitere 130.000 Menschen. In den Folgejahren kamen etliche weitere hinzu. 

Hat Oppenheimer die Atombombe erfunden? 

Oppenheimer hat zwar nicht alleine die weltweit erste Atombombe erfunden, doch er hat als leitender Wissenschaftler beim Manhattan-Projekt einen maßgeblichen Teil zu dessen Erfolg beigetragen. Aus diesem Grund landete er danach auch als "Vater der Atombombe" auf dem Cover des Time-Magazins – eine Bezeichnung, die ihm noch bis heute anhaftet.

Hat Oppenheimer den Bau der Atombombe bereut?

Nach dem Einsatz seiner Atombombe verglich Oppenheimer sich mit Prometheus, der das Feuer erfunden hat, was viele Vorteile, aber auch viel Leid mit sich brachte und eine Macht darstellte, über die man nicht immer die Kontrolle behalten konnte. Außerdem zitierte Oppenheimer aus der Bhagavad Gita, einer zentralen heiligen Schrift des Hinduismus, "Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten", was sein Leid über die Zerstörung, die seine Atombombe angerichtet hatte, ausdrückte. 

Nichtsdestotrotz hat Oppenheimer laut "Deutschlandfunk" es nie bereut, an der Entwicklung der Atombombe beteiligt gewesen zu sein. 

Oppenheimers Leben nach dem Zweiten Weltkrieg 

Nach seiner erfolgreichen Erfindung der weltweit ersten Atombombe erlebte Robert Oppenheimer einen ruhmreichen Aufstieg und schließlich einen tragischen Fall, im Ansehen der US-amerikanischen Bevölkerung und bei seiner Karriere. 

1946, ein Jahr nach dem Einsatz der von ihm entwickelten Atombombe, erhielt Oppenheimer die Medal for Merit, die damals höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten. Daraufhin wurde er Präsident der American Physical Society und er übernahm den Vorsitz eines Beratungskomitees der amerikanischen Atomenergiebehörde (AEC). Dort riet er von der Wasserstoffbombe ab, was noch schwerwiegende Folgen für ihn haben sollte. Denn Lewis Strauss, der Vorsitzende der AEC, war alles andere als angetan von Oppenheimers Aussage, sodass dieser ihn schließlich als möglichen Spion der Sowjetunion diffamierte, was schließlich eine dreiwöchige Sicherheitsanhörung hervorrief. 

In der Anhörung im Jahre 1954 wurden ihm zwei Dinge vorgeworfen: Umgang mit bekannten Kommunist:innen, wozu sein Bruder, seine Ex-Frau und viele seiner Studierenden galten und die Nicht-Erfüllung seiner Tätigkeit als Berater der AEC, indem er die Wasserstoffbombe ablehnte.

"Obwohl ihm nichts nachgewiesen werden konnte, obwohl zahlreiche Kollegen seine unbedingte Loyalität bezeugten, wurde nach drei Wochen zermürbender Verhöre Oppenheimers Ausschluss aus allen geheimen Regierungsprojekten bestätigt. Die Begründung: Seine ablehnende Haltung zum Bau der Wasserstoffbombe habe den Sicherheitsinteressen der USA geschadet. Diese Demontage machte den einst hofierten Atomphysiker zu einem gebrochenen Mann. Auch die Rehabilitierung durch Präsident Kennedy 1963 konnte ihm die Verbitterung nicht nehmen.", berichtet der "Deutschlandfunk". 

Seine Sicherheitsfreigabe erhielt Oppenheimer übrigens ironischerweise am 16. Dezember 2022, beinahe 60 Jahre nach seinem Tod, wieder zurück. 

Die Todesursache von Robert Oppenheimer

Oppenheimer war Kettenraucher, was zur Folge hatte, dass bei ihm Ende 1965 Kehlkopfkrebs diagnostiziert wurde. Nach einer ergebnislosen Operation unterzog er sich Ende 1966 einer erfolglosen Strahlen- und Chemotherapie. Am 15. Februar 1967 fiel er in ein Koma und starb am 18. Februar im Alter von 62 Jahren in seinem Haus in Princeton, New Jersey.

Erzählt "Oppenheimer" eine wahre Geschichte? 

Da "Oppenheimer" ein Biopic ist, erzählt Christopher Nolan darin auch eine wahre Geschichte. So hat Robert Oppenheimer wirklich in Europa studiert (und dort stellenweise auf Niederländisch Vorträge gehalten). Er war auch Leiter des Manhattan-Projekts und war damit maßgeblich an dem Bau der weltweit ersten Atombombe beteiligt. 

Wie im Film angedeutet wird, soll Oppenheimer ein wahrer Frauenheld gewesen sein. Seine frühere Freundin Jean Tatlock soll sich laut "Time Magazine" entweder selbst umgebracht haben oder ihr Tod sollte durch einen Suizid vertuscht werden. Auch Personen wie Lewis Strauss, Kitty Oppenheimer und General Leslie Groves hat es wirklich gegeben. 

Natürlich hat sich Christopher Nolan in dem Blockbuster einige dramaturgische Freiheiten genommen. Welche das genau sind, lässt sich jedoch schwer sagen, da es sich dabei meist um kleine Handlungsdetails handelt.