"Queer as Folk"-Trailer: Reboot der Kultserie mit Kim Cattrall
Heute gehört es zum guten Serien-Ton, eine queere Figur im Cast zu haben. Je mehr Facetten der menschlichen Sexualität abgebildet werden, umso qualitätsvoller gilt die Serie – was natürlich mitunter Quatsch ist, aber dieser Konsens scheint sich in der Serien-Welt in den vergangenen Jahren mehr und mehr durchgesetzt zu haben.
Ende der 90er- und Anfang der Nuller-Jahre war das freilich noch ganz anders. Da gab es Aufschreie von allen Seiten und die Showrunner galten als "extrem mutig", wenn sich eine Figur der Serie als schwul oder lesbisch (oder, himmelhilf, gar als bi! Trans kannte man damals noch nicht) outete. Umso mehr erschütterte ein farbenprächtiges Erdbeben die TV-Landschaft, als 1999 die britische Serie "Queer as Folk" (von "Doctor Who"-Erfinder Russell T Davies!) und 2000 das gleichnamige US-Remake auf "Showtime" on air ging.
Die Ur-Mutter aller queeren Serien
Das Drama war die allererste Serie, die sich ausschließlich um schwule Figuren drehte. Das gleichgeschlechtliche Begehren war hier endlich keine Sünde mehr, im Gegenteil: So ausschweifend queer geliebt, gevögelt, gelitten und gelebt wurde seitdem in keiner Serie mehr.
Ganze fünf Staffeln lang begleiten wir die Freunde Michael, Brian, Justin, Emmett und Ted bei ihrer authentischen Reise durch die queere Wirklichkeit. Sie kämpften gegen Homophobie, gegen AIDS, gegen Drogensucht, gegen ignorante Eltern und gegen Liebeskummer, aber vor allem durften sie endlich sie selbst sein.
Dazu gehörten One-Night-Stands und durchzechte Club-Nächte genauso wie das Gründen einer Familie, Geldsorgen oder das ewige Ringen mit dem eigenen Ego. Die fünf Freunde (ein lesbisches Pärchen gab's auch noch!) sind so unterschiedlich, dass wirklich für jeden eine Identifikationsfigur dabei ist. Tabus wurden hier sexy und äußerst konsequent gebrochen.
Nun kommt das Reboot
Ein Problem hat "Queer as Folk" allerdings: Die Serie ist mitunter gar nicht gut gealtert. Aus heutiger Sicht mag man da und dort schmerzliche Klischees feststellen und die Charakterzeichnung mag nicht immer ganz so rund und dreidimensional gewesen sein, wie wir sie damals wahrnahmen.
Deshalb ist's umso toller, dass es, im Rahmen des immer noch vorherrschenden Retro-Trends in Hollywood, nun ein Reboot der Serie gibt, das auf der Streaming-Plattform Peacock (passt ja irgendwie!) erscheint.. Der stimmungsvolle Trailer ist bereits erschienen:
Farbenprächtiger als das Original
Wie in der Original-Serie steht auch im Remake eine Gruppe queerer Freunde im Mittelpunkt: Brodie hat panische Angst vor Beziehungen, Ruthie ein transsexuelles Partygirl, das ihre Vergangenheit hinter sich lassen möchte, und Mingus ist der selbstbewusste non-binäre Higschool-Schüler. Die Gruppe wird vervollständigt von Brodies Ex-Freund (und Ex-Punk) CG, der unbedingt Kinder haben möchte, sowie Julian, Brodies nerdigem Bruder.
Im Gegensatz zur Original-Serie dürfen die Protagonisten nun Gott sei Dank nicht nur ausschließlich Weiß, sondern auch Schwarz sein. Gut so, denn schwule Schwarze Männer sind nach wie vor in den Medien unterrepräsentiert. Auch non-binäre Figuren und Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen gehören zum Hauptcast – bravo!
Das neue "Queer as Folk" mutet also zeitgemäßer und näher an der Realität an und zeigt die schwule Community in einer größeren Vielfalt als die Mutter-Serie, die sich strikt innerhalb der Cisgender-Matrix bewegte (hey, es waren nun mal andere Zeiten!).
Auch in anderen Aspekten ist die Serie von Aktualität geprägt – leider, in diesem Fall: Die Story beginnt nach einem Massen-Shooting in einer Gay-Bar in New Orleans und wir erleben, wie sich die LGBTIQ-Community von diesem Trauma erholt und versucht, damit umzugehen. Inspiriert wurde diese Storyling vom realen Attentat im queeren Club "Pulse" in Orlando 2016, bei dem 49 Menschen getötet und 53 verletzt wurden. Überlebende dieses Attentats standen den Serien-AutorInnen als Berater zur Seite.
Als genauso bahnbrechend wie die originale Serie wird das Reboot aufgrund der modernen TV-Landschaft höchstwahrscheinlich nicht mehr wahrgenommen werden. Aber wenn das neue "Queer as Folk" erneut auf Authentizität und Tabubrüche setzt, könnte es die Serie zumindest auf zwei oder drei Staffeln schaffen.
Queere Ikonen im Cast
Die HauptdarstellerInnen sind vor allem NewcommerInnen, der bekannteste Name ist Ryan O'Connell, der mit der feinfühligen Netflix-Serie "Ein besonderes Leben" Achtungserfolge feierte. Aber wir dürfen uns auch auf altbekannte Gesichter freuen: Größere Nebenrollen übernehmen Juliette Lewis und "Sex and the City"-Ikone Kim Cattrall.
Beide genießen in der Queer Community Kultstatus – und spielen in der Serie Mütter, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir haben das Gefühl, dass wir von Cattrall in "Queer as Folk" eine viel konservativere Seite sehen werden als in "SATC" ...