"Projekt Ballhausplatz": Doku zeigt das "System Kurz"
Da könnte man schon etwas verwirrt sein: Kürzlich ist die Doku "Kurz – der Film" überraschend für einen Kinostart am 8. September angekündigt worden. Bereits seit längerem bekannt ist hingegen, dass ebenfalls noch im September der Dokumentarfilm "Projekt Ballhausplatz" von Kurt Langbein in unsere Kinos kommt.
Darin rekonstruiert der Regisseur präzise den von langer Hand geplanten Aufstieg von Sebastian Kurz. Eine Collage aus Archivmaterial und Interviews mit Wegbegleiter:innen und Kritiker:innen dekonstruiert den Masterplan dahinter und zeigt die Methoden, die Kurz von der Jungen ÖVP ins Bundeskanzleramt führten.
Der Trailer stimmt uns auf diese wichtige (?) Doku ein:
Die offizielle und weniger offizielle Seite des Sebastian Kurz
Sebastian Kurz war gefeierter Superstar, die Medien aus aller Welt schienen ihm zu Füßen zu liegen. Allen voran die mächtige "Bild"-Zeitung, die etwa im März 2020 titelte: "So einen brauchen wir auch."
Wie kam es zu solch einem fulminanten Aufstieg? Das Phänomen eines superbegabten Charismatikers? Ein Mann der "riesigen Weisheit und viel Schutz von oben", wie ihm in der Wiener Stadthalle voll hingebungsvoll betender Jünger konstatiert wurde? Ein Inszenierungsgenie? Der eloquente Politiker mit dem Zug zu historischen Wahlergebnissen als Vermächtnis?
Regisseur Kurt Langbein rollt in seiner Dokumentation „Projekt Ballhausplatz“ über Erzählungen von Wegbegleitern und einer Collage aus Video- und Filmarchiven akribisch auf, was die Methoden des Sebastian Kurz und seiner Vertrauten bewirkten.
Zugleich führt uns die Doku auch an die weniger offizielle Seite des Ex-Politikers heran, mit Analysen über dessen Gesinnung, politischen Visionen. Und untersucht die Frage, ob Sebastian Kurz auch sogenannte linke Themen hätte verfolgen können, wenn damit schneller Macht zu generieren gewesen wäre.
Wer kommt in "Projekt Ballhausplatz" zu Wort?
Zu Wort kommen unter anderem der ehemalige Generalsekretär der ÖVP Ferry Maier, Johann Gudenus (Ex-FPÖ und unglücklicher Ibiza-Insulaner), Barbara Toth ("Falter"), Franz Fischler (ÖVP), Matthias Strolz (ehem. NEOS Chef), der Migrationsforscher Gerald Knaus, Fabio Wolkenstein (Politologe), Helmut Brandstätter (ehemaliger "Kurier"-Chefredakteur), Julian Hessenthaler (Detektiv und Videoproduzent), Bettina Kohlrausch (Autoritarismus-Forscherin), Stephanie Krisper (Neos), Martin Kreutner (Korruptionsexperte) und andere.
Wie hätte die politische Zukunft Österreichs ohne Ibiza-Video ausgesehen?
Kurt Langbein zeichnet ein düsteres Szenario in seiner Antwort auf eine Interview-Frage, die im Presseheft zum Film abgedruckt wurde:
"Was wäre Ihrer Meinung nach passiert, hätte es das Ibiza-Video nicht gegeben?
Langbein: Wahrscheinlich wäre die Dynamik des Machtauf- und -ausbaus und der Machterhaltung weiter fortgeschritten und wir hätten ein Regime nach dem Vorbild von Orban. Ich halte es für ein Glück, dass trotz akribischer Lösch- und Schredderaktionen in der türkisen Truppe ein Speichermedium übersehen wurde, das schließlich 300.000 Chats zum Vorschein brachte."
Und selbstverständlich wäre es für ihn auch noch sehr spannend, Sebastian Kurz durch die Phasen der bevorstehenden Prozesse und Anhörungen über seine Verantwortung auf so vielen Ebenen filmisch zu begleiten.
Wann kommt "Projekt Ballhausplatz" in Kino?
"Projekt Ballhausplatz" startet am 21. September in unseren Kinos.