Porn Film Festival: Keine Angst vor alternativen Pornofilmen!
Beim Sex macht man sich nicht nur körperlich nackt, sondern entblößt einen Teil seiner Seele, der im Alltag meistens verborgen bleibt. Jetzt könnte man meinen, dass dieser intime Moment zu Recht in der Privatsphäre eines jeden Menschen verblieben soll. Das Porn Film Festival sagt aber genau das Gegenteil. Nämlich: Lasst uns offen und ehrlich über die politische Seite der Sexualität – über die Macht des Körpers und seiner Diversität – sprechen!
Zwischen 6. und 10. Oktober laufen deshalb nicht nur Pornofilme im Schikaneder und Top Kino, auch Workshops und Partys finden statt, in deren geschützten Rahmen das Publikum ins Gespräch kommen kann.
In den letzten drei Jahren hat sich das Porn Film Festival mit drei essentiellen Fragen der Branche befasst:
- Was ist Porno?
- Was ist Scham?
- Was ist Sex?
Heuer nutzt das Festival die Pandemie-bedingte Entschleunigung, um wiederum über die Bedeutung dieser Fragen zu reflektieren. Denn Porno kann so viel mehr sein, als eine schmuddelige Masturbations-Vorlage, deren Spuren man am besten sofort aus seinem Internetbrowser löschen möchte. Sexfilme können genauso mit Bedeutung, Gesellschaftskritik und politischem Engagement aufgeladen sein wie jede andere Kunstform.
Pornos (neu) kennenlernen
Man muss nur wissen, wie man mit artsy Pornos in Berührung kommt. Natürlich kann man eine Google-Suche starten, doch das Ergebnis wird nicht gerade befriedigend sein (ba dum tss!). Denn zwischen all dem kostenlosen Angebot, das wirklich nur zur Triebsättigung dient, gehen die Produktionen alternativer Studios häufig unter.
Das Porn Film Festival rückt jene Filme in den Fokus, die mehr zu sagen haben, kreative Ansätze wählen und die Vielfältigkeit von Körper und Sexualität feiern. Einziges Manko: Man schaut den Porno nicht allein, sondern teilt diese Erfahrung mit einem vollen Kinosaal.
Nur Mut! Wir haben ein paar Highlights aus dem Festivalprogramm herausgepickt:
"Dark Temptation Porn Shorts"
7. Oktober, 23:00 - 1:00 Uhr, Schikaneder
Vampire, mythische Gestalten, Hexerei & dunkle Rituale: Bei diesen pornographischen Kurzfilmen stehen die dunklen Fantasien an erster Stelle. An alle erwachsen gewordenen "Twilight"-Fans: Mit diesem Programm könnt ihr die Teenie-Sexszenen eurer inneren Festplatte endlich überschreiben.
"Vivante"
Anoushka| France | 2020 | 91′ | FR OV & EN subs
8. Oktober, 18:00 - 20:00 Uhr, Top Kino
Die Beziehung von Lou und Charlotte ist ungetrübt, bis Lou nach einem Fahrradunfall plötzlich im Rollstuhl sitzen muss. Um ihrer Freundin aus der Depression zu helfen, wendet sich Charlotte an eine Sexualassistentin, die einen Weg findet, Lou in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen.
Regisseurin Anoushka schafft es, leidenschaftlichen Sex mit den durchaus ernsten Themen der körperlichen Behinderung, Selbstliebe und Sexarbeit zu verbinden.
"Jonathan Agassi Saved My Life"
Tomer Heymann |Germany, Israel | 2018 | 106′ | EN OV & EN subs
9. Oktober, 16:00 - 18:00 Uhr, Top Kino
Regisseur Tomer Heymann begleitete Jonathan Agassi, einen der weltweit erfolgreichsten schwulen Pornostars, über mehrere Jahre durch verschiedene Stationen der Sexindustrie. Er beleuchtet nicht nur den Einfluss, den Agassi auf die Pornobranche hat, sondern auch die Folgen seines destruktiven Lebensstils.
"Fun Porn Shorts"
10. Oktober, 14:00 - 16:00 Uhr, Schikaneder
Wer hat gesagt, dass man über Sex nicht lachen darf? Diese Sammlung an Kurzfilmen feiert die komischen Momente des Techtelmechtels. Und ganz nebenbei werden Tabus gebrochen und Klischees aufs Korn genommen.
Doch lieber kein Porno im Kino?
“Ask Dr. Ruth”
Ryan White | USA | 2019 | 100′ | EN OV + DE subs
7. Oktober, 18:00 - 20:00 Uhr, Top Kino
In diesem biographischen Dokumentarfilm wird das Leben und Wirken Ruth Westheimers beleuchtet. Die alte Dame mit dem starken deutschen Akzent scheute sich in den 1980er Jahren nämlich nicht, im US-TV & -Radio über Sex zu sprechen. Und die Popkultur-Ikone hat noch so viel mehr zu erzählen: über ihre Kindheit in einer orthodoxen jüdischen Familie in Deutschland, über das Leben als Waise in der Schweiz, über ihre Jahre in Palästina oder ihre drei Ehen.