"Phantastische Tierwesen 3": Queere Liebe in China zensuriert
Sagen wir es zusammen und frei heraus: "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" ist leider ein Schnarchfest, das mit verschenkten Möglichkeiten, einem anti-klimaktischen und unlogischen Finale, müdem Humor und einem nach wie vor an der Grenze des Overacting agierenden Hauptdarstellers enttäuscht.
Das Beste am dritten Teil der "Harry Potter"-Nachfolge sind eindeutig Grindelwald alias Mikkelsen und Dumbledore aka Jude Law – doch leider dürfen beide in viel zu wenigen Szenen glänzen, vor allem miteinander.
Tragische Liebe
Dass die Erzfeinde Dumbledore und Grindelwald früher nicht einfach nur beste Freunde, sondern Lover waren, ja gar die jeweils für den Anderen große Liebe verkörperten, wird gleich in der ersten Hälfte des Films erwähnt – beiläufig beinahe, aber dafür mit umso intensiverer Wirkung. Dumbledore gesteht Grindelwald einmal mehr seine (frühere?) Liebe, später erzählt er vom Sommer seiner Jugend, in dem er sich in Grindelwald "verliebte".
Insgesamt sechs Sekunden dauern diese queeren Freuden, aber sie sind ein Zugeständnis für all die LGBTIQ-Fans von "Harry Potter" da draußen, ein Mehr an queerer Sichtbarkeit – und das Versprechen, dass J.K. Rowling ihre Aussage aus 2018, der spätere Hogwarts-Leiter sei schwul, ernst gemeint hat und ihr treu geblieben ist. Auch wenn wir auf einen Kuss zwischen den beiden Ex-Lovern leider vergeblich warten: Im Grunde erleben wir in "Phantastische Tierwesen 3" das Coming-Out von Albus Dumbledore.
In China wird aus Liebe Freundschaft
Umso trauriger, dass denau diese sechs Sekunden das chinesische Kino-Publikum nicht zu sehen bekommen wird. Für den größten Kinomarkt der Welt wurden oben zitierte Aussagen von Dumbledore aus dem Film geschnitten, berichtet "Variety".
Denn laut der chinesischen Regierung ist es nicht vertretbar, in einem Blockbusterfilm, der sich noch dazu auch an jüngere ZuseherInnen richtet, homosexuelle Liebe zu zeigen – und sei sie auch nur angedeutet.
Dass sich Dumbledore und Grindelwald aber nahe standen, wird auch in der chinesischen Version noch deutlich, betont das Filmstudio Warner Bros. in einem offiziellen Statement. "Als Studio haben wir uns dazu verpflichtet, die Integrität jedes Films zu schützen, den wir veröffentlichen, und das bezieht sich auch auf Umstände, die äußerst differenzierte Schnitte nötig machen, um sensibel auf eine Vielzahl von Markfaktoren zu reagieren", so Warner Bros.
Und weiter: "Im Fall von 'Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse' wurde ein sechssekündiger Schnitt verlangt. Warner Bros. akzeptierte diese Änderungen, um den lokalen Bedürfnissen entgegenzukommen, doch der Geist des Films bleibt dabei intakt. Wir wollen, dass das Publikum weltweit den Film sehen und genießen kann, und es ist wichtig für uns, dass auch das chinesische Publikum diese Möglichkeit hat, selbst mit diesen geringfügigen Cuts.“
Mit anderen Worten: Für das Geld nimmt man auch politisch unkorrekte Zensuren in Kauf. Es mögen nur sechs Sekunden sein, aber sie sind von gesellschaftsveränderndem Potenzial erfüllt. Fast schon ironisch, dass "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" in China bisher hinter den finanziellen Erwartungen blieb ...
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