"Peaky Blinders": Die wahre Geschichte hinter der Krimi-Serie

"Peaky Blinders": Die wahre Geschichte hinter der Krimi-Serie
Die Netflix-Serie über kriminelle Gangs von Brimingham kann sich teilweise auf reale Figuren und wahre Vorfälle berufen.

Die BBC/Netflix-Serie über die britischen Gangster im Birmingham der 1920er- und 1930er-Jahre genießt regelrechten Kult-Status. Leider wird die Geschichte von "Peaky Blinders" mit Cillian Murphy, Paul Anderson und Helen McCrory nach der sechsten Staffel zu Ende gehen, doch immerhin sind einige Spin-Offs angekündigt.

Uns interessiert hier aber eine andere Frage: Lassen sich die gezeigten Figuren auf wahre Vorbilder zurückführen oder ist alles eine bloße Erfindung der Serien-Schöpfer?

Die Antwort darauf lautet: Sowohl als auch, denn Serien-Schöpfer Steven Knight hat sich einerseits durch reale Vorfälle anregen lassen, sich jedoch auch viele dramaturgische Freiheiten herausgenommen.

Historische Hintergründe

Während sich die Serie hauptsächlich auf die Gang der Shelby-Familie in den 20er-Jahren konzentriert, waren die echten Peaky Blinders zu einem ganz anderen Zeitpunkt aktiv.  

Wie Knight gegenüber "History Extra" verriet, wurde die Story durch Geschichten beeinflusst, die ihm sein Vater über Männer erzählte, "die stets tadellos gekleidet waren, auf den Köpfen Kappen trugen und in den Taschen Schusswaffen hatten".

Echte Peaky Blinders aus den 1890ern

Die echten Peaky Blinders formierten sich im Birmingham der 1890er-Jahre in einer wirtschaftlichen Notsituation und nahmen sich dabei die amerikanischen Gangster zum Vorbild. Doch eigentlich kann das Auftreten der britischen Gangs noch weiter zurückdatieren werden, da sich laut Historikerin Barbara Weinberger die ersten davon schon in den 1870ern zusammenschlossen – und zwar aus einer anti-irischen Stimmung heraus.

Die Jugendlichen hatten so für ihre Frustration eine Zielgruppe von Sündenböcken gefunden und verzettelten sich immer mehr in Banden-Kriegen. In den 90ern hatte sich in dieser Subkultur dann ein bestimmter Mode-Stil herausgebildet: Bowler-Hüte, die tief über die Stirn gezogen wurden, worauf sich auch der Name Peaky Blinders zurückführen lässt.

Diverse Gangs statt einer Familie

Die wahren Peaky Blinders setzten sich freilich aus diversen unterschiedlichen Gangs zusammen und es gab keine einzelne Familie, die im Mittelpunkt stand. Statt Familien-Banden oder Mafia-ähnlichen Strukturen fand einfach ein Zusammenschluss verschiedener Outlaws statt.

Historisch dokumentiert ist, dass Henry Lightfoot als erstes den Titel Peaky Blinder für sich in Anspruch nahm. Männer wie Earnest Haynes, Stephen McNickle und Billy Kimber, die in der Serie für Tommy Shelby arbeiten, hat es tatsächlich gegeben.

Reale Vorbilder und verschobene Alters-Grenzen

Als Vorbild für die Serien-Figur des Tommy hat in erster Linie ein Mann namens Kevin Mooney aka. Thomas Gilbert gedient, der auch noch unter diversen anderen Pseudonymen aufgetreten ist.

Die wahren Geschichten der Gang sind längst nicht so aufregend oder glanzvoll wie auf Netflix. Harry Fowles aka."Baby-faced Harry" wurde zum Beispiel wegen Fahrraddiebstahls verhaftet, ein Schicksal, das er mit dem Gang-Mitglied Stephen McNickle teilte.

Außerdem waren es meist wirklich blutjunge Burschen, die auch ohne weiteres erst 13 Jahre alt sein konnten, und nicht ausschließlich erwachsene Männer, wie das die Serie darstellt. Sie mischten selbstverständlich auch nicht im politischen Tages-Geschehen der Stadt mit. 

Die echten Peaky-Blinders-Gangs zerfielen nach einigen Jahren, weil ihre Mitglieder andere Aktivitäten gefunden und sich von der Kleinkriminalität wieder abgekehrt hatten.

Jack Nelson basiert auf Kennedy Sr. 

Die sechste Staffel stellt uns einen neuen Antagonisten vor: Jack Nelson (James Frecheville), einen Gang-Anführer aus Boston. Und dieser Jack basiert auf einer wahren historischen Persönlichkeit – nämlich niemand geringerem als Joseph Kennedy Sr., ein amerikanischer Politiker sowie Vater des späteren legendären US-Präsidenten John F. Kennedy. 

Genauso wie Jack in der Serie war auch Kennedy Sr. ein sehr enger Mitarbeiter und Unterstützer des damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. 1937 wurde er von Roosevelt zum US-Botschafter in London berufen. Während Nelson aber klar in Verbrechen verwickelt ist, ist dies von Kennedy Sr. nicht bekannt. Jedoch war er an Wall-Street-Insiderhandel beteiligt, was einige Zeit darauf als illegal eingestuft wurde.

Zudem zeichnete sich Kennedy Sr., genau wie Jack Nelson, durch, drücken wir es vorsichtig aus, kontroverse Ansichten aus: Beide unterstütz(t)en den Faschismus und sympathisier(t)en mit den Nazis, vertraten beziehungsweise vertreten also antisemitische Meinungen. Kennedy war der Meinung, Juden und JüdInnen würden das US-amerikanische Volk auf äußerst negative und schädliche Weise beeinflussen. Das tat er auch offen und lautstark kund, weshalb er 1940 sein Amt als Botschafter niederlegen musste.