Wo bleiben eigentlich die Frauen in "Oppenheimer"?
"Oppenheimer" ist wahrlich ein Meisterwerk, an dem man nur wenig aussetzen kann. Doch einen Kritikpunkt haben wir: In dem Biopic kommen unglaublich wenige Frauenfiguren vor.
Tatsächlich gibt es einen Test, mit dem man bestimmen kann, wie sexistisch ein Film ist bzw. wie stark Frauen in einem Film repräsentiert werden. Bei diesem fällt Christopher Nolans Werk gnadenlos durch. Wir verraten euch, was der sogenannte Bechdel-Test ist und wie er auf schockierende Weise auf den Frauenmangel in Hollywoodfilmen aufmerksam macht.
Diese 2 Frauen spielen in "Oppenheimer" eine größere Rolle
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Emily Blunt als Kitty Oppenheimer, Oppenheimers Ehefrau
- Florence Pugh als Jean Tatlock, Oppenheimers Geliebte
Abgesehen davon sieht man noch eine Frau, die als Wissenschaftlerin am Manhattan Projekt beteiligt war und Barbara Chevalier. Das ist alles. Die restlichen Frauen sind lediglich als Hausfrauen oder Sekretärinnen im Hintergrund zu sehen und übernehmen keine bedeutende Rolle. Bei einem Film mit einem solch gigantischen Cast ist das wahrlich bedauerlich.
"Oppenheimer" versagt beim Bechdel-Test
Der sogenannte Bechdel-Test wurde entworfen, um einen Maßstab dafür zu haben, wie gut Frauen in Filmen repräsentiert werden. Die Antwort ist erschreckend! Wenn man große Hollywoodfilme wie "Herr der Ringe" darauf testet, fallen sie gnadenlos durch.
Doch was ist der Bechdel-Test überhaupt? Für das Bestehen des Bechdel-Tests müssen drei Fragen mit Ja beantwortet werden.
- Kommen zwei Frauen in dem Film als Haupt- oder Nebenrolle vor?
- Sprechen diese zwei Frauen mal miteinander?
- Reden sie dabei NICHT über Männer?
Klingt erst mal nicht so schwierig, oder? In "Oppenheimer" gibt es zwar zwei Frauen in den Nebenrollen: Jean Tatlock und Kitty Oppenheimer, doch diese Frauen, geschweige denn zwei andere Frauen, unterhalten sich in Christopher Nolans Film nicht miteinander. Deswegen scheitert das Biopic bereits an Frage 2.
Kritik an Frauenmangel in "Oppenheimer"
Natürlich kann man nun argumentieren, dass es sich bei "Oppenheimer" nun mal um einen Film handelt, der in einer Zeit und einem Raum spielt, in dem Frauen keine besondere Bedeutung zuteil wurde: die Welt der Wissenschaft Mitte des 20. Jahrhunderts. Wenn man also historisch akkurat bleiben möchte, dürfen nicht so viele Frauen in Christopher Nolans neuestem Werk auftreten – auch wenn am Manhattan Projekt tatsächlich viele Frauen mitgewirkt haben, wie "Business Insider" mitteilt.
Tatsächlich ist die Unterrepräsentierung von Frauen in den Filmen von Christopher Nolan kein neues Problem. Darauf weisen auch unter anderem "Vogue" und "Collider" hin. Und es stimmt: Wenn man einen Blick auf die Figuren in seinen Filmen wirft, fällt auf, dass es nie Frauen in den Hauptrollen gibt, und in den Nebenrollen sind sie meistens entweder als Ehefrau oder als Frau in Nöten zu sehen. Sprich, sie dienen dem Mann – als charakterlicher Zusatz quasi.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen von der Regel, wie "Inception"s Ariadne (Elliot Page), Selina Kyle (Anne Hathaway) aus "The Dark Knight Rises", und "Interstellar"s Murphy Cooper (Jessica Chastain) beweisen, doch sie bleiben eine Ausnahme.