Morricone, Kurosawa & Banietemad: Neues Programm im Filmmuseum
Letztes Jahr mussten wir Pandemie-bedingt immer wieder den Kino-Freuden entsagen, was uns auf Streamingdienste zurückgeworfen hat. So hat die Beständigkeit der abrufbaren Serien und Shows unsere Freizeit bereichert. Aber es war auch leicht zu vergessen, wie wichtig es ist, einen Film dort zu sehen, wo er hingehört: Auf der großen Leinwand!
Das Filmmuseum holt deshalb zum Start des neuen Jahres wichtige Pfeiler der Kinogeschichte aus ihrem Archiv hervor. Ennio Morricone, Kurosawa Akira und die minder bekannte, aber nicht minder interessante Rakhshan Banietemad stehen von Jänner bis März im Vordergrund.
Ennio Morricone: Mehr als Western
13. Jänner bis 3. März 2022
Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass Ennio Morricone der größte Filmkomponist aller Zeiten ist. Die Quantität (über 500 Soundtracks) sowie die hohe Qualität seines Oeuvres beweisen dies noch heute. Der gebürtige Römer (1928–2020) zeichnet sich für die Kompositionen zu Regisseur Sergio Leones Western verantwortlich. Und vor allem diese Arbeit machte nicht nur Morricone, sondern auch Leone sowie Hauptdarsteller Clint Eastwood in den 1960er Jahren quasi über Nacht zu Bekanntheiten.
Dass der Komponist, der erst im Vorjahr verstarb, die musikalische Untermalung von Westernfilmen neu erfand, zeigt sich noch heute an der häufigen Referenzierung in zahlreichen anderen Filmen. Jedoch hatte Morricone noch viele andere Seiten, die er im Laufe seiner Karriere immer wieder in Beweis stellte. Das Filmmuseum zeigt deshalb nicht nur oben erwähnte Klassiker, sondern auch Streifen wie "Novecento" von Bernardo Bertolucci (Sa, 22.01.2022 17:00), "Bugsy" von Barry Levinson (Fr, 11.02.2022 18:30) und "Exorcist II: The Heretic" von John Boorman (Do, 03.02.2022 21:00 / Mo, 28.02.2022 18:30).
Besondere Empfehlung: Ein Horrorfilm, der mindestens genauso einflussreich wie zeitlos ist, schmückt sich ebenfalls mit Morricones Soundtrack: "The Thing" von John Carpenter (Mo, 24.01.2022 21:00 / Fr, 18.02.2022 18:30).
Kurosawa Akira: Der japanische Kaiser des Kinos
16. Jänner bis 27. Februar 2022
Was für ein Glück, dass der doch recht selbstverliebte Westen auch mal ein Auge auf die Filmkunst des so vielseitigen Ostens warf! Sonst würde uns ein immens wichtiger Teil der Kulturgeschichte fehlen. Regisseur Kurosawa Akira (1910–1998) gilt als Botschafter des japanischen Kinos der 1950er Jahre und in seiner Heimat selbst bezeichnet man ihn sogar als Kaiser des Kinos.
Mit seinen Samurai-Epen, die teilweise mehrere Stunden lang sind, setzte er sich nicht nur mit der Geschichte seines Heimatlandes auseinander, sondern karikierte sie auch. Ja, der dreistündige Schwarz-Weiß-Schinken "Die sieben Samurai" (So, 23.01.2022 16:00 / So, 27.02.2022 18:30) ist überhaupt nicht trocken, sondern erstaunlich unterhaltsam. Wie Kurosawa seine Figuren inszeniert zeigt seinen messerscharfen Menschenblick. Und das Storytelling könnte nicht moderner sein – was für einen Film aus 1954 besonders erstaunlich ist.
Die Lobhudelei gilt übrigens genauso für seine anderen Werke: Unbedingt "Rashōmon" (So, 16.01.2022 20:00 / So, 13.02.2022 21:00), "An einem wunderschönen Sonntag" (So, 06.02.2022 21:00) und "Ran" (So, 13.02.2022 17:00) anschauen.
Rakhshan Banietemad: Unverschleiert
27. Jänner bis 28. Februar 2022
Sie mag zwar weniger bekannt sein, als ihre oben genannten Kollegen, aber ihr Einfluss darf nicht unterschätzt werden: Rakhshan Banietemad gilt als "First Lady des iranischen Kinos". Die Regisseurin begann ihre Karriere kurz nach der Revolution und zeigte schon in den ersten Werken einen satirischen Blick auf ihr Heimatland.
"Nargess" (Sa, 29.01.2022 18:30 / Fr, 11.02.2022 21:00), ein sozialkritisches Melodrama, etablierte sich kurz nach Erscheinen als nationaler Klassiker. Die Regisseurin widmete dem Film dann noch zwei Fortsetzungen "The May Lady" (Do, 27.01.2022 21:00 / Do, 17.02.2022 21:00) und "Under the Skin of the City" (Mi, 02.02.2022 18:30 / Fr, 18.02.2022 21:00). Zu dritt ergeben sie die "Stadt-Trilogie". Interessant ist, wie die Regisseurin ihren eigenen Stil beschreibt: "Ich denke, Kino ist Kino. Meine Definition von Kino basiert auf meinen Überzeugungen und Gedanken." Mit dieser Einstellung prägt sie seit den 1990er-Jahren die neue Generation der iranischen FilmemacherInnen.
Besondere Empfehlung: Die Regisseurin wird bei den Projektionen von "Nargess" am 29. Jänner und von "The May Lady" am 27. Jänner anwesend sein. Nach der Schau von "See You Tomorrow Elina" am 28. Jänner steht sie für ein Publikumsgespräch zur Verfügung.