"Nur noch ein einziges Mal": Wo weicht der Film vom Buch ab?
Mit "Nur noch ein einziges Mal" (Original: "It Ends With Us") hat Colleen Hoover (44) nicht nur einen mutigen, sondern auch einen sehr persönlichen Roman herausgebracht. Die Bestsellerautorin widmete sich dem heiklen Thema der häuslichen Gewalt. Mit der Geschichte um Lily, Ryle und Atlas wollte sie eine wichtige Botschaft in die Welt hinaustragen. Am 15. August startete der Film zu "Nur noch ein einziges Mal" in den deutschsprachigen Kinos. Wie gut hält er sich an die Buchvorlage?
Von "BookTok" auf die große Leinwand
"Nur noch ein einziges Mal" gehört zu den erfolgreichsten wie auch kontroversesten Romanen von Bestsellerautorin Colleen Hoover. Zwar erschien der Roman bereits 2016, zu einem weltweiten Phänomen wurde er aber erst einige Jahre später, als er auf "BookTok", wo sich die Bücherwürmer auf TikTok tummeln, viral ging. Dabei wurde das Buch nicht nur gefeiert, sondern auch kontrovers diskutiert. Im Herbst 2022 erschien der Folgeband "Nur noch einmal und für immer" (Original: "It Starts With Us"). Der Erfolg wird nun auf der großen Leinwand gekrönt.
Darum geht es in "Nur noch ein einziges Mal"
Lily Bloom (Blake Lively, 36) will ihre traumatische Kindheit hinter sich lassen und in Boston ihren Traum von einem eigenen Blumenladen verwirklichen. Als sie den charmanten Neurochirurg Ryle Kincaid (Justin Baldoni, 40) kennenlernt, fliegen sofort die Funken. Für Lily wagt sich Ryle, der bislang nur für flüchtige Frauenbekanntschaften zu haben war, erstmals in eine richtige Beziehung. Aber als Lily ihrer Jugendliebe Atlas (Brandon Sklenar, 34) wieder begegnet, zeigt Ryle eine ganz andere Seite von sich. Lily findet sich in einer Situation wieder, in der einst auch ihre Mutter war.
Hoover hatte mit ihrem Roman große wie auch noble Ambitionen. Das Buch sei für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, "aber auch für all diejenigen Menschen, die nicht nachvollziehen können, was in Frauen vorgeht, die von ihrem Partner geschlagen werden und dennoch bei ihm bleiben", wie sie es in dem Nachwort zu ihrem Bestseller erklärt. Zum Vorbild nahm sie sich die von Gewalt geprägte Ehe ihrer eigenen Eltern.
Mit einer Lauflänge von mehr als zwei Stunden ist "Nur noch ein einziges Mal" für ein Liebesdrama keinesfalls kurz. Trotzdem wirkt die Handlung oftmals ziemlich gehetzt und wie abgearbeitet. Immerhin muss der Film zwei Liebesgeschichten erzählen und benötigt in der zweiten Hälfte noch genügend Zeit für das eigentliche Drama. So haben aber auch Beziehungen nicht ausreichend Zeit, sich zu entwickeln, sondern passieren einfach. Auch die zarte Liebe zwischen der jungen Lily (Isabela Ferrer, 24) und dem jungen Atlas (Alex Neustaedter, 26), die in Rückblicken dargestellt wird, entwickelt sich rasend schnell.
Die größten Abweichungen vom Buch
Die Rückblicke in Lilys Jugend fügen sich mühelos in die Handlung ein. Im Roman nimmt Lilys Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit, die auch ihr Leben mit ihrem gewalttätigen Vater zeigt, weit mehr Raum ein. Das Problem mit der Zeit veranlasste Justin Baldoni, der neben der Rolle des Ryle auch die Regie übernahm, auch dazu, das Ende leicht abzuändern. Um den Film exakt so enden zu lassen wie das Buch, "hätte zu viel in einem kleinen Zeitfenster getan werden müssen", erklärte er "The Wrap". Diese Entscheidung gehört zu den besser gelungenen Abweichungen.
Der Film nimmt - wie auch das Buch - Lilys Perspektive ein, verzichtet jedoch auf eine Erzählerstimme aus dem Off. Allerdings entpuppt sich Lily auch als unzuverlässige Erzählerin. Ganz besonders dann, wenn es zu den Vorfällen kommt, die scheinbar nur Unfälle waren. Waren sie doch? Oder etwa nicht? Diese Überlegung mag auch dem ein oder anderen Zuschauer kommen. Lilys Wahrnehmung, die nicht zuletzt der Manipulation durch Ryle geschuldet ist, in die Inszenierung mit einzuflechten, gehört ebenfalls zu den gelungenen Änderungen bei der Filmadaption. Denn dies macht es den Zuschauerinnen und Zuschauern leichter zu verstehen, warum Lily die Entscheidungen trifft, die sie trifft.
Easter Eggs für Fans der Buchvorlage
Die Buchverfilmung ist sichtlich bemüht, der Botschaft ihrer Vorlage nachzukommen. Doch das mag dem Film nur in leisen Zwischentönen gelingen. Dafür ist die Handlung an vielen Stellen zu verknappt. Nichtsdestotrotz macht er im Kern auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam und dürfte ähnlich kontrovers diskutiert werden. Fans der Bücher werden sicherlich auch am Film Gefallen finden, auch wenn ihnen viele Dinge, die sich als prägende Ankerpunkte durch den Roman ziehen, lediglich als nette Easter Eggs präsentiert werden.