"Lightyear": Tom Wlaschiha über "Stranger Things" & Unendlichkeit
"Toy Story"-Fans, aufgepasst: Am 16. Juni, startet das Prequel zu der Pixar-Reihe, in dem der Astronaut Buzz Lightyear im Fokus steht. Wenn ihr euch "Lightyear" anschaut, werdet ihr euch vielleicht wundern, dass ihr die Stimme des Helden nicht wiedererkennt.
Das liegt daran, dass sowohl im Englischen als auch im Deutschen die Stimme ersetzt wurde. Da der Held noch genauso jung wie 1995, bei der Ausstrahlung von "Toy Story" ist, die Synchronsprecher aber nicht, mussten neue Sprecher her. Im Englischen spricht Chris Evans Buzz und nicht Tim Allen. Im Deutschen hören wir nun Tom Wlaschiha und nicht Walter van Hauff.
Wir hatten die Möglichkeit mit Tom Wlaschiha über seine Rolle als Buzz Lightyear zu sprechen, aber auch seine Rollen in "Stranger Things" und "Game of Thrones" waren ein Thema. Lest hier das Interview:
Film.at: Wir sprechen ja heute über den Film "Lightyear", in dem Sie dem Titelhelden eine Stimme verleihen. In den "Toy Story"-Filmen ist es ja so, dass Walter van Hauff dem Astronauten die Stimme verleiht. Wie kam es denn dazu, dass nun Sie die Rolle sprechen?
Tom Wlaschiha: Tja, keine Ahnung, da kann ich nur spekulieren. [lacht] Der Lightyear aus der Toy Story ist ja schon ein bisschen älter – von 1995. Da Buzz aber ständig im Weltall ist und, wie wir aus dem Film erfahren, die Zeit im Weltall sehr langsam vergeht, ist er natürlich nicht gealtert.
Aber ich weiß nicht, ob's daran lag. Also ich habe mich auf alle Fälle gefreut, dass ich dieses Angebot von Disney bekommen habe und Buzz meine Stimme leihen durfte.
Wir durften den Film schon sehen und waren ganz fasziniert davon, dass man Ihre Stimme gar nicht erkannt und stattdessen nur die Stimme von Buzz Lightyear im Ohr hat – obwohl die normalerweise jemand anderes spricht. Wie kriegt man das hin, dass nur die Stimme der Figur rüberkommt?
Vielen Dank fürs Kompliment. Ich nehme an, es war eines. Ja? (Ja, das war es.) Man bereitet sich auf sowas natürlich vor. Ich habe mir den Film vorher angeschaut, Chris Evans spricht ihn ja im Original. Dann versucht man eine eigene Interpretation der Rolle zu finden. Denn man kann ja nicht genau das nachmachen, was Chris Evans vorgemacht hat. Das würde auch nicht so richtig gut funktionieren mit Deutsch und Englisch.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Ich hatte einen tollen Synchronregisseur, der mir dabei geholfen hat. Dann versucht man einfach herauszufinden, was an Buzz charakteristisch ist und wie man das am besten stimmlich rüberbringt.
Im Gegensatz zum normalen Synchron, wo du als Schauspieler noch Mimik und Gestik zur Verfügung hast, musst du hier die ganze Rolle nur über die Stimme erzählen.
Waren das auch die Herausforderungen dabei? Alles in die Stimme zu bringen?
Alles in die Stimme zu bringen, aber auch ein richtiges Maß zu finden. Das ist ein Ausprobieren und Herantasten. Aber dafür ist dann eben die Regie da, die das alles in die richtigen Bahnen lenkt.
Sie haben in einem Interview mit "JuKi" gesagt, dass Sie als Kind Astronaut werden wollten. Inwiefern haben Sie jetzt Ihren Kindheitstraum dadurch realisiert? Hat das den Film besonderer gemacht?
Das habe ich nie gesagt. Da bin ich mir relativ sicher. Das war ein gefaktes Interview oder ich war nicht bei Sinnen. [lacht] Also Astronaut wollte ich, glaube ich tatsächlich, nie werden. Das war wahrscheinlich ein Witz von mir.
Als Kind fand ich den Gedanken der Unendlichkeiten des Weltraums eher so ein bisschen beängstigend. Weil das einen ja auch mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Ich konnte mir früher ganz schlecht vorstellen, eines Tages selber nicht mehr da zu sein, während Zeit und Raum immer weiterlaufen. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt, dass ich sterblich bin. [lacht]
Aber das finde ich an dem Film so toll, der greift auch ein paar philosophische Themen auf. Und erzählt die auf sehr, wie ich finde, charmante und humorvolle Art: Endlichkeit versus Unendlichkeit. Oder was ist Zeit überhaupt? Oder sollte man, wenn man es könnte, Fehler aus der Vergangenheit korrigieren? Oder sind es diese Fehler, die uns im Endeffekt überhaupt ausmachen?
Das sind tolle Themen, die der Film auch behandelt. Deswegen finde ich, dass das ein Film für die ganze Familie ist. Die Kids kommen voll auf ihre Kosten, weil er sehr witzig ist, Erwachsene aber genauso.
Ist die Zielgruppe des Films nur für die Fans von damals, oder spricht das auch die heutigen Kinder an?
Nein, die Fans von damals haben den Bonus, dass sie vielleicht manche Sachen wiedererkennen, aber ansonsten steht der Film für sich alleine. Man muss da jetzt vorher kein "Toy Story"-Studium absolvieren.
Weil Sie gerade angesprochen haben, dass in dem Film so viele Themen vorkommen: Würden Sie sagen, dass Sie etwas von dem Film gelernt haben?
Beim Synchronisieren habe ich gelernt, dass das eine Kunst für sich ist, und nicht so einfach, wie sich das vielleicht mancher vorstellt.
Und aus dem Film? Das weiß ich jetzt nicht. Aber ich finde ihn sehr charmant und ich habe mich dann doch gefreut, dass man über bestimmte Sachen mal wieder nachdenkt. Und ich glaube mehr kann ein Film auch gar nicht bewirken. Ein Film verändert jetzt kein Leben. Ein Film ist im besten Falle gute Unterhaltung und liefert ein paar Denkanstöße. Und das tut unserer auf jeden Fall.
Sie haben jetzt diesen heldenhaften Astronauten gespielt, davor ja auch den russischen Wächter in "Stranger Things", der dann ja auch zu einer Art Held wird und davor den mysteriösen Kriminellen bei "Game of Thrones". Ist es so, dass Sie sich generell eher die wandelbaren Charaktere raussuchen, die sehr unterschiedlich und ein bisschen zwiespältig sind?
Na ja. Das werde ich natürlich oft gefragt. Ich finde jede gute Figur, jede gut geschriebene Figur, hat unterschiedliche Facetten und unterschiedliche Seiten. So wie im richtigen Leben. Da gibt es auch nicht jemanden, der grundgut ist, oder abgrundtief schlecht ist. Das Leben ist nicht schwarz-weiß, sondern Abstufungen von Grau und auch eine Heldenfigur braucht sowas, braucht so einen Bruch, damit sie interessant wird. Damit wir uns als Zuschauer für sie interessieren, sonst hat man überhaupt kein Identifikationspotential. Sonst ist es einfach nur ein langweiliger Held, aber in dem Moment, in dem er menschliche Züge hat, wird’s spannend.
So versuche ich auch meine Rollen auszusuchen – nach Charakteren, die nicht auf den ersten Blick einzuordnen sind.
Was würden Sie sagen ist der größte Unterschied, wenn man sich auf eine Synchronsprecherrolle vorbereitet und auf eine Rolle als Schauspieler?
Das ist was völlig anderes. Im Synchronstudio kann ich ja im verschwitzten T-Shirt stehen und Gesichter schneiden und sonst was machen. Das sieht ja keiner. Hauptsache die Stimme sitzt. Vor der Kamera muss ich aber schon sehr gut überlegen, wie ich gerade aussehe in dem Moment und was ich als Nächstes mit meinem Gesicht mache.
Es gibt auch Beispiele aus der Vergangenheit, wo ich mir Sachen dann nicht mehr so unbedingt gerne anschaue. [lacht]
Welches Projekt steht denn bei Ihnen als Nächstes an?
Es gibt tatsächlich noch zwei drei Sachen, die ich letztes Jahr gedreht habe. Das bleibt im Moment aber noch ein Geheimnis, es kommt aber in jedem Fall noch etwas von mir dieses Jahr.
"Lightyear" läuft ab dem 16. Juni in den österreichischen Kinos.