"Kümmert euch um Maya": Welche Krankheit sollte Beata haben?

Maya Kowalski und Beata Kowalski in "Kümmert euch um Maya"
Ärzt:innen verdächtigen Beata Kowalski des Kindesmissbrauchs. Leidet sie unter dem Münchhausen-By-Proxy-Syndrom?

"Kümmert euch um Maya" erzählt die erschreckende und wahre Geschichte der Familie Kowalski, die fälschlicherweise des Kindesmissbrauchs bezichtigt werden und dadurch einen wahr gewordenen Alptraum erleben. 

Ausgelöst wird die Tortur der Familie durch die Vermutung, dass Beata Kowalski unter dem sogenannten Münchhausen-By-Proxy-Syndrom leiden würde. Wir erklären euch die Krankheit

Was ist das Münchhausen-By-Proxy-Syndrom?

Die Krankheit kennt man auch unter der Bezeichnung Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Der Name leitet sich von Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, dem sogenannten Lügenbaron, ab. Die Erkrankung hängt mit dem Münchhausen-Syndrom zusammen, bei dem sich die Betroffenen selbst verletzen und so körperliche Krankheiten vortäuschen.

Laut "Net Doktor" kennzeichnet sich das Syndrom folgendermaßen: "Das Münchhausen-Syndrom ist eine schwere psychische Störung, bei der die Patienten körperliche Erkrankungen vortäuschen oder absichtlich hervorrufen. Dazu gehören zwanghaft selbstschädigendes Verhalten, das Erfinden spektakulärer Krankengeschichten und ständige Ärztewechsel."

Die "National Library of Medicine" beschreibt das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom als das Erfinden, Übersteigern oder tatsächliche Verursachen von Krankheiten oder deren Symptomen bei Dritten – meistens handelt es sich bei den Opfern um Kinder. Ziel der Misshandlungen ist es, um anschließend eine medizinische Behandlung zu verlangen und/oder um selbst die Rolle eines scheinbar liebe- und aufopferungsvoll Pflegenden zu übernehmen.

Bei dem Münchhausen-By-Proxy-Syndrom handelt sich um eine subtile Form der Kindesmisshandlung, die bis zum Tod des Opfers führen kann. Die Täter:innen – 90 bis 95 Prozent sind Frauen – sind meistens die leiblichen Mütter.

Münchhausen-By-Proxy-Syndrom in Serie

Eine Serie, die die toxische Dynamik zwischen Elternteil und Kind bei solch einer Krankheit authentisch darstellt, ist "The Act". Darin wird der berühmte Fall von Gypsy Blancharde, die den Mord an ihrer Mutter beauftragte. Diese hat sie jahrelang misshandelt. Patricia Arquette gewann einen Golden Globe für die Porträtierung von Dee Dee Blancharde.

Litt Beata Kowalski unter der Krankheit? 

Maya Kowalski wird 2016 im Alter von zehn Jahren mit schweren Abdominalschmerzen ins St. John's Hospital in St. Petersburg in Florida eingeliefert. Da sich ihre besorgte Mutter Beata sonderbar verhält und zum Beispiel Röntgenuntersuchungen nicht erlaubt, wird das Krankenhauspersonal schnell misstrauisch. Nach nur drei Tagen sind sich die Mitarbeitenden einig, dass Beata für den schlechten körperlichen Zustand ihrer Tochter verantwortlich ist, da es Maya beispielsweise besser geht, wenn ihre Mutter das Zimmer verlässt. Deshalb wurde Maya ihren Eltern für drei Monate entrissen. 

Die Verantwortlichen vermuten, dass Beata Kowalski unter dem Münchhausen-By-Proxy-Syndrom leidet. Es bleibt jedoch bei einer Vermutung. Der zweifachen Mutter kann nie nachgewiesen werden, unter dieser Krankheit zu leiden. Traurigerweise macht Beata Kowalski die Trennung von ihrer Tochter und die damit verbundenen Vorwürfe so sehr zu schaffen, dass sie sich – drei Tage bevor Maya wieder nach Hause kommt – suizidiert. 

Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken. www.suizid-praevention.gv.at

Wo kann man "Kümmert euch um Maya" streamen? 

Der Dokumentarfilm läuft auf Netflix.