Kino in Vor-Corona-Zeiten: Sattes Plus bei Kinotickets im Jahr 2019

Die Zahl der Kinobesuche in Österreich stieg 2019 deutlich
Rekordwert bei der Zahl der gezeigten Filme und plus 5,8 Prozent bei den Ticketverkäufen – doch dann kam der Coronavirus.

Früher war alles besser. Dieses in Lockdown-Zeiten weit verbreitete Lebensgefühl stimmt zumindest für die heimische Kinobranche im Jahr 2019: Mit 13,7 Millionen Kartenkäufern verzeichnete die Kino-Branche in Österreich ein sattes Plus von 5,8 Prozent gegenüber dem schwachen Jahr 2018, wie aus dem aktuellen 16. Filmwirtschaftsbericht 2020 hervorgeht, der das Jahr 2019 betrachtet. 

Einen Rekordwert gab es bei der Zahl der gezeigten Filme, die auf 488 kletterte. In der Gesamtbetrachtung war die computeranimierte Neuverfilmung "Der König der Löwen" mit knapp 840.000 Besuchen dabei die klare Nr. 1 des Kinojahres 2019. Auf Platz 2 folgte die Animationsfortsetzung "Die Eiskönigin 2" (rund 624.000 Besuche), während "Avengers: Endgame" das Führungstrio mit gut 611.000 Besuchern komplettiert.

Betrachtet man rein die Gruppe der 438 erstaufgeführten Filme 2019, kommen US-Produktionen mit 155 Werken auf 35,4 Prozent des gesamten Angebots - können dabei aber einen Marktanteil bei den Besuchen von 76,4 Prozent (nach 75 Prozent 2018) erreichen. Die europäische Konkurrenz kam mit 254 Filmen zwar auf einen Rekordwert (58 Prozent des Angebots), allerdings nur auf einen Marktanteil von 23 Prozent.

Ein gutes Jahr für den heimischen Film war 2019 dabei nicht. Hatten österreichische Filmproduktionen 2018 noch einen Marktanteil von 6,2 Prozent verbucht, waren es 2019 nur 3,3 Prozent. Der meistgesehene österreichische Film war dabei die Stipsits-Komödie "Love Machine" mit über 140.000 Besuchen. Auf den Plätzen folgen die Udo-Jürgens-Musicalverfilmung "Ich war noch niemals in New York" (46.000 Besuche) und Erwin Wagenhofers Dokumentarfilm "But Beautiful" (gut 42.300 Besuche). Insgesamt zogen die 51 österreichische Neuproduktionen (inklusive der Koproduktionen) 452.636 Menschen in die Kinosäle.

Allerdings belässt es der Filmwirtschaftsbericht nicht bei der Kinobranche mit ihren 142 Kinos und 569 Sälen, sondern blickt auch auf den wachsenden Streaming- und Video-on-Demand-Markt (VOD). Demnach hat sich die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von VOD-Diensten von 2018 auf 2019 um 100.000 auf 2,6 Millionen gesteigert. An der Spitze der Plattform lag dabei YouTube, das seine Reichweite im Jahresvergleich von 70,7 Prozent auf 71,1 Prozent steigerte, gefolgt von Amazon Prime, das einen noch stärkeren Zuwachs von 29,9 Prozent auf 32,5 Prozent lukrierte und Netflix mit 26,5 Prozent Reichweite (nach 21,3 Prozent im Jahr 2018). Im Gegenzug wird das Analog-TV zum generationalen Auslaufmodell, wenn der Marktanteil an der Bewegtbildnutzung für das "Laufende TV" bei den 14- bis 29-Jährigen 45,6 Prozent betrug, während er bei den über 50-Jährigen auf 90,5 Prozent kommt.

Besonders spannend dürfte angesichts der Umwälzungen nun der Filmwirtschaftsbericht werden, der die Zahlen des Jahres 2020 betrachtet. "Wir leben nahezu in einer neuen Zeitrechnung. [...] Die Langzeitfolgen davon sind nicht absehbar", schreibt Roland Teichmann als Direktor des Österreichischen Filminstituts im Vorwort zum aktuellen Bericht. Klar sei jedenfalls, dass der Bedarf an Inhalten steige. Und es zeige sich, dass sich die österreichische Filmwirtschaft behaupten könne: So würden hier 2.534 Unternehmen mit knapp 8.200 Beschäftigten Erlöse und Erträge von 1,38 Mrd. Euro erwirtschaften.