"Kinds of Kindness": Wie endet das filmische Verwirrspiel?

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Drei Geschichten geben uns in diesem Episodenfilm immer neue Rätsel auf. Lässt sich ein Hauptthema aufzeigen?

Derzeit versetzt uns Yorgos Lanthimos' neuestes Werk "Kinds of Kindness" in Erstaunen und lässt uns darüber nachgrübeln, was wir hier eigentlich gesehen haben. 

Gerade bei diesem Film bietet es sich also unbedingt an, das Ende zu erklären. Wobei so eine Absicht auch wieder wie die reinste Untertreibung klingt, denn "Kinds of Kindness" hat eigentlich als gesamtes Werk eine Erklärung nötig. Außerdem werden drei Geschichten erzählt – also müsste man auch drei Enden erklären. Aber ob das bei diesem vieldeutigen und verwirrenden Film überhaupt möglich ist, bleibt eine andere Frage. Daher versuche ich also im folgenden Artikel, höchstens eine Annäherung und einen Interpretationsvorschlag zu geben. 

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Szene aus "Kinds of Kindness"

Ein Mord im Auftrag des absoluten Herrn und Meisters

Wenn man eine Gemeinsamkeit benennen sollte, die in allen drei Episoden auftritt, dann wäre es folgende: eine Person ist bei jemand Wichtigem in Ungnade gefallen und versucht nun verzweifelt, durch eine besondere Tat, die sehr grausam sein kann, das alte Vertrauen wiederzugewinnen.

In der Story Nr. 1 schreckt Robert (Jesse Plemons) davor zurück, im Auftrag seines alles kontrollierenden Chefs (Willem Dafoe), einen Mann zu töten und verliert daraufhin dessen Achtung und Unterstützung. Zuletzt entführt Robert den ohnehin schon schwerverletzten Unbekannten (wir wissen nur, dass sein Hemd das Buchstabenkürzel RMF aufweist) und überrollt ihn mit seinem Wagen. Nach diesem Mord darf er zu seinem absoluten Herrn und Meister zurückkehren und genießt dessen Gunst wieder in jeder Beziehung.

Tödliche Selbstverstümmelung als Liebesbeweis

In Story Nr. 2 hat die überraschend wieder heimgekehrte Liz (Emma Stone) – eigentlich war sie auf einer Forschungsreise verschollen und wurde für tot gehalten – das Vertrauen ihres Ehemannes (Plemons) verloren, weil er sie für eine Fremde hält, die seine Frau nachzuahmen versucht. Nachdem er an die vermeintlich falsche Liz immer grausamere Liebesbeweise stellt und sie zu Selbstverstümmelung zwingt, sitzt sie zuletzt nach Entnahme der eigenen Leber tot im Wohnzimmersessel, während ihr Mann die Haustür öffnet und eine andere (echte?) Liz überglücklich in die Arme schließt. Da der Mann seit Beginn der Episode Anzeichen einer psychischen Krankheit gezeigt hat und zu Wahnvorstellungen neigt, spielt sich das alles vielleicht nur in seinem Kopf ab. Hier war es also die Ehefrau, die bereit ist, alles zu tun, um ihren Mann zurückzugewinnen.

 

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Szene aus "Kinds of Kindness"

Ein Frau erweckt Tote zum Leben

In Story Nr.  3 gilt Sektenmitglieder Emily (Stone) bei ihrem Wasser-Guru (Dafoe) für unrein, nachdem sie mit ihrem früheren Ehemann unfreiwillig das Bett geteilt hat und wird von der Sekte verstoßen. Daraufhin macht sie es sich zur Aufgabe, eine Frau aufzuspüren, die angeblich Tote wieder zum Leben erwecken kann. Das gelingt ihr tatsächlich und jener geheimnisvolle RMF feiert dadurch seine Auferstehung. Nun scheint ihrer Wiederaufnahme in die Sekte nichts im Wege zu stehen. Damit endet der Film offiziell, denn der Abspann von Episode 3 setzt ein, als Emily auf einem Parkplatz ihren Freudentanz aufführt. 

Tragikomik des Lebens

Doch dann folgt eine desillusionierende Zusatzszene: Emily verursacht einen Autounfall, bei dem die wundertätige Frau durch die Windschutzscheibe geschleudert wird und stirbt. Dann kommt noch eine überraschende Mid-Credit-Szene, die den von den Toten zurückgekehrten RMF zeigt (steht das Kürzel etwa für Resurrected Mother F***er?). Verständlich, dass er in seiner Situation Hunger hat. Daher gönnt er sich vor einem Imbiss einen Hotdog, spritzt sich aber sein Hemd mit Ketchup voll; bei dieser Gelegenheit sehen wir noch einmal die drei Buchstaben in Großaufnahme. Da RMF die einzige Figur ist, die in jeder der Episoden auftritt, ist es konsequent, dass ihm die allerletzte Szene gehört. Der Film endet also mit zwei – unterschiedlich starken – Misserfolgserlebnissen, die wohl verdeutlichen sollen, wie unvorhersehbar und tragikomisch das Leben oft ist.