"Im Westen nichts Neues" auf Netflix: Unterschiede zwischen Buch und Film
Mit seinem 1928 erschienenen Roman "Im Westen nichts Neues" gelang Erich Maria Remarque ein Welthit. Der deutsche Autor verarbeitete darin seine Erfahrungen als junger Soldat im ersten Weltkrieg und legte einen der beeindruckendsten pazifistischen Romane aller Zeiten vor, der auch in der Filmwelt Anklang fand.
Schon 1930 erschien die erste US-Verfilmung des Romans, der mit einem Oscar als bester Film ausgezeichnet und von den Nationalsozialisten verboten wurde. 1979 erschien eine britische TV-Adaption, die einen Golden Globe erhielt – und nun erschien der deutsche Netflix-Film von Edward Berger und mit dem Österreicher Felix Kammerer in der Hauptrolle. Der Streifen ist ein großer Erfolg und eroberte sofort die heimischen und deutschen Netflix-Charts, zudem munkelt man, dass der Film für den Auslands-Oscar eingereicht werden soll.
Doch wie es oft ist bei Romanverfilmungen: Bei der filmischen Umsetzung mussten leider einige Aspekte der literarischen Vorlage gestrichen werden, um die Handlung verdichten zu können. Die Handlung wurde von Netflix nicht 1:1 übernommen.
"Im Westen nichts Neues": Das sind die Unterschiede zwischen dem Buch und dem Netflix-Film:
Lehrer Kantorek
In der Buchvorlage legt der Lehrer Kantorek die geistige Saat dafür, dass sich Paul und seine Freunde in der Armee verpflichten lassen. Durch seine nationalistischen Lobpreisungen erweckt er großen Eindruck bei seinen Schülern, die von seinen Ideen angestachelt beschließen, in den Krieg zu ziehen.
Im Film wird Pauls Vergangenheit auf ein Minimum reduziert, da der Fokus auf den schrecklichen Kriegserfahrungen der jungen Männer liegt. Auch wenn der Film nicht mit einem Klassenzimmer anfängt, ist die Last der Autoritäten dennoch spürbar, als Paul die Unterschrift seines Vaters fälscht, um in den Krieg ziehen zu können.
Kats Tod
Stanislaus Katczinsky, auch Kat genannt, hat den größten Einfluss auf Paul. Er steht seinem Freund bei seinen traumatischen Erfahrungen zur Seite und ist ihm eine unvergleichbare Stütze im Kiregshorror. Durch seine Erfahrungen ist Paul nicht mehr fähig Emotionen zu zeigen. Der einzige, mit dem er eine enge Verbindung hat, bleibt Kat.
Im Film wird Kat durch einen Schuss von einem Bauernjungen getötet und stirbt an Ort und Stelle. In der Buchvorlage stirbt er nicht im offenen Gefecht, sondern geht an einer scheinbar leichten Verletzung durch einen Granatsplitter zu Grunde. Während Paul versucht, ihn zu einem Arzt zu tragen, stirbt er an seiner Wunde.
Paul bekommt keinen Urlaub
In der Verfilmung bekommt Paul keinen Urlaub. Dadurch eröffnet Berger dem Publikum einen Blick auf einen weiteren Kampf: Den zwischen Vorgesetzten und Soldaten. Während die einen in Ruhe ihr Luxusmenü essen können, gehen die anderen im Schlachtfeld zu Grunde. Durch die Aussparung dieses im Buch etablierten Handlungsstranges gelingt es, diesen Kontrast stärker herauszuarbeiten und die Machtdynamik im Krieg besser aufzuzeigen.
Pauls Tod
Sowohl im Buch als auch im Film stirbt Paul am Ende. Wie es jedoch dazu kommt ist sehr unterschiedlich. In der Verfilmung muss Paul sich mit seinen Kameraden in eine letzte Schlacht stürzen und verstirbt an seinen Wunden, die er im Zuge des Nahgefechts erlitten hat. Damit konterkariert der Regisseur auch den Titel der Vorlage, da sich dieser auf das letzte Kapitel bezieht und einen gewöhnlichen Tag an der Westfront suggeriert; damit wird durch diese Kriegshandlung jedoch gebrochen.
Im Buch sind seine letzten Minuten sehr vielschichtig. Paul wird nicht im offenen Gefecht, sondern in einem Moment der Ruhe getötet. Genau als er einen Schmetterling berühren will, wird er von einem Schuss getroffen und stirbt. Im Tagesbericht fällt schließlich der Satz "Im Westen nichts Neues", da Einzelschicksale keine Rolle im kriegerischen Geschehen spielen.
"Im Westen nichts Neues" ist jetzt auf Netflix verfügbar.