Hollywood und der Fatsuit: So werden übergewichtige Figuren in Filmen dargestellt
Hollywood protzt mit Glamour, Stars und rotem Teppich. Seit Jahrzehnten produziert die Traumfabrik Bilder, die unsere Wahrnehmung und schließlich auch unsere Realität prägen. Auch wenn diverse Themen mit unterschiedlichen DarstellerInnen behandelt werden, gibt es eine Konstante, die sich bis heute kaum geändert hat: schlanke Hauptfiguren.
Nur wer dem gängigen Schönheitsideal entspricht, darf auf eine vielseitige Rolle mit Hit-Potential hoffen. Dabei nimmt die unrealistische Darstellung von Figuren derart absurde Formen an, dass Charaktere, die nicht diesen Schönheitsidealen entsprechen, geächtet werden. Vor allem übergewichtige Figuren leiden seit Jahrzehnten an stereotypen Darstellungen, die wenig mit der Realität zu tun haben.
Fatsuit
Es hat sich in Hollywood etabliert, dass übergewichtige Figuren selten zu sehen sind, – und wenn sie vorkommen, dann hauptsächlich in Nebenrollen. Dabei sind diese Nebenrollen oft dazu da, um Humor in die Handlung zu bringen, und sie haben kaum ein Alleinstellungsmerkmal. Eine bedenkliche Filmtradition, die in den 90er-Jahren etabliert wurde und sich bis zum Ende der Nullerjahre zog, war der Fatsuit.
Schlanke HauptdarstellerInnen wurden in einen Anzug gesteckt, der sie dick aussehen lassen sollte. Dazu wurde das Gesicht entsprechend geschminkt, was zu einem grotesken Ergebnis führte. Die in Fatsuits gezeigten Figuren hatten nichts mit realen übergewichtigen Menschen zu tun, sondern waren eine reine Karikatur.
Alles nur Spaß?
Die berühmtesten Beispiele dafür, wie man übergewichtige Menschen nicht darstellen sollte, sind die Komödien von Eddie Murphy. Murphy ist mehrfach in Fatsuits zu sehen und wiederholt in seinen Filmen ein Klischee nach dem anderen. In "Norbit" spielt er Rasputia, eine übergewichtige Schwarze Frau, die ständig isst und ununterbrochen nach der Aufmerksamkeit von Männern lechzt. Das Argument, es sei ja bloß eine Komödie, greift hier nicht, da der Humor auf Kosten anderer geht und der Spaß ein Ende hat, wenn man als übergewichtige Schwarze Frau in den Medien nur durch stereotype Bilder vertreten ist.
Auch in populären Serien wie "Friends" oder "How I met your Mother" kam der Fatsuit immer wieder zum Einsatz. Die Hauptfiguren wurden dabei als übergewichtig porträtiert, um ihre Trauer zu verdeutlichen, wobei die anschließende Gewichtsabnahme immer als Erfolgserlebnis verbucht wurde. Besonders bizarr ist Ryan Reynolds' Auftritt in "Wild X-Mas", wo er als übergewichtiger Teenager von seiner Geliebten missachtet wird und sie Jahre später wiedergewinnt, indem er als durchtrainierter Musikproduzent vor ihr auftaucht.
"The Whale" und "This is Us"
In den letzten Jahren kam der Fatsuit vor allem in "The Whale" zum Einsatz: Brendan Fraser verwandelte sich unter Darren Aronofskys Regie in einen Uniprofessor, der aus Weltfrust ein zwanghaftes Essverhalten entwickelt und 300 Kilo auf die Waage bringt. Seine Leistung brachte Fraser dann einen Oscar ein. Eine Serie wie "This is Us" hat übrigens auch gezeigt, dass Figuren, die nicht den normschönen Idealen entsprechen, Anklang beim Publikum finden können. Ob sich dieser Trend in Hollywood durchsetzen wird, bleibt fraglich, wäre aber wünschenswert.