Disney-Streaming-Dienste haben Netflix eingeholt

Disney-Streaming-Dienste haben Netflix eingeholt
On-Demand-Services Disney+, Hulu und ESPN+ kommen auf 221 Millionen Abos. Doch ein Aufpreis ist in Sicht.

Disney hat mit seinen Streaming-Angeboten den langjährigen Marktführer Netflix eingeholt. Die Dienste Disney+, Hulu und ESPN+ kamen im vergangenen Quartal zusammen auf rund 221 Millionen Abokunden. Ungefähr so viele hatte zuletzt auch Netflix nach dem Verlust von rund einer Million Abonnenten. Zugleich müssen sich Kunden von Disney+ mit dem Start einer Version mit Werbung auf einen Aufpreis einstellen, wenn sie das Programm weiter ohne Unterbrechungen sehen wollen.

Disney+ rasant gewachsen

Der US-Unterhaltungsriese nimmt im Streaming-Geschäft bisher hohe Verluste in Kauf. Disney+, wo etwa Filme und Serien aus der Welt der Marvel-Comics und von "Star Wars" zu finden sind, war im vergangenen Quartal erneut der klare Wachstumstreiber. Der erst im November 2019 als Netflix-Jäger gestartete Dienst gewann binnen drei Monaten 14,4 Millionen Kunden hinzu und liegt jetzt bei gut 152 Millionen Abos.

Mit der "Star Wars"-Serie "Obi-Wan Kenobi" und Marvels "Ms. Marvel" landete Disney+ zuletzt zwei Hits. Branchenbeobachter sehen die vielen Streamingdienste angesichts von Inflation und Konjunktursorgen im Wettstreit darum, sich bei Verbrauchern als unverzichtbar zu etablieren.

Indischer Markt wesentlich

Der Zuwachs bei Disney+ lag deutlich über den Erwartungen der Analysten. Eine zentrale Rolle dabei spielte zugleich der indische Markt, wo rund acht Millionen Abonnenten dazukamen und der Service Disney+ Hotstar nun auf gut 58 Millionen Kunden kommt. Allerdings zog sich Disney dort aus dem Bieterkampf um Cricket-Spiele zurück, die aktuell ein Zuschauermagnet für den Dienst sind.

In den USA stagnierte die Abonnentenzahl von Disney+ unterdessen bei 44,5 Millionen, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Im gesamten internationalen Geschäft außerhalb Indiens kommt Disney+ nun auf 49,2 Millionen Kunden - ein Zuwachs von sechs Millionen binnen drei Monaten. Wichtiger Unterschied: In Indien nimmt der Konzern monatlich im Schnitt nur 1,20 Dollar pro Kunde ein, in den USA und anderen Ländern sind es rund 6,30 Dollar.

Der Sportdienst ESPN+ hat nun knapp 23 Millionen Abonnenten und Disneys dritter Streaming-Service Hulu kommt auf 46 Millionen Nutzer. Im Auslandsgeschäft - wie zum Beispiel in Österreich - sind Inhalte von Hulu und Disneys TV-Sender ABC in der App von Disney+ enthalten.

Der operative Verlust der Disney-Sparte mit dem Streaming-Geschäft schoss auf gut eine Milliarde Dollar hoch. Im Vorjahresquartal war das Minus mit 293 Millionen deutlich kleiner. Der Konzern verweist unter anderem auf die hohen Produktionskosten.

Preiserhöhungen

Die Popularität der Dienste nutzt Disney, um das Potenzial für Preiserhöhungen zu testen. So gilt in den USA der bisherige Preis von 7,99 Dollar vom 8. Dezember für die Version von Disney+ mit Werbung. Wer weiter werbefrei schauen will, muss 10,99 Dollar zahlen. Bei Hulu geht der Preis je nach Abomodell um 1 bis 2 Dollar pro Monat hoch. ESPN+ hatte auch erst kürzlich eine Preiserhöhung in den USA angekündigt. Netflix stampft gerade ebenfalls eine Version mit Werbung aus dem Boden und hofft, sie zum Jahreswechsel zu starten. Konzernchef Bob Chapek zeigte sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten überzeugt, dass die Preiserhöhung langfristig nicht zu einer Abwanderung von Kunden führen werde.

Das Geld für das Entertainment-Imperium verdiente unterdessen das klassische Geschäft mit der TV-Kabelsparte sowie Filmstudios, Themenparks, Ferienanlagen und Kreuzfahrtschiffen. So sprangen die Erlöse der Themenpark-Sparte im Vergleich zu dem von Corona-Maßnahmen geprägten Vorjahresquartal um 70 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar hoch und der operative Gewinn vervielfachte sich auf 2,2 Milliarden Dollar. "Wir hatten ein exzellentes Quartal", verkündete Chapek. Der Konzernumsatz wuchs um 26 Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn stieg um 53 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar (1,36 Mrd Euro).