Die 10 besten Arthouse-Filme auf Netflix
Das Angebot des Streaming-Giganten umfasst internationale Festivalhits und Klassiker des 21. Jahrhunderts, die man oft erst mühsam suchen muss, bis man in ihren Genuss kommt. Damit Ihr in Zeiten von Corona nicht auf etwas anspruchsvollere Filme verzichten müsst, haben wir für euch die zehn besten Arthouse-Filme auf Netflix zusammengefasst.
Cold War (2018)
Polen 1949. „Cold War“ erzählt die berührende Liebesgeschichte vom Komponisten Wiktor und der Musikerin Zula (Joanna Kulig). Die zwölf Jahre umspannende Handlung ist durchdrungen von Höhen und Tiefen, bei denen man sowohl mitleidet als auch mitlacht. Regisseur Pawel Pawlikowski reizt die kurze Laufzeit von 85 Minuten bis zum Maximum aus. Er beschränkt sich auf das Wesentliche in seinen Figuren und gibt dem Zuseher die Möglichkeit, seine eigene Erwartungshaltung mit in den Film einfließen zu lassen. Fragmentarisch werden kurze Ausschnitte aus den jeweiligen Lebensabschnitten gezeigt, die ihre Bedeutung stets im Kontext zueinander entfalten. Kein Satz und keine Geste ist hier zu viel, jede Szene ist auf ihre Essenz reduziert und berührt den Zuseher mit seiner entwaffnenden Ehrlichkeit, nicht trotz aber gerade wegen dieser Reduktion ist „Cold War“ eine hochemotionale Achterbahnfahrt.
The Meyerowitz Stories (2017)
Spätestens seit „Marriage Story“ zählt Regisseur und Autor Noah Baumbach zu den wichtigsten amerikanischen Filmemachern unserer Zeit. Bevor er sich jedoch einer tragischen Scheidungsgeschichte annahm, erzählte er in „The Meyerowitz Stories“ von den alltäglichen Streitigkeiten einer bürgerlichen Familie in New York. Die exklusive Netflix Produktion ist mit Dustin Hoffman, Adam Sandler und Ben Stiller großartig besetzt. Kleine musikalische Einlagen runden das Bild einer bankrotten Familie gekonnt ab. Baumbach schafft es große Themen humorvoll umzusetzen und besticht vor allem durch seine pointierten Dialoge. Ein Film der die Lachmuskeln beansprucht, aber dennoch zu Tränen rührt.
Atlantique (2019)
Ada möchte den Bauarbeiter Suleiman heiraten, doch ihre Familie hat bereits einen anderen Bräutigam für sie ausgesucht. Nachdem Suleiman monatelang seinen Lohn nicht ausbezahlt bekommt, beschließt er mit anderen jungen Männern aus dem Dorf über das Meer nach Europa zu fliehen. Als Adas Hochzeit jedoch wegen eines Brandanschlags abgesagt werden muss, gerät das senegalesische Dorf in Aufruhr. Wo sind die jungen Männer und warum verhalten sich ihre Frauen in der Nacht so sonderbar? Ein gespenstischer Blick auf Migration. „Atlantique“ ist der erste Langspielfilm von Mati Diop. Die französisch senegalesische Filmemacherin spielte bereits in Filmen von Claire Denis mit und erhielt für ihren Debutfilm den Großen Preis der Jury in Cannes.
Climax (2018)
Wo Gaspar Noé draufsteht, da steckt auch Gaspar Noé drinnen. Der exzentrische Argentinier ist bekannt für seine pulsierenden Bilder und dröhnenden Klänge. In „Climax“ zeigt er uns eine partywütige Gruppe an jungen Menschen, die ihr Leben vergessen und einfach nur feiern wollen. Der gesamte Film spielt in einer Sporthalle, aber wirkt nie redundant oder langweilig. Die anfängliche Euphorie einer talentierten Tanzgruppe schlägt schon bald in eine Hysterie um und die Party wird zum Horrortrip. Ein klaustrophobisches Meisterwerk.
So was von da (2018)
Ähnlich wie in „Climax“ steht auch hier eine Party im Mittelpunkt. Es ist Silvester und Oskars Nachtclub öffnet noch ein letztes Mal seine Tore, bevor er endgültig dicht machen muss. Es kommen Freunde, Verwandte, Fremde und Feinde und machen die letzte Partynacht für Oskar unvergesslich - ob er will oder nicht. Ein Portrait junger Menschen, die sich auf Tanzflächen verlieben und gegen die Vergänglichkeit antanzen. Ein deutscher Film, der alles andere als gefällig und bieder ist.
Babel (2006)
Auch wenn „Babel“ schon einige Jahre auf dem Buckel hat, wäre es ungerecht, dieses Meisterwerk hier zu übergehen. Der inzwischen dreifache Oscarpreisträger Alejandro Gonzalez Inarritu ("Birdman", "The Revenant") erzählt hier in vier unterschiedlichen Tragödien von der universellen Kraft der menschlichen Empathie. Die vermeintlich unzusammenhängenden Geschichten entwerfen ein Mosaik, das sein Publikum mit den großen Fragen unserer Zeit konfrontiert. Wir begleiten eine taubstumme Volleyballspielerin in Japan, Schafhirten im marokkanischen Gebirge, eine mexikanische Haushälterin in den USA und amerikanische Touristen in einem marokkanischen Dorf. So unterschiedlich diese Figuren auch sein mögen so ähnlich sind sie in ihrem Leiden. Der Episodenfilm wurde für sieben Oscars nominiert und erhielt in Cannes den Preis für die beste Regie.
Shame (2011)
Brandon ist Mitte 30, lebt in New York, sieht gut aus und hat einen gutbezahlten Job. Er ist ein Mann wie jeder andere, doch der Schein trügt, denn er wird von Einsamkeit geplagt und ist sexsüchtig. Mit Prostituierten und Pornos versucht er seine Lust zu stillen, doch gerät damit in ein Hamsterrad. Als seine extrovertierte Schwester Sissy plötzlich auftaucht, stellt sie sein Leben auf den Kopf. Er ist gezwungen, sich mit der Realität auseinanderzusetzen und sich seine Fehler einzugestehen. Regisseur Steve McQueen schafft es mit wenigen Mitteln, ein eindringliches Drama zu konstruieren, das den modernen Menschen in seiner Isolation zeigt. In den Hauptrollen brillieren Michael Fassbender und Carey Mulligan, die für ihre Figuren bis zum Äußersten gehen. Ein Film, der einen lange nicht loslässt.
Fruitvale Station (2013)
„Fruitvale Station“ erzählt die letzten 24 Stunden im Leben von Oscar Grant, der in der Silvesternacht 2008 von einem Polizisten erschossen wurde. Oscar ist gerade dabei, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und versucht für seine kleine Tochter ein guter Vater zu sein. Die Geschichte über den jungen Aufroamerikaner sorgte für viel Aufsehen und war das Sprungbrett für die Karriere von Regisseur Ryan Coogler, der danach „Creed“ und „Black Panther“ auf die Leinwand brachte. Der erst 34 jährige Filmemacher gilt als große Zukunftshoffnung des amerikanischen Kinos und zeigte schon bei seinem ersten Film sein Gespür für große Gefühle. Ein intimes Drama mit einem großartigen Michael B. Jordan in der Hauptrolle.
Gundermann (2018)
Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) gehörte zu den wichtigsten Musikern im Deutschland der Nachwendezeit. Er zeichnete sich durch sein politisches Engagement und seinen Freigeist aus. Unter Tags arbeitete er als Baggerfahrer und abends sang er vor hunderten von Menschen seine selbst geschriebenen Lieder. Von der Bühne in die Grube. So erging es ihm auch zwanzig Jahre nach seinem Durchbruch. In den 90ern gestand er, mit der Stasi zusammengearbeitet und seine Freunde bespitzelt zu haben. Der von Andreas Dresen umgesetzte Musikfilm konzentriert sich auf zwei Zeitebenen: Die 70er, in denen Gundermann seine Frau kennenlernt und erste musikalische Erfolge feiert, und die 90er, in denen der Skandal rund um seine Person an die Öffentlichkeit gelangt. In seinem über zwei Stunden langen Werk hat sich Dresen viel vorgenommen. Er möchte nicht nur über den Musiker sondern auch über den Arbeiter, Vater, Ehemann und Aktivisten Gundermann erzählen. Ein Vorhaben, das in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt wäre, doch die Biografie des Ausnahmekünstlers bietet genügend Stoff, um mehrere Spielfilme zu füllen. Die Musikszenen machen dem Zuseher das damalige Lebensgefühl erlebbar und dienen als eine Art Chor für das tragische Schicksal Gundermanns.
Nymphomaniac (2013)
In zwei Teilen und insgesamt vier Stunden erzählt Regisseur Lars von Trier von menschlichen Abgründen und dem schwierigen Verhältnis zwischen Sex und Liebe. Der dänische Filmemacher genießt es dabei, sein Publikum zu provozieren und seiner Geschichte absurde Wendungen zu geben, die uns vor den Kopf stoßen. Trotz all der Skandale um die expliziten Szenen, kann man nicht von der Hand weisen, dass „Nymphomaniac“ ganz großes Kino ist. Mit zahlreichen Montagen und Musikeinspielungen, erfahren wir Stück für Stück die tragische Geschichte von Joe, die ihren Lebenssinn in ihrer Sexualität gesucht hat. Ein bedrückendes Epos über unerfüllte Wünsche.