"Der Brutalist": Hat Architekt László Tóth wirklich gelebt?
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Szene aus "Der Brutalist"
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"Der Brutalist" erzählt in epischer Breite die Geschichte des ungarischen Architekten László Tóth, und Adrien Brody vollbringt mit dessen Verkörperung ein wahres Wunder an Schauspielkunst. Doch wie ist es um den Wahrheitsgehalt von Brady Corbets Film bestellt?
Werden hier tatsächlich biografische Fakten geschildert und verbirgt sich hinter dem bereits mehrfach preisgekrönten Werk ein Biopic? Immerhin bekommen wir während des Films mehrmals Fotografien von Bauwerken zu sehen, die angeblich von Tóth stammen und am Ende ist ihm während der Architektur-Biennale dann sogar eine eigene Werkschau gewidmet. Hat die Hauptfigur also tatsächlich gelebt? Darauf wollen wir im folgenden Artikel näher eingehen.
Typisches Emigrantenschicksal?
Der ungarische Architekt dieses Namens ist eine reine Erfindung von Corbet und dessen Partnerin Mona Fastvold, die gemeinsam das Drehbuch verfasst haben. Tóths Schicksal soll stellvertretend für dasjenige etlicher anderer Emigranten stehen, die vor den Nazis in die USA geflohen sind. Recherchen zufolge haben nicht sehr viele jüdische Architekten den Holocaust überlebt: In Deutschland wurden 500 von ihnen mit Berufsverbot belegt und die meisten kamen in den KZs ums Leben.
Fastvold führt näher aus: "Unsere Produktionsdesignerin hat sich Zeichnungen und nicht realisierte Baupläne von Architekten angesehen, die nicht überlebt haben. Es war unser Wunsch, ihnen Tribut zu zollen. Wenn jemand eine ähnliche Erfahrung wie unsere Hauptfigur gemacht hätte, wären wir bei unserer Darstellung darauf eingegangen. Aber wir konnten kein vergleichbares Schicksal finden."
Es lässt sich jedoch nicht übersehen, dass Leben und Werk einiger Künstler wie Paul Rudolph, Ludwig Mies van der Rohe, László Moholy-Nagy, Marcel Breuer und Ernő Goldfinger als Inspirationsquellen gedient haben.
Ein realer László Tóth
Eine völlige Erfindung ist der Name allerdings auch nicht – es hat tatsächlich einen László Toth gegeben, der aber eher traurige Berühmtheit erlangte. Der 1938 in Ungarn geborene Geologe scheint im Jahr 1972 eine Phase schwerer psychischer Probleme gehabt zu haben, denn er ging in Rom im Petersdom auf Michelangelos berühmte Pietà-Statue los und versuchte, sie mit einem Hammer zu zertrümmern. Außerdem behauptete er, der wiedergeborene Christus zu sein. Wie diese Zerstörungsaktion genau ablief, wird beispielweise hier geschildert. Verurteilt wurde er für seine Tat nicht, sondern für zwei Jahre in eine Nervenheilanstalt eingewiesen und dann nach seiner Entlassung sofort in seine Wahlheimat Australien abgeschoben.
Sein Zerstörungsdrang galt somit einem Gebilde aus Marmor, wodurch sich eine weitere Querverbindung zu "The Brutalist" herstellen lässt, da in diesem Film die Marmorsteinbrüche von Carrara zu einem wichtigen Schauplatz werden – und von eben dort holte sich auch Michelangelo das Material zu seinem Kunstwerk.
"Der Brutalist" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!
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