Dem Gartenbaukino steht ein Umbau bevor
Seit 2008 ist Norman Shetler Geschäftsführer des Wiener Gartenbaukinos und übernahm 2017 auch noch die Leitung des Stadtkinos samt dazugehörigem Verleih. Spätestens seit damals gehört der 46-Jährige zu den zentralen Gestalten des heimischen Filmgeschäfts – und ist von den Auswirkungen des Lockdowns somit gleich mehrfach betroffen. An den Tod des Kinos glaubt Shetler dennoch nicht und setzt stattdessen auf einen Umbau des Gartenbaukinos.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten stünden derzeit zumindest bei den beiden Kinos gar nicht im Vordergrund, betont Shetler in einem APA-Gespräch, da ein Fixkosten-Zuschuss erlaube, das Jahr ohne größere Verluste abzuschließen und dank Kurzarbeit habe man alle MitarbeiterInnen halten können.
"Das Kino ist nicht tot!"
Ernster sehe es da beim Verleih aus, der als vom Lockdown indirekt betroffene Branche gilt, weshalb zunächst noch keine Hilfsangebote vorhanden waren. Entsprechend sei in seinen Augen nun die längerfristige Perspektive das Entscheidende, so gerne man auch wieder die Türen für die Zuschauer öffnen würde. Sobald die Politiker etwa eine Sperre bis März beschließen, könne man damit arbeiten und müsse sich nicht von Woche zu Woche durchhangeln.
Den Tod des Kinos sieht Shetler jedenfalls auch in Zeiten permanenter Lockdowns und eines anhaltenden Streaming-Booms nicht. "Das Kino ist nicht tot!" Er glaube, dass den Usern das Streaming irgendwann zum Hals heraushängen werde und sie froh sein werden, wenn sie im Kino wieder etwas vorgegeben bekommen. Das gilt allerdings nicht für alle Werke, die man im eigenen Verleih betreut. So werde man etwa Daniel Hoesls neuen Dokumentarfilm "Davos" parallel zum Kinostart auch digital verwerten. Mittelfristig könne sich dabei die heimische Kinolandschaft durchaus grundlegend verändern, indem sich eine Schere zwischen sehr großen Filmen und den kleineren Werken öffne, und dadurch eine Mittelschiene wegfalle.
Umbaupläne
Gerade das Gartenbaukino, das Shetler gleichsam als Stadtteilkino für die gesamte Stadt etabliert hat, sieht er dabei nicht schwerwiegend betroffen. Stattdessen erhält das Kino aus dem Jahr 1960, das seit 2018 unter Denkmalschutz steht, noch heuer eine bauliche Erneuerung unter dem Motto "Zurück in die Zukunft". Seit Anfang der 80er sei hier nichts Ernstlicheres passiert, wodurch sich zugleich noch ein Großteil der Originalsubstanz erhalten habe. Der Anreiz, es jetzt wirklich anzugehen, sei durch Corona größer geworden.
Noch vor dem Sommer soll es losgehen, wobei Shetler für die Arbeiten rund ein halbes Jahr veranschlagt hat. Anfang Oktober und damit rechtzeitig zur Viennale will man auf jeden Fall wieder offen sein. Vieles wird saniert, manches gar auf den Originalzustand der 60er rückgeführt – von einer Deckenmalerei bei der Bar bis zu den Deckenplatten. Die 736 Sitze bleiben im Kern erhalten und werden aufgearbeitet.
Das entsprechende Konzept stammt von Manfred Wehdorns Architekturbüro. Insgesamt 3,3 Millionen Euro seien für das Projekt vorgesehen, von denen die Stadt bereits zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt habe. Zusätzlich startet man im Februar mit einem Crowdfunding-Projekt in Form von Sesselpatenschaften.