"Corsage": Unterschiede zwischen Historie und Film über Sisi

Vicky Krieps als Kaiserin Sisi in "Corsage".
"Corsage" erzählt eine ganz andere Geschichte als die Filme mit Romy Schneider. Ist das, was wir sehen, wirklich passiert?

Bei Historienfilmen muss man sich immer fragen: Wie viel des Gezeigten hat wirklich stattgefunden? Und wie viel ist Teil der kreativen Freiheit, und damit frei erfunden? So sieht es auch mit dem neuen Historienfilm "Corsage" aus, der die Geschichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich erzählt, als sie nicht mehr als zeitlose Schönheit, sondern als ältere Frau angesehen wurde. Somit zeigt der Film alleine deshalb eine völlig andere Darstellungsweise als der berühmte Vorgänger mit Romy Schneider und traut sich, Sisi schonungslos (realistisch?) darzustellen, indem sie nicht als die perfekte und elegante Schönheit inszeniert wird. 

Doch inwieweit entfernt sich "Corsage" nicht nur von Romy Schneiders Filmen, sondern auch von der eigentlichen Kaiserin Sisi? Das erfahrt ihr hier.

 

Kreative Freiheiten im Film vorhanden 

Laut "VIP" hat sich der Historienfilm ein paar kreative Freiheiten genommen, die in kleinen Details wiederzuerkennen sind: 

  • Sisi lässt ihrer Zofe ein Partnertattoo stechen. 
  • Ein moderner Wischmopp lehnt lässig vor einem Gemach bei Hofe.
  • Die verwitterten Paläste sahen vor 150 Jahren bestimmt noch besser aus. 
  • Die Harfinistin spielt das Lied "As Tears Go By", das aus dem Jahr 1964 stammt. 

"Corsage": Zeitgemäße Interpretation 

Trotz der kreativen Freiheiten, die sich der Film erlaubt, hält etwa Martina Winkelhofer, Expertin für die Familiengeschichte europäischer Herrscherhäuser, "Corsage" für eine zeitgemäße Interpretation, wie sie in einem Interview mit "Deutschlandfunk Kultur" verrät. Sie meint, der "Mythos" rund um Sisi wurde hier "erweitert", und dass die Erzählung "nicht komplett aus dem Nichts gegriffen" wurde. Nichtsdestotrotz dürfe man "übertreiben", bei einem Historienfilm gehöre schließlich stets ein "bisschen Fantasie dazu". 

In einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" verrät die Regisseurin von "Corsage", Marie Kreutzer, dass sie die Geschichte von Sisi "weitergesponnen oder anders erzählt" habe. 

Intensive Recherche zur Historie rund um Sisi 

Marie Kreutzer meint in dem Interview auch, dass sie vor dem Dreh eine intensive Recherche über das höfische Umfeld geführt habe: "Es gab Gespräche mit Expertinnen und Experten. Wir hatten Führungen durch die Hofburg, damit sich alle ein Bild von den Kaiserappartements machen konnten. Alle Kleindarsteller und Dienerinnen wurden aufs Hof-Zeremoniell eingeschult, es gab ein Probe-Essen an einer Tafel. [...] Bei Proben mit den Zofen erklärte eine Hof-Expertin, das Wichtigste für eine Zofe sei, unsichtbar zu sein. Das war eine Superspur für die Schauspielerinnen, möglichst wenig aufzufallen." 

Außerdem kommentiert sie die heutigen royalen Häuser, denn: "Bis heute weht in den Königshäusern ein anderer Wind. Die Hierarchien sind absurd."

"Corsage" läuft seit dem 07. Juli im Kino. Hier geht's zum Kinoprogramm