Neuer Bremer "Tatort": Die dunklen Seiten der bürgerlichen Welt

Szene aus "Angst im Dunkeln"
Ein Abenteuer wird zum Horrortrip – und zwar am Ostermontag um 20.15 Uhr auf ORF 2 & ARD.

Knacksen, Rascheln, nichts als Unterholz: Die Kamera irrt durch die Bäume, Nebelschwaden ziehen auf. Schon in den ersten Minuten wird klar: In dem Wald will man sich nicht verlaufen. Doch genau das passiert drei Freundinnen aus Bremen. Ihr Abenteuer wird zum Horrortrip - und am nächsten Morgen ist eine der Frauen tot. Der sozialkritische und am Ende doch gar nicht so düstere "Tatort" mit dem Titel "Angst im Dunkeln" ist am Ostermontag (1.4.) um 20.15 Uhr auf ORF 2 (sowie ARD) zu sehen.

Dabei wollten die Frauen (gespielt von Inez Bjørg David, Pegah Ferydoni und Sophie Lutz) nur testen, wie sicher der Wald für ihre überbehüteten Jugendlichen ist. Der Nachwuchs soll bald bei einer Art Pfadfinder-Mutprobe mitmachen. "'Dropping' kommt aus Holland", erklärt die Bremer Ermittlerin Linda Selb (Luise Wolfram) in ihrer nüchtern-belehrenden Art. "Eltern schicken ihre Kinder in den Wald und die sollen dann ohne Hilfsmittel nach draußen finden. Und das ist dann wahnsinnig pädagogisch wertvoll."

Keine Handys und kein GPS, aber auch kein Alkohol und kein Sex: Es dauert nicht lange, bis die Frauen die eigenen Regeln brechen. Den Weg zurück finden sie trotzdem nicht. Im Gegenteil: Je länger sie weg sind, desto mehr bröckelt ihre bürgerliche Fassade. In der hereinbrechenden Dunkelheit lassen sich die Risse ihrer heilen Welt nicht mehr kaschieren.

Ein Countdown zählt die Stunden bis zum Tod des Opfers, das durch Rückblenden bis zum Schluss - ganz untypisch für einen "Tatort" - eine aktive Rolle in dem Krimi einnimmt. "Ich lerne als Zuschauer jemand kennen, der tot ist", sagte Leah Striker, die mit dem Krimi ihr Regiedebüt beim Film feiert. Diese Fallhöhe habe sie gereizt. "Das ist auch wichtig für die Polizeiarbeit: Die Ermittler tauchen in ein Leben ein und nehmen das Opfer als Mensch wahr."

Mit schnellen Schnitten wechselt die Szenerie immer wieder zwischen der Finsternis im Wald und dem sonnendurchfluteten bürgerlichen Bremer Stadtteil Schwachhausen. Der "Tatort" zeigt diesmal ein ganz anderes Bild der Hansestadt: Altbremer Häuser dienen als Kulisse, wo Architekten und Ärztinnen wohnen, wo zum Erstaunen von Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) ein Klavier zum guten Ton gehört. "Die Leute hier sind selbst zum Morden zu spießig", urteilt ihre Kollegin Linda Selb.

Auf die beiden Ermittlerinnen wartet in ihrem fünften Fall gleich ein Dutzend Verdächtiger. Bei so vielen, teils nur oberflächlich erzählten Figuren, bleiben nicht nur die Kommissarinnen verwirrt zurück. "Es ist also noch alles drin: Unfall, Körperverletzung mit Todesfolge oder Mord", rätselt Selb. Aber ohne zu viel verraten zu wollen: Ohne Verbrechen wäre es kein "Tatort".