Nekam achat mishtey eynay (Avenge But One of My Two Eyes)
Israel, F, , 2005
Viele der Szenen in Avenge But One of My Two Eyes, einer der intelligentesten Filmessays über den israelisch-palästinensischen Konflikt, scheinen zunächst vertraut: Palästinenser stehen an Straßensperren; sie warten, ohne dass sie wüssten, ob und wann sie passieren dürfen. Mograbi filmt Männer, die von den Soldaten dazu gezwungen werden, sich auf Steine zu stellen; so verharren sie für Stunden. Er filmt, wie eine Frau, die ins Krankenhaus will, nicht passieren darf, ein gepanzerter Jeep hindert sie daran, indem er die staubige Straßenkreuzung in Beschlag nimmt: Er beschleunigt, bremst scharf ab, dreht um, beschleunigt wieder. Als wenig später zwei Krankenwagen eintreffen, attackiert sie der Jeep wie ein wilder Stier. Mograbi unternimmt eine Art Mythenforschung. Er besucht Schulklassen, in denen die Geschichte von Samson gelehrt wird die alttestamentarische Figur riss, da sie keinen anderen Ausweg sah, sich und 3.000 Philister in den Tod. Er besucht das Konzert einer Rockband, und alle Zeichen deuten darauf hin, dass man es mit einer progressiven Jugendkultur zu tun hat doch die jungen Männer huldigen dem radikalen Zionisten Meir Kahane, der 1990 in New York ermordet wurde. Und er besucht das einst von den Römern belagerte Massada die eingeschlossenen Zeloten brachten sich um, um nicht dem Feind in die Hände zu fallen. Doch Mograbi belässt die Analogien zur aktuellen Situation, zum aktuellen Selbstverständnis der Israelis unausgesprochen; das schützt den Film davor, schematische Gleichungen aufzustellen. «Ich liebe das Leben», sagt der Regisseur gegen Ende des Filmes, als er mit einem palästinensischen Freund telefoniert. Der ist sich nicht sicher. «Wenn du auf meiner Seite lebst, ist es dir gleichgültig, ob du lebendig oder tot bist.» (Cristina Nord)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Avi Mograbi
- Kamera
- Philippe Bellaiche
- Author
- Avi Mograbi