Im Jahr 2005 drehte Pedro Costa einen Kurzfilm mit Jeanne Balibar. Dreizehn Minuten lang sieht man die Schauspielerin in ihrer Garderobe und kann erleben, wie sich aus einem zunächst zögerlichen Gesang eine kraftvolle Stimme erhebt. Gedreht in kontrastreichem Schwarzweiß, ist Ne change rien eine minimalistische Filmstudie über das Verhältnis von Gesang und Sängerin, die damit schließt, dass am Ende des Stücks die Scheinwerfer wie Sterne über Balibar kreisen. Nun hat Costa einen Film mit dem gleichen Titel gedreht, der aus seiner Freundschaft zu Balibar und dem Tontechniker Philippe Morel entstanden ist. Diese Erweiterung und zugleich Vertiefung verfolgt Balibar von den Proben bis zur Aufnahme, von Rockkonzerten bis zu Gesangsstunden lyrischer Musik, vom Dachboden in Sainte- Marie-aux-Mines bis zur Bühne in einem Café in Tokyo, von «Johnny Guitar» bis zu Jacques Offenbachs «La Périchole». Es ist notwendig zu wissen, wo man sich befindet und wie weit man von dem, was man filmen will, entfernt ist. Das ist einerseits Reflexion und Intuition, andererseits Geometrie und Gefühl. Ich flüchte panisch vor kinematografischem Experimentalismus, der überlässt sich immer dem Dekorativen, der Verzierung, und ist vor allem kopflastig und sehr wenig sinnlich. Nur mit einem starken Blick auf einen gut definierten Raum kann man auf Abenteuer aus gehen, und dann erst verlieren wir uns in den Geheimnissen und Schönheiten eines Filmes. Und nachher aus dem Kino auf die Straße treten, die Welt wieder erkennend, die Menschen, die Bäume, die Steine. (Pedro Costa, Viennale-Katalog 2005)
(Text: Viennale 2009)
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Details
- Schauspieler
- Jeanne Balibar, Rodolphe Burger
- Regie
- Pedro Costa
- Kamera
- Pedro Costa
- Musik
- Rodolphe Burger, Pierre Alferi, Jeanne Balibar, Jacques Offenbach
- Verleih
- Stadtkino Filmverleih