Native Land
USA , 1942
Ein amerikanischer Klassiker des linken kämpferischen Dokumentarfilms, der
unnötig zu sagen, nur in totaler Unabhängigkeit von Hollywood
hervorgebracht werden kann. Um NATIVE LAND Stück für Stück in drei Jahren
fertig stellen zu können, müssen Paul Strand, Leo Hurwitz und andere
Mitarbeiter der Produktionskooperative Frontier Film auf
Labor-Veranstaltungen ( wo man das noch unfertige Rohmaterial zeigt) im
buchstäblichen Sinn mit dem Hut betteln gehen.
NATIVE LAND ist ein
Pamphlet, ein Agitpropfilm und ein Lehrstück in mehrfacher Hinsicht. Er
stellt die Geburt der Gewerkschaftsbewegung anhand der Versuche, sie zu
verhindern, dar: die Einschüchterungen und Bedrohungen, die Morde und
Massaker an Unions-Mitarbeitern, die Bespitzelung, Denunzierung und
Entlassung von sympathisierenden Arbeitern und das allmächtige und
skandalöse Schweigen der Medien angesichts der archaisch brutalen
landesweiten Repressionen. Schwarzes Amerika: eine Lektion in Geschichte.
Der Film verwendet, so vorhanden, Wochenschaumaterial und Fotografien. Da
beide spärlich gesät sind, muß er die entscheidenden Partien der gegen die
Gewerkschaft ausgeübten Gewalt in Form kleiner Spielfilme innerhalb des
Films nachstellen, und gerät dabei seltsam bleiern ins Fahrwasser
Hollywoods. Auch die Rhetorik des von Paul Robeson gesprochenen Kommentars
erteilt eine eigene Art von Lektion: wie sehr man Patriot sein muß (mit
allen Altlasten von Pathos und Naivität), um in Amerika links sein zu
dürfen. Das Ende des Films ist berührend, wenn der Sprecher (als wäre er,
geringfügig verwandelt, Lincoln und Washington in einer Person) die
Amerikaner auffordert, sich als freie Menschen zu erheben und für ihre
Rechte zu kämpfen.
Die Massen der Arbeiter indessen haben vermutlich Woody
Guthries My Land is Your Land befeuernder empfunden und NATIVE LAND
gemieden. Die Bomben auf Pearl Harbour, zusammenfallend mit der finalen
Entwicklung des Films im Labor, besiegeln sein Schicksal. Die Nation zieht
in den Krieg und versammelt die divergierenden Kräfte unter einer Schulter.
Das Elend im eigenen Land gerät aus dem Blick und NATIVE LAND in
Vergessenheit.
Österreichisches Filmmuseum
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Details
- Regie
- Leo Hurwitz, Paul Strand
- Kamera
- Paul Strand
- Author
- Leo Hurwitz, David Wolff (i.e. Ben Maddow, Paul Strand
- Musik
- Marc Blitzstein