In 38 Ländern von insgesamt 54 der Afrikanischen Union wird die rituelle Beschneidung junger Mädchen praktiziert. Der Altmeister des afrikanischen Kinos, Ousmane Sembène, hat sich mit dieser barbarischen Tradition, ihren Ursprüngen und aktuellen Praktiken in Senegal befasst. Und zeigt ohne aufklärerischen Gestus das nahezu unentwirrbare Ineinander uralter patriarchalischer Strukturen, das moderne Afrika und die individuelle Rebellion einer jungen Frau, gegen die Gewalt in ihrem Dorf.
Moolaadé handelt von einem Konflikt, der ein namenloses afrikanisches Dorf spaltet: Junge Mädchen fliehen vor der rituellen Beschneidung und bitten eine Frau um Asyl. In einfachen, klaren Bildern erzählt Sembène von einem unauflösbaren Dilemma, in dem die althergebrachte Tradition das Recht auf Schutz aufzuheben scheint. Der souveräne Duktus, mit dem die Figuren und Positionen umrissen werden, zeugt von Altersweisheit, von Film- und Lebenserfahrung, umso eindrücklicher das Bekenntnis zur Modernität: Im Gegensatz zu vielen Jungregisseuren aus seiner Heimat, die im westlichen Einfluss vor allem eine zerstörerische Kraft sehen, beschwört der 81-jährige Regisseur das Aufklärungspotenzial, das in dieser Öffnung steckt. Dass sich die Frauen des Dorfs emanzipieren können, verdanken sie den Medien aus der Ersten Welt in der letzten Einstellung folgt auf das Bild eines 150-jährigen Straußeneis auf der Spitze einer Moschee das einer Fernsehantenne. (Christoph Huber)
(Text: Viennale 2004)
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Details
- Regie
- Ousmane Sembene
- Kamera
- Dominique Gentil
- Author
- Ousmane Sembene
- Musik
- Boncana Naiga
- Verleih
- Stadtkino Filmverleih