Eine Gruppe junger Schauspieler reist aufs Land, um ein Stück von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais zu proben. Beaumarchais war ein Mann der Worte, und diese möchte die Theatertruppe mit einer Aufführung des «Figaro» wieder zum Leben erwecken. Obwohl die Finanzierung des Projekts nicht gesichert ist, scheint das Vorhaben zunächst ganz gut zu gelingen, bis das Gerücht, die Hauptdarstellerin würde die Proben verlassen, für einige Unruhe sorgt. Prolog: Die Statue des Beaumarchais überblickt den Platz. Beinahe ehrfürchtig richtet die Kamera den Blick nach oben, lässt den Komödien-Dichter zum Schirmherrn von Mon coursier hors d'haleine werden. Und schon findet sich die Theatertruppe am Bahnhof einer kleinen Loire-Ortschaft ein. Doch Beaumarchais ist kein Schutzpatron, und eine junge Frau möchte das Telefonat der Hauptdarstellerin Eva gehört haben, in dem diese für ein anderes Engagement zugesagt hat. Erster Akt: Das Gerücht geht die Runde. Dritter Tag: Die Finanzierung des Stückes scheint kaum mehr möglich. Pause: Beim Kartenspielen in der Wiese. Hat man wirklich Glück in der Liebe, wenn man Pech im Spiel hat? Balladen, Lieder und Klagen: Ein Mann probt allein im Wald, der Moment der Krise. Dritter Akt: Ein junger Schauspieler will abreisen. Der nächste Tag: Eine Berührung und ein Abschied. Und vielleicht findet Beaumarchais doch noch seinen Weg auf eine richtige Bühne. Christophe Clavert hat mit Mon coursier hors d'haleine einen Film inszeniert, der einerseits an Rivette und Jean-Marie Straub erinnert, aber andererseits - und das ist viel wichtiger - trotz seiner offenen Form von einer überraschenden Kompaktheit gekennzeichnet ist. In einzelnen Kapiteln durchschreitet Clavert die Entstehungsgeschichte des Stücks und die Proben als eine Serie kleiner Dramen und Komödien. Zwischen weiß leuchtenden Steintischen parlieren die junge Menschen im grünen Gras, lassen sich treiben und wirken allesamt zugleich lebensfremd und doch feinfühlig für ihre Umwelt. Dabei ist Mon coursier hors d'haleine, ganz im Sinn Beaumarchais', durchaus kein spröder Film, sondern mitunter sogar ein sehr lustiger: Wie oft kann man ein Lied abbrechen, weil man in Gedanken bei seiner Liebsten ist? Oft. Genauso oft wie man diesen Film sehen sollte.
(Text: Viennale 2009)
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Details
- Schauspieler
- Ève Gollac, Francois-Xavier Drouet, Arnaud Claude, Stanislav Dorochenkov, Sylvain, Maestraggi, Marilia Loiola de Menezes, Olivier Kervern, Aram Kebabdjian
- Regie
- Christophe Clavert
- Kamera
- Frédéric Mertz
- Author
- Christophe Clavert
- Musik
- Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais